sind nackt, bis zum Gürtel. Von der Vcrlieirathnng an tragen sie denselben Schurz wie
die Männer. Erst wenn ein Bekannter in die .Hütte kommt, fügen sie eine Art kleineren
Kambaya hinzu, der b.is über die Kniee reicht; die Brust bleibt unbedeckt.
An der Küste tragen sich die dortigen Culturweddafranen schon vielfach wie die
tninilischen Weiber (siehe die Abbildungen dieser Letzteren auf Tafel XXXllI—XXXVI).
Das zur Bekleidung von den Weddas gewählte Tuch ist in der Regel weiss: wir
haben nie anderes verwendet gesehen; in Folge dessen bietet das Tuch bei der ünreinhchkeit
der Weddas (siehe darüber oben Seite 378) einen sehr schmutzigen Anblick.
Ueber ihre Bevorzugung des weissen Tuches gegenüber anders gefärbtem siehe unten die
Bemerkungen über ihren Farbensinn, Seite 399.
Das Tragen von Tuch in der beschriebenen Weise ist für die an den Verkehrswegen
lebenden Weddas eine recht alte Sitte; so berichtet van Goens aus dem 17. Jahrhundert:
Frauen und Männer gehen von oben her nackt: Erstere haben eine grosse Leinwand
von der Mitte zu den Knieen um den Leib gewunden, und die Männer eine dergleichen
um die Lenden, welche von hinten zwischen den Beinen durchgezogen ist. Der
Anonymus 1823 fand das Schamtuch der Männer vier oder fünf Zoll bÎeit und das vorn
herabhängende, schürzenförmige Ende acht oder neun ZolJ lang.
In einem einzigen Falle sahen wir, dass ein Wedda ein Stück Tuch um den Kopf
geschlungen hatte; es war ein alter Mann von Gmuna. Nach Hoffmeister (43) banden
die vorgeführten Weddas ihre zum Geschenk erhaltenen Tuchstücke voll Freude um ihre
Köpfe. Der Anonymus 1823 sah zuweilen eine Schnur um den Kopf gebunden, um das
Haar von den Augen fernzuhalten.
Es kommt vor. dass die Weddas das geschenkte Stück Tuch mit auffallender Gier
ergreifen und anstatt etwa es ordentlich zusammenzulegen und so zunächst zu sich zu
stecken, es sofort roh um ihren Leib herumschlingen. So machte es der alte Wedda Sella
von Mudagala: er ergriff gierig das geschenkte Tuch, schlang es möglichst rasch und ganz
roh um seine Hüften und verlangte gleich mehr. So erzählt auch Hoffmeister, dass
ein Wedda das geschenkte Tuch sofort um seine Lenden befestigte, und dass er tanzte,
wie ausser sich.
Die Frauen indessen machen meist aus dem geschenkten Tuch ein ordentliches
Packetchen und stecken es so zu sich.
Wir können uns nicht versagen, die Erzähhing von einer Gerichtsscene in Ahipota
wiederzugeben, als em komisches Beispiel europäischer Prüderie: de Butts (17) berichtet
Folgendes: „Es scheint, dass irgend eine verwickelte Sache unter den Wedda-Aeltesten verhandelt
worden war, etc. Man beschloss, auf das Urtheil des britischen Richters zu vertrauen.
Bei Ihrer Ankunft in Alupota führten sie sich selbst bei ihm ein sans cérémonie.
Der Districtrichter war nun verhängnissvoller Weise ein starker Beobachtei' von dem, was
sich schickte, und er befahl, sobald er Worte finden konnte, um seine Entrüstung über
diese grelle Verachtung des Gerichtshofes auszusprechen, die ganze Gesellschaft der P.'ocessicrenden,
jung und alt, ohne Verzug hinauszuwerfen, mit starken Einschärfungen in
Bezug auf die Nothwendigkeit, den Dorfschneider zu consultieren. Für eine solche Kleinigkeit
Unkosten auf sich zu laden, war eine Idee, welche nicht für einen Augenblick die
Geistesruhe dieser Bürger des Waldes störte; ein Auskunftsmittel wurde nach der nöthigen
Berathung gefunden und demnach angenommen. Die mitleidigen Dorfbewohner kleideten
die Nackten, wie gute Samariter, mit Gegenständen, wie sie im Momente gerade am bequemsten
herbeigeschafft werden konnten, und in wenigen Minuten betraten die Weddas,
unter Anführung ihres Seniors, von Neuem die Gerichtshalle, in einer Verschiedenartigkeit
von eher seltsamen Bekleidungen. Einige waren wie ägyptische Mumien in ungeheure
Rollen von Bauerntuch eingewickelt, sammt den Armen und Allem, und hinderten so mit
Erfolg jeden weiteren Vorwurf hinsichtlich des Mangels von Kleidung; Andere erschienen
in Decken eingewickelt, von denen nur schon der Anblick, bei einem Thermometerstand
von 90", die unangenehmsten Gefühle hervorrief. Kurzum die Gleichförmigkeit des Kleides
der Natur war nicht mehr sichtbar, und statt dessen stand nun vor dem eben noch empörten
Repräsentanten der britischen Gerechtigkeit die denkbar bunteste Gesellschaft."
Schmuck. Der Schmuck ist von der Kleidung nicht scharf zu trennen; wir sahen
schon beim Blätterhüftrock, welcher vorw-iegend bei feierlichen Anlässen getragen zu werden
scheint, wie schwer eine Grenze zwischen beiden zu ziehen ist; ja Alles, was jetzt
Kleidung ist, die Lendenschnur mit eingeschlossen, mag ursprünglich Schmuck des sonst
nackten Körpers gewesen sein, und bei den höheren Varietäten repräsentiert sodann die
Kleidung zugleich den Schmuck, indem sie durch Zuschnitt, Farbe, Stickerei u. s. w. das
Gefallen zu erregen sucht.
Die ursprünglichsten, von jedem fremden Cultureinfluss unberührten Weddas scheinen
gar keinen Schmuck getragen zu haben, Männer so wenig, wie Frauen oder Kinder, und
so begegnet man noch heutzutage manchem Naturwedda der centralen Gebiete, welchem
jede künsthche Verzierung des Körpers fehlt; so sind Beispiele absoluter Schmucklosigk
e i t bei Männern des Nilgaladistrictes nicht selten; und zwar fassen wir nur diejenigen
Fälle in's Auge, wo auch die Durchbohrung des Ohrläppchens fehlt; denn bei der grossen
Mehrzahl der Weddas ist diese vorhanden, wenn auch sehr häufig keine Zierde darin befestigt
ist. Ein Beispiel eines jungen Mannes aus Kolonggala im Nilgaladistrict ohne jeden
Schmuck und also auch ohne Ohrdurchbohrung haben wir in Figur 5 der Tafel V abgebildet.
Wir besitzen in unserer photographischen Sammlung ausser diesem noch weitere
Beispiele, die sich allerdings, wie das abgebildete, sämmtlich auf jüngere Leute beziehen,
von denen also angenommen werden kann, dass sie später noch diese Operation an sich
vollziehen werden: indessen haben wir erst nachträglich an unseren Bildern auf diesen
Umstand geachtet; es liegt kein Grund vor, nicht anzunehmen, dass sich sowohl männliche,
als weibliche Individuen in den centralen Gebieten finden werden, denen ausser jedem
Schmucke auch die Ohrdurchbohrung fehlt.