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im Männchen schwarz und weiss gefärbte Pr a t incol a bicolor, Sykes, beleben die Gärten
und die Grasfiächon von Nuwaraeliya.
Eine unerwartete Pracht bietet unserem Auge im TTochlande die zu den Corviden
gehörige Cissa ornata, Wagier, dar, eine endcmische Art Ceylons; man erschrickt fast,
wenn im düsteren Waldparke des Hochlandes plötzlich dieser wundervolle Vogel vor den
Füssen auffliegt. Er hat etwa die Grösse einer Elster, Ober- und Unterseite strahlen
in Saphirblau, Kopf und Flügel deckt ein gesättigtes Kastanienbraun, ziimoberroth leuchten
Schnabel und Füsse.
Einen ebenso grossen Reichthum wie an Vögeln weist Ceylon an Reptilien auf,
sowohl an Eidechsen, als an Schlangen, und in^ feuchtei^ Theile, besonders im Gebirge,
an Amphibien. Mit der hier vorkommenden Artenzahl häh Europa keinen Vergioich
aus. Im Gebirge linden sich einige merkwürdige endemische Formen, welche theilweise
streng localisiert, nur auf gewisse Thäler beschränkt zu sein scheinen. Von den Reptilien
haben wir des Krokodils, der Wasserschildkröten und der Rattenschlange schon Erwähnung
gethan. Sehr befremdet es, im Niederlande plötzlich eine mit zierlich schwarz und gelb
gefärbten, regelmässig geschnittenen Schildern geschmücktc Schildkröte vor sich auf dem
Roden liegen zu sehen, die Testado elegans, Schoepff: mau scheut sich anfangs fast,
sie aufzuheben und mit fortzunehmen, da man unwillkürlich denkt, sie müsse Jemandem
gehören. In ausserordentlicher Menge fanden wir sie auf der Halbinsel Kalpitiya an der
Westküste, aber auch sonst im nördlichen Niederlande. Oft sind diese Schildkröten mit
ungeheuer grossen Zecken behaftet, zwei und einhalb Centimeter laug und anderthalb breit.
S e e s c h i l d k r ö t e n kommen öfters zum Legen ihrer Eier an den Strand; im Süden lioi
Point de Galle wird das Schildplatt der Chelone imbricata, L., vielfach zu den Kämmen
verarbeitet, welche die Siughalesen tragen, und zu Schmuckkästchen. Das beste Schildpatt
komme von Siugapore, sagte man uns in Galle; an diesem seien die schwarzen
Wolken scharf vom gelben Grunde geschieden, während am Schildplatt der bei Galle
gefangenen Schildkröten die beiden Farben verwaschen ineinander spielten; wir übei'zeugten
uns von der Richtigkeit dieser Angabe.
Recht häufig in der Nähe der Teiclie und Sümpfe stösst man auf die grosse,
6 Fuss und mehr Länge erreichende Kabaragoya der Siughalesen (Varanus salvator,
Laur.); sie wird von den Eingeborenen genau unterschieden von der Talagoya (Varanus
b e n g a l e n s i s , Daud.), welch' letztere ihres Fleischos wegen eifrig verfolgt wird, währeml
die erstere für ungeniessbar gilt. Auf der Haut des Varanus salvator fanden wir regelmässig
gewisse Zecken festsitzen, welche genau wie die schwarz und weiss gesprenkehon
Schuppen der Eidechse gefärbt und deshalb nicht auf den ersten Pdick zu erkennen wai'cii.
Ueberau gemein im Buschwerk, an den Wegen und Strassen ist die in bunten
Farben spielende Agamide Calotes versicolor, Daud. Das Männchcn färbt zuweilen
den Leib grün und den Kopf zündroth. Im Hochland wird der Versicoloi- durch den lic-
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deutend grösseren, beispielsweise um Nuwaraeliya sehr gemeinen Calotes nigrilabris,
Ptrs., vertreten, mit schwarzem Zügel und zwiebeiförmig angeschwollener Schwanzwurzel.
An Felsen und auf Steinhaufen der Strasse huschen die kupferfarbenen Scinciden
herum, welche sehr gewandt und deshalb schwer zu fangen sind. Im Boden selbst leben
unter Anderen die zu den Scinciden gehörigen, merkwürdigen Acont ias -Ar ten, an welchen,
wenn man sie nebeneinander stellt, das successive Verschwinden der Extremitäten gesehen
werden kann. Das Genus ist auf Ceylon, Madagaskar uud Südafrika beschränkt. Acont
i a s burtonii, Gray, weist noch alle vier Extremitäten auf, jede mit drei Zehen versehen;
A. monodactylus, Gray, besitzt die vier Extremitäten ebenfalls noch, aber nur in Form
stumpfer Knospen, ohne Zehen. Wir selbst entdeckten eine neue Form, in der Erde
zwischen Dambulla und Habarana, welche nur noch die hinteren Extremitäten aufweist,
und diese in Knospenform, ohne Zehen. Herr Rathsherr F. Müller (.18, p. 702) hatte
die Freundlichkeit, diese Form nach uns als Acont ias sarasinorum, F.Müller, zu benennen.
A. layardii, Kelaart, endlich ist ohne jede Spur von Extremität. Auffallender
Weise hat Acontias sarasinorum ausserdem die Kopfbeschilderuug der specifisch madagassischen
Formen.
Auf dem Plateau von Kandy findet man häufig den durch helmartigen Kopf und
einen runden Höcker auf der Nase ausgezeichneten Lyriocephalus scutatus, L., eine
endemische Form Ceylons; wir lasen ein junges Exemplar auch im Niederlande auf, im
Walde bei Nikaweretiya (nordwestlich von Kandy).
El^enfalls endemisch sind die Ijescheiden, aber bei näherem Betrachten doch zierlich
gefärbten Ceratophora-Arten, mit einem spitzen, aber weichen Horn auf der Nase
eigenthümlich geschmückt; sie leben im Hochland auf Bäumen und Sträuchern; man findet
sie viel bei Nuwaraeliya; sie lassen sich ohne weiteres anfassen. Ceratophora stoddartii,
Gray, ähnelt in der Farbe bis zu gewissem Grade einer mit weissgrauen Flechten Tjedeckten
Baumrinde; sie scheint ihre Färbung eiiiigermaassen der Unterlage anpassen zu können;
eine am schwarzgrauen Stamm eines Baumfarns beobachtete zeigte einförmig düstere Farbe.
Aehnliches ist von der interessanten und äusserst trägen Cophotis ceylanica, Ptrs., zu
sagen, welche mit dem Schwänze sich festhalten kann, wie ein Chamäleon.
In allen Hütten und Häusern treiben sich Geckotideii umher und erfreuen des
Abends durch ihre huschenden Bewegungen, wie sie an den flachen Wänden oder an der
Decke kleljen, und durch ihre sanften Stimmen.
Auch an Schlangen bietet uns Ceylon einen entschiedenen Reichthum dar; darunter
treten uns scliöne Formen entgegen, und besonders thun sich die Giftschlangen durch
bunte Färbung hervor. So leuchtet freudig grün, mit tiefschwarzer Zeichnung, der gerne
auf Zweigen von Sträuchern ruhende Trimeresurus trigonocephalus, Daud.; man
muss beim Durchstreifen des Gebüsches sich vorsehen. Auf der Erde schleicht langsam
die grosse Vipe r a russelii, Shaw, einher, von brauner Farbe mit schwarzen, ringförmigen
SAEASIN, Ceylon III. ß