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„Die Fauna von Ceylon, schreibt Brunner von Wat tenwyl , ist besser bekanm
als diejenige des indischen Festlandes und steht derjenigen der Sunda-Inseln näher als
der ersteren. Bemerkenswerth ist eine auffallende Verwandtschaft mit der Fauna vor
Madagascar und Mauritius, wo nicht nur gewisse Gruppen, sondern sogar mit Ceyloi
identische Species vorkommen, die sich auf dem afrikanischen Fcstlande nicht finden."
„Ceylon ist nebst den Sunda-Inseln das Land der Phasmodeen. Hier finden sicli
die Typen all' jener uugeflügelten Formen, welche den Systematikern so viel Mühe vet-
Ursachen, und far die geflügelten Necroscien hat Westwood das grösste Material aus Ceylon
bezogen. Die Zunft der Aschipasmen, bei welchen der Oberflügel in einen Dorn atropliieil
ist, während der Unterflügel vollständig entwickelt erscheint, findet sich nur auf Ceylon,
den Sunda-Inseln und Philippinen. Das seltene, nur auf den Sunda-Inseln und einigen
australischen Inseln (Viti) vorkommende fliegende Blatt findet sich auch auf Ceylon in
einer Species (Phyllium pulchrifolium, Scrv.)."
„Besonders interessant ist die Gruppe der Scelimenen, welche vermöge ihrer breiten
Hintertarsen auf dem Wasser schwimmen und geographisch auf Hinterindien und Ceylon
beschränkt sind."
„Die so charakteristische Holochlora biloba Stal (Locustodeen) findet sich ausser
auf Ceylon nur auf Mauritius."
„Eine ganz exotische Erscheinung ist die Chaeradodis squilla, Sauss. Dieses eigenthümliche
Genus mit blattartig stark erweitertem Pronotum findet sich im nördlichen
Südamerika von Panama, durch Columbien, Eguador bis Surinam iind dann wieder auf
Ceylon, in der angeführten Species, welche minime Unterschiede aufweist von einer in
Chiriqui in Costa Piicca vorkommenden Species. Irgend ein Verbindungsglied zwischen
diesen beiden Fundstätten ist nicht vorhanden."
„Unter den Gryllodeen hebe ich in erster Linie die Maulwurfsgrille hervor, welclif
in ihrer eigenthümlichen Form über die ganze Welt verbreitet ist und in Ceylon als
Gryllotalpa africana. Pal, eine ülser Afrika und Asien verbreitete Species, vorkommt."
„Aus der Zunft der Mantiden ist das Genus Hierodula reichlich vertreten. Die
europäische Mantis religiosa L. wurde aus Trincomali gebracht und liegt auch aus Penaiig
vor, so dass ihr indisches Vorkommen unzweifelhaft ist."
Die zu den Orthopteren gehörigen Termiten l)auen grosse Haufen auf bis zu Mannshöhe
und schädigen das Holzwerk der Häuser; besonders werden sie den Dachsparren
verderblich; sie fehlen dem Hochlande etwa von 40(10' an.
Spinnen sind äusserst reich vertreten; auf dem Kandy-Plateau erliielten wir mehrmals
die prächtige Vogelspinne (Poecilotheria fasciata, Latr.); ferner treiben sich,
besonders häufig auf grossen Blättern, die merkwürdigen, in ihrer Form gewisse Ameisen,
unter denen sie leben, genau nachahmenden Springspinnen umlier. Auffallend sind jene,
übrigens gemeinen Formen, welche an ihrem Hinterleib ein Paar lauger Hörner tragen
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(Gattung Gasteracantha. Ueber die von uns in Ceylon gesammelten Spinnen siehe
Karsch, 12). i i • -u
Chelifer lebt besonders häufig an Aborten und unter Baumrinden, desgleichen
Telyphonus. Scorpione sind zahlreich, so unter Anderen der 150 mm lange Pand
i n u s Kochi, Karsch. Von Myriapoden erwähnen wir der grossen, bis 150 mm langen,
braunschwarz und krebsroth geringelten Scolopendra Hardwickei, Newp., „unstreitig
das schönste Chilopod", wie uns der vortreffiiche Kenner der Myriapoden, E. Haase,
schreibt. (Siehe auch dessen Abhandlung, 9). Das Weibchen trägt seine weissen Jungen
am Bauche mit sich. Wir fanden diese Form hauptsächlich im trockenen Niederlande,
so bei Nikaweretiya (nordwestlich von Kandy) in f a u l e n d e n Baumstämmen amAbfluss des
dortigen Teiches.
VonJuliden ist der fast handlange und kleinfingerdicke, glänzend schwarze Spiros
t r e p t u s Kandianus, Humb'., auf dem Kandy-Plateau gemein und von Glomeriden der
braune Sphaeropoeus inermis, Humb., welcher zusammengerollt so gross ist wie eine
Wallnuss.
Unter den Crustaceen fallen hauptsächlich jene Krabben auf, welche längere
Zeit in der Luft zu leben und daher auf das Land zu gehen im Stande sind; so verwunderten
wir uns über eine kleine Krabbe, welche im trockenen Küstengebiet des Südostens
in der grössten Sonnenhitze auf dem weissen Sande etwa eine englische Meile
vom Meer entfernt herumspazierte. Sehr grosse Palaemoniden fischten wir in den
Teichen des Niederlandes.
S c h n e c k e n treten ausser der Helix haemastoma und ihren Verwandten wenig
vor; doch findet man interessante Heliceen und Deckelschnecken im feuchten, sowohl als
im trockenen Gebiete. Häufig sammelten wir auf dem Plateau von Kandy Helix-Arten mit
seltsam von zwei Seiten her zusammengedrückter Schale (Helix Rivolii, Desh., und
Verwandte); im feuchten Gebiete bis zur Höhe von c. 3000' ist Helicarion irradians,
Pfr., gemein, eine Vitrinide mit bernsteinbrauner Schale; unter Steinen sehr häufig sind die
merkwürdigen Vaginulus-Arten. In Teichen und Tümpeln leben Melanien. Ampull
a r i e n (Paludomus-Arten) in Menge und von Muscheln Unio.
Mehrere Arten von Blutegeln, darunter eine sehr grosse Form, sind in Bächen,
Teichen und Sümpfen häufig. Manche klettern gern in die Nasenhöhlen des trinkenden
Viehes und der Hunde. Regenwürmer durchwühlen den Boden in ausserordentlicher
Menge; eine gegen drei Fuss lange und über daumsclicke, mit blauem Schimmer überstrahlte
P e r i c h a e t a trifft man besonders häufig auf dem Kandy-Plateau; einen recht hübsch
himmelblau und weiss geringelten Perionyx fanden wir im Boden des Hochthales von
Nuwaraeliya. Die Perichaeten, wenigstens die vielen kleinen Arten, sind nicht träge
wie unsere Lumbriciden, sondern scUagen heftig mit Kopf und Schwanz hin und her,
wenn man sie anfasst. Auch im trockenen Niederlande kommen merkwürdige Formen
vor, unter den Kleineren solche mit langen und spitzen Rüsseln. Landplanarien finden
SARASIN, Ceylon m . 9