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Wir tagen einige Tcmporaturlinien bei, um das Gesagte zu demonstrieren
vorige Seite). Sie sind nacli den Zalilen constroiert, welche von den Herren Fergnson in
ihrem vortreffliclien Ceylon llandl>ook (7) publiciort worden sind. Die Fahrcnheitsgrade
haben wir in die Celsius'sche Scala umgerechnet.
Indem wir nun die Insel noch etwas näher in's Auge fassen wollen, theilen wir das
ganze Gebiet ein in das Niedorland und das G e l ) i rge und wollen nun versuchen, eine
ganz kurze Schilderung zunächst des ersteren zu entwerfen, um hernach auf das Gebirge
überzugehen. Dabei l)eschränken wir uns fiir's erste vollständig auf die ConHguration des
Bodens und auf die Pflanzeudecke; der Thierwelt werden wir dann am Scldusse dieses
Abschnittes einige Worte widmen.
Der um das Gentraigebirge laufende Gürtel von Niederland steigt von der Küste
gegen den Fuss des Gebirges leise an, und zwar wird man im allgemeinen sagen können,
dass die Steigung des Niederlandes um so schwächer ausfällt, je weiter die Küste vom
Gebirge entfernt liegt. Zur Erläuterung der Erhebung des Niederlandes sei erwähnt, dass
Bibile am östlichen Fusse des Gebirges c. 800' hoch gelegen ist, Wellawaya am Südostfuss
c. 600, Eatnapura am Südwestfuss c. 110, Ambepusse am Fusse der Nordwestecke
des Gebirges c. 180, Nikaweretiya zwischen Kurunegala undPutlam c. 250, Anuradhapura
c. 312. Das Niederland verhält sich also zum Gebirge wie ein breit auslaufendes, nach
dem Meere zu wenig abwärts geschrägtos Postament, und auf diesem erhebt sich dann
der Gebirgsstock Avie ein mächtiger Thron, dessen ßückenlelme an seinem Südende steil
sich orhel)t, dessen Armlehnen von Süden nach Norden langsam sich senken, und dessen
Stufen nordwärts nach der Ebene hinabfallen. Auf eine genauere Scliilderung seines Pieliefs
kommen wir unten zurück.
Ueberblicken Avir den Nicderlandgürtel als Ganzes, so ist er nicht etwa als eine
vollständige Ebene aufzufassen: sondern er erweist sich als von vielen niedrigen Felshügeln
ü)}crsät, w^elche in drei Kategorien zerfallen; erstlich unterscheiden wir solche,
welche als Ausstrahlungen des Ceutralgebirges aufzufassen sind, indem sie mit diesem zusammenhängen
und gegen die Ebene zu ausfahren; zweitens einzeln, scliroff und unvermittelt
aus der Ebene aufsteigende Felsenhügel, welche vermuthlich Ueberreste ursprünglicli
zusammenhängender und im Centraigebirge wurzelnder Gebirgsketten darstellen. Endlich
glauben wir, selbständige, aus dem Niederland sich erhebende, kleinere Gebirgscentren
unterscheiden zu können, welche wiederum sternföi'inig in mehreren Strahlen üljer dassell)e
hin sich ausbreiten, wie z. B. die im östlichen Niederland aufsteigenden kleinen Gebirgsstöcke,
welche wir, dem Vorgange der dortigen Eingeborenen folgei.id, mit den Namen
D a n i g a l a und Dewi- oder Degala hinfort liezeichnen wollen. (Danigala kommt vermuthlich
von dan, der essbaren Beere des Strauchcs oder kleinen liaumes Eugenia
c a r y o p l i y l l a c a , Wight, Myrtaccac und gala, Fels, und lieisst also so viel wie Danbcci-enfels:
Dewigala von dewiyo, Götter, zusammengezogen dewi oder de, lieisst, wie oben
schon Ijemeikt, demnacli Götterfels.) Die oberste Spitze des Dewigala ist, wie ebenfalls sclion
oben hervorgehoben, die den Umschiffern Ceylons als Friarshood oder Mönchskappe wohlbekannte,
2100' hohe, Felskuppe.
Die einzeln aus der Ebene sich erhellenden Felsenliügel sind sehr oft kuppelförrnig
allgewittert, weshalb sie von Joh. Walther sehr hübsch mit dem Namen Gneissdome
liezeichnet wurden (25, pag. 360). Ein vortreffliches Beispiel eines solchen Gneissdomes
stellt der Damlmlgala l)ei Dambulla (im Niederland nördlich von Kandy) dar, welcher den
altberühmten singhalesischen Felsentempel in seinem Schoosso birgt. Er ist c. 1100'
hoch, und auf seinem rundgewölbten Rücken löst sich der Gneiss durch die Verwitterung
in schalenartigen Platten los.
Mehrere dieser ganz isoliert dastelienden Gneissdome halten sich in der Höhe
zwischen 1000 und 2000' ; so der lieilige Mihintalefels bei Anuradliapura (Höhe c. 1000'),
der Sigiriya nordöstlich von Dambulla mit Ruinen alter Befestigungen aus dem Jahre 477
p. ein-. (Hölle c. 1150'; nach Tennent II, pag. 579 allerdings nur 400'; es wurde von
seinem Gewährsmanne wohl nur die Höhe der Felsfiuh von ihrer Basis Ijis zur Spitze
gemessen und niclit die Höhe der letzteren über dem Meeresspiegel); ferner der Etagala
bei Kurunegala (nordwestlich von Kandy, Höhe c. 1100'), und Gnnnersquoin im Niederland
östlich von Dambulla (Höhe c. 1700'; die Höhenangaben sind Ferguson's Directory entnommen).
Ein besonders anziehendes Bild eines .Gneissdomes bietet der Ni lga l a , zu deutsch
Blaustein, im östlichen Niederlande beim Dörfchen gleichen Namens. Wir geben umstellend
eine photographische Abbildung desselben wieder.
Er liegt mitten im wilden Gebiete der Weddas und birgt eine Höhle, welche
früher vielfach von ihnen als Wohnort benutzt worden war. Im Vordergrunde des Bildes
sieht man 1)rach liegende Reisfelder des Dorfes Nügala, dann folgt der längs dem Patipalflusse
sich liinziehende Urwald; im Hintergrund erhebt sich, von weitem in prächtig blauer
Farlie strahlend, der Nilgala.
Wenn man vom Meere aus nach der Insel blickt, erscheint das Niederland von
kreuz und quer verlaufenden Felsenzügen ausserordentlich reichlich durchzogen, viel dichter,
als es unsere kleine Karte zeigt. Gewisse Felskuppen treten deutlicher hervor und dienen
seit langer Zeit den Umschitiern Ceylons als Bandinarken; man benannte sie nach einer
zufälligen Aehnliclikeit mit irgend einem Gegenstande; so, wie schon erwähnt, die höchste
Felsenkuiipe des Dewigalastockes als Mönchskappe (Friarshood), einen einzelnen FeJshügel,
nordwestlich davon gelegen, als Laffette (Gunnersciuoin), wieder einen andern als Westniinsterabtei
und so fort. An manchen Stellen kommen die Felsenzüge bis an den Strand
heran und stiirzen hier steil gegen das Meer al), so z. B. an der Westküste liei Mount
Lavinia, dann bei Point de Gallo, an der Südostküste bei Kirinde und am schroifsteu bei
Trincomali; von dieser hohen Zinne eröffnet sich ehi w^eiter Ausblick auf die Meeresfläche,
und hier war es, wo jenes von seinem Gelie))ten verlassene holländische Mädchen Ab