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Trotx all dem Gesagton möchten wn^ Virchow durchaus beitreten, wenn er denkt
.1er Hund könne erst später bei den Weddas emgeführt sein, weil er sich, wie lïailey
ange),e, ni nichts von der gewöhnlichen Rasse Ceylons unterscheide. Dies ist vollkommen
nchtig d,e Hunde der Weddas sind niclits anderes als die sogenannten Pariahnndo der
N.,ghalesen und Tamilen. Dafür, dass die Weddas erst secnndär mit dem Haushnnde ),eka.
nnt w,n-den, spricht auch der Umstand, dass sie nicht im Stande zu sein scheinen eine
eigene Zucht anzulegen; denu in Dewilane sagten sie uns, sie kanften ¡u.ige Hunde vou
den Dorisnighalesen gegen Homg. was schon an sich beweist, dass die Weddas keine
eigene Hunderasse haben; sie lassen sich dieselben, wenn sie ihrer benöthigen, von den
S.nghalesen in gleicher Weise liefern wie ihre eisernen Axt- und PfeilkUngeir o-ehen sie
Ihnen ab, so leben sie, wie ursprünglich, ohne dieselben und zwar so lange, bi.^ sie sich
wieder m der Lage sehen, von Neuem solche zu erwerben. So halten wir es für niöoich.
dass aul dem üanigala oder Degala oder auf einsamen Felsstöcken von Tamankaduwa
Famihen >-on Natur^^-eddas angetroffen werden könnten, welche der Hunde entbehren
A\ir erinnern uns nicht. 1885 solche in Kolonggala, am Fusse des Danigala, gesehen zu
haben: eine Familie, welche von dort heruntergekommen war. hatte keine mit siclr b,.i
der Weddalannlie, welche wir in Figur 49 (Tafel XXVI) abgebildet hal.en. liat sich kein
Hund eingestellt: wu' hätten ihn sonst nntphotographiert. Dies sind nun alles keine Beweise.
nnd die Frage bleibt weiter zn untersuchen. Jedenfalls aber glauben wir, dass de,-
Otedanke an emen ursprünglichen Besitz von Hunden seitens der Weddas schon vor
'lem Andringen höherer indischer Stämme darmn von der Hand zu weisen sei weil der
in Vorderindien lebende Wildliund auf Ceylon fehlt; der Schakal aber ist doch schwerlich
der Stammvater des indischen Pariahundes, und letzterer nalnn seine Entstehung jedenfalls
nicht in Ceylon bei den Weddas, sondern in Indien. In Anbetracht der Tlmtsache
dass der Weddahund nichts anderes ist als der indische Pariahund, spricht die Erzählunovon
Porcival . derzufolge ein holländischer Officier ein Paar Weddahunde für vierhundert
Rixdollars verkaufen konnte, mehr für das wissenschaftliche Interesse, als für die Einsicht
des Käufers.
Eine interessante Analogie zu dem Ümstande, dass die Weddas den Haushund
zwar erst secnndär durch die Cnltur-Inder erwarben, dann aber sehr hoch schätzen lernten,
bildet das diesbezügliche Verhalten der Andamanesen. Der beste Kenner derselben, Man'
lässt sicl, folgendermaassen darüber vernehmen (64, pag. 341): ..Vor misercr Besitzergreifung
dieser Inseln besassen die Andamanesen keine Hunde, und es .lauerte einige Zeit
(1865), bis sie ihre Brauchbarkeit auf der Jagd gewahr wurden; abei- jetzt etc. scliätzen
« e sie hoch und nehmen eifrig alle an, welche wir ihnen geben können: obschon mit
jeder absichtlichen Freundlichkeit behandelt etc. ist die Dressur, denen die Hunde
unt(.rworfen werden, sehr streng etc. Die Sitte, die Hunde durch Pfeifen aufzubieten,
wurde natürtich uns selbst entlehnt wie auch der Brauch, ihnen Nameu zu geben
etc." Jagor äussert sich sogar dahin, dass er sagt (46, pag. 55): ..OIuh- Hunde gelingt
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es heut den in Wohnstätten verkehrenden, verweichlichten Andamanesen nicht ieiclit,
Wildschweine zn erlegen; Hunde sind aber noch nicht lange eingefühlt, sie werden mit
dem Hindostani-Nanien Kutta benannt. Anmerkung: Nach Dr. Day's Angalie (i'roc. As.
Soc. Ii. 166) sollen die Andamanesen erst 1865 durch einen Birmanischen Kli'ichtling mit
den Hunden bekannt geworden sein.'"
In so grosser Abhängigkeit, wie Jagor zufolge die Andamanesen jetzt schon,
stehen die Weddas entschieden noch nicht von ihren Hunden, obwohl sie ja schon viel
länger als die Andamanesen von diesem Ilausthiere Kenntniss bekommen haben; auch
darin erweisen sich die Weddas gegenüber den Errungenschaften einer höheren Cultur
als spröde.
Ausser den Hunden halten die Natin'weddas keine Hansthiere, ausnahmsweise vielleicht
ein paar Hülinei- (Anonymus 1823 nnd andere Autoren), die sie von iliren Cultnrnachbarn
gelegentlich eintauschen konnten: doch führt diesei- Besitz hinü))er zum
Haushalte der ('nlturwe<ldas. Diese lialten sicli ausser Hunden und Hühnern auch gelegentlich
den Düffel als Haustlüer, von welchem sie die Milch gewinnen lernten (Nevill):
auch begannen ihn einige Culturweddas, ebenso wie die Tamilen und Singhalesen, als Hilfsmittel
zur Jagd zu benutzen, von welch' Letzteren sie dies natinlich gelernt haben. Der
Jäger näliert sich nämlich dadurch unbemerkt dem Wilde, dass ersieh hinter einem seiner
Büffel verborgen hält und diesen mit Hilfe des in der Nase befestigten Strickes sachte
nach dem Wilde zuleiikt (cf. Tennent , fiailey, 6, pag. 288).
Dass solclie Büffel dann gelegentlich einmal zum Pieiten benutzt werden (Nevill),
kann nicht verwundern. In einem durch De Zoys a bekannt gemachten singhalesischen Gedichtchen,
welches ein Wedda- und zwar ofi'eiibar ein Culturweddapärchen aus dem Bintennedistrict
schildert (siehe auch oben Seite 389), heisst es unter anderem: „Lass uns beide
auf dem Rücken des Büffels reiten.'-
Je nach Ausdehnung und Ertrag der vou den Culturweddas bebauten Tschenas
werden viele oder wenige oder auch gar keine Büffel gehalten.
Ausser Hund, Büffel und Hühnern halten die Culturweddas noch Katzen, wie
wir an der Küste und I'apageien, wie wir im Mahaoyadistrict beoliachteten; all das ist
Nachahmung der Tauiilon und Singlialesen und deshalb nicht von weiterem Interesse.
Kunsterzeuglüsse, soweit solche noch niclit besclirie'ben worden sind.
Wir hatten anfangs gehofft, in diesem Al)schnitte alles, was ein Naturwedda von
(ienithen. respe(-tive von Krmsterzeugnissen braucht, zusammenfassend beschreiben zu können:
aber es war nicht wohl thunüch, von der Schilderung der Kleidung und der vegetabili-
S(-hcn und animalischen Nahrung die der Gcräthe zu trennen, deren Verwendung damit
im Zusammenhange steht. So fanden folgende Gegenstände bereits ihre Darstellung: Die
Lendensclmur (Seite 387). der Ritibast (Seite 391). der Grabstock (Seite 405), Axt (Seite 418),
Bogen (Seite 420), Pfeil (Seite 424), die hypothetische Keule (Seite 431), Holzmesser zum