40 -il
i
'Â
im
I
vci-liesseii glcicli darauf die Rergspitzo in licitcrcr Stimmung. Noch lange hörte mau
ihi'cn Gesang ans der Waldwüste zu Füssen des Piks heraiiftOuen. —
Wir wollen nun noch einen raschen Blick auf die Thierwelt der Insel werfen,
welche wir bisher ganz ausser Acht gelassen haben. Dieselbe ist eine entschieden reiche
zu nennen, im Vergleich zu Europa sogar eine ausserordentlich reiche: sie tritt mis jedoch
keineswegs an allen Stellen in gleicher Fülle entgegen; an vielen Orten, zu welchen gerade
die von Europäern am häufigsten besuchten gehören, ist sie sehr spärlich. In diesem
Umstände haben wir den Grund zu suchen, weshalb viele Reisende, auch Naturforscher
wie Häckel, hinsichtlich der Thierwelt Ceylons sich enttäuscht fühlten.
Arm an Thierleben ist zunächst das gesammte Cul tur land, welches ja auch gleich
an der Küste den von auswärts Ankommenden empfängt. Die Palmenhaine scheinen der
Entwickelung des Thierlebens so wenig günstig zu sein wie zusammenhängender Hochwald.
Dazu kommt, dass die Hausthiere der Eingeborenen, wie die Hunde, die Katzen,
die Schweine und das stets zahlreich gehaltene Geflügel mit dem überflüssigen Thierleben
sauber aufzuräumen wissen. Sobald wir aus dem Naturlande nach den Dörfern mit ihren
Palmenbäumen kamen, wussten wir sofort, dass es mit ausgiebigem Sammeln von Thieren
ein Ende hatte. Nur eine ungeheuere Anzahl dreister Krähen bevölkert das Baumwerk
und die Dächer der Hütten, in erster Linie eine graue mit schwarzen Flügeln (Corone
s p i e n dens, Vieill.), welche im Aussehen unserer Nebelkrähe entspricht und sich ausnehmend
frech benimmt; sie fliegt in alle Zimmer hinein und stiehlt die Speisen vom
Tisch. Ihr heiseres Krächzen tönt im Chor den ganzen Tag in den Strassen von Colombo.
Diese Krähen sind nicht ganz leicht zu schiessen, weil sie, äusserst misstrauisch, die Augen
überall hin haben und die Flinte kennen. Erlogt man eine, so versammelt sich ein ganzer
Schwärm aus der Umgegend auf die nächsten Bäume und Dächer um den gefallenen Genossen
unter unerhörtem Gekrächz, andere fliegen in Kreise, einen dichten Schwärm bildend,
um den Ort der That. Nachdem sie sich verzogen haben, meiden sie längere Zeit die
Stelle, l^esonders wenn der todte Vogel liegen gelassen wird. Daraus gellt die merkwürdige
Thatsache hervor, dass diese äusserst klugen Thiere die Bedeutung des Todes kennen und
deshalb durch dieses Ereigniss in gewaltige Aufregung gerathen. Man beobachtet übrigens
dasselbe Benehmen auch bei anderen Arten. Die graue Krähe hält sich hauptsächlich im
Culturgürtel der Küste auf, das heisst fast überall im Umkreise der Insel, wo sich Cultur
findet, und im Innern in den grösseren Orten; dagegen wird sie in den Dörfern des inneren
Niederlandes durch die ganz schwarze Cor on e m acr 0 r h y n cha, VVagl., vertreten, welche
unserer gemeinen Krähe ähnlich ist und mit den ärmeren Culturplätzcn als Jagdgründen
vorlieb nehmen niuss. Sie ist zwar grösser als die graue, oft'enbar aber weniger intelligent,
weshalb sie von der letzeren aus den ergiel)ig.sten Orten verdrängt wird.
Der Fremde, welcher in Colombo den Boden Ceylons betritt, l:at sich vor allem
anderen an drei unangenehme Dinge zu gewöhnen, welche ihm gerade in diesei' Stadt
besonders fühlbar entgegen treten: die grosse Hitze, die Zudringliclikeit der Eingeborenen
und das unaufhörliche Concert der grauen Krähen; hat er aber das erste Gefühl der ünbehaglichkeit
überwunden, dann beginnen sich ihm die E.eize der berühmten Insel von
Ta<^ zu Tag reicher zu enthüllen.
An Rothwild fehlt es im Culturlande natürlich gänzlich; von Säugern macht sich
am meisten bemerklich die in keinem Hause und keiner Hütte fehlende Wanderratte,
welche sich in den Hinterhäusern auch über Tags ganz ruhig sehen lässt ; Nachts
tummelt sie sich in den Zimmern und unter dem Dache umher. Es stellen ihr zuweilen
Zibethkatzen und Mangusten (Herpestes) nach. Auch eine grosse Natter (Zamenis
mucosus, L.,) klettert gerne unter das Dach und jagt des Nachts hinter den Ratten her.
Da in vielen Häusern Ceylons, den sogenannten Búngalos, die Zimmerdecke nur durch
eine ausgespannte und geweisste Leinwand vorgestellt wird, geht während der Nacht auf
derselben oft ein aUgemeines Lärmen und Poltern los. Zuweilen tönt es wie ein heftiger
Peitschenschlag auf die Docke, und gleich darauf folgt ein schrilles Quietschen: es hatte
sich eine Schlange auf eine Ratte hingeschncllt und sie ergriffen; denn diese Art führt
grosse Sprünge aus, auch auf Menschen, wenn nran ihr zufällig zu nahe kommt, wie wir
an uns selber erfahren haben, da sie ein gänzlich unschädliches Thiei- ist, erschrickt
man in solchem Falle unnöthiger Weise. Noch grösser wird der Lärm auf der Decke,
wenn eine Zibethkatze sich hinter die Ratten hermacht.
Einen bescheidenen thierischen Schmuck der Cnlturhaine stellt das kleine dreigestreifte
Eichhörnchen, Sciurus palmarurn, L., (gleich tristriatus, Watorh.) dar. Es
klettert an allen Palmenstämmen auf und ab, hat aber einen etwas armselig befiederten
Schwanz und gewinnt infolgedessen und auch durch die Form seines Kopfes eine fast
bedenkliche AehnUchkeit mit Ratten; es ist aber im ganzen ein hübsches, kleines Geschöpf,
dem man gerne zusieht, und das auch durch seine pfeifende Stimme belebend wirkt. Im
Cultnrhain von Knrunegala (nordöstlich von Colombo) erlegten wir ein Paar des ceylonesischen
fliegenden Eichhornes, Pteromys oral, Tick.; man sieht sie aber selten.
Wo Baumwollbäume (Bonibax malaliaricum, DC.) stehen, da finden sich zur
Zeit, wo sie sich ganz mit Blüthen überdecken, wie im Januar, die Fiederfüchse
(Pt er opus niedius, Temm.) in grossen Schaaren ein und machen sich über die Blüthen
her. Während des Tages bleiben sie wie fremdartige, braune Früchte an den Aesten irgend
eines zum Schlafplatze erwählten Baumes hängen; wenn dann die Sonne untergegangen
ist und der westliche Himmel in Orange glüht, erheben sie sich als Schwann in die Luft
und führen weite Kreise aus, wie die Falken; ihr Flug ist ein edles und ruhiges Dahinschwimmen.
Nachdem sie sich eine Zeitlang in der Abendluft gebadet, stürzen sie sich
auf die Baumwollbäume und raufen sich nun um die Blüthen unter unaufhörlichem Zanken
und Keifen.
Singvögel zeigen sich im Culturhain mehrere, einige darunter mit artigem Gesang;
doch wird die Luft niemals davon erfüllt, wie bei uns im Frühjahr von den Liedern
der Buchfinken, Amseln und Nachtigallen. Sehr gemein ist überall Pycnonotus haemor-
S A R A S I N , Ceylon III.
$N