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audors. als wenn Siniilialesen oder Tamilen mit dabei seien: Information gäben sie, im
(ie.ueiisatz zn andern Rassen, nicht freiwillig; man habe dieselbe aas ihnen herauszuziehen.
I l a r t s h o r n e berichtet, sie seien so ernsthaft, dass sie gar nicht lachen könnten:
er fand den Ausdruck der von ihm in Kandy Beobachteten sehr unglücklich; es sei jede
deidvbai'e Methode versucht worden, sie zum fjachen zu bringen, aber ohne Erfolg. Gefragt,
ob sie je lachten, hätten sie gesagt: „Nein, warnm sollten wir? Was ist da zu
lachen?" Der Anl)lick einer lachenden Person habe in ihnen ein (iei'ithl von unmissverständlichem
Ekel erregt.
Dies(> .\ngabe llartshorne's ist irr ihrer Allgemeinheit nicht richtig und wurde
aucli von Nevill und Stevens mit B,echt bestritten. Nicht nur Culturweddas, sondern auch
ächte Naturweddas köimen ganz heiter lachen. So fanden wir es in Dewilane und ebenso
in Kolonggala. An diesem letzteren Orte erzielten wir eine besonders grosse Heiterkeit der
ganzen Gesellschaft durch folgenden Umstand: Der Eine von uns kann nämlich freiwillig
seine Ohren in Bewegung setzen, und da fiel uns ein, unsere Weddas auf eine solche
Fähigkeit hin zu prüfen. Als Versuchsperson diente der auf Figur 4 (Tafel IV) dargestellte
^lann. Es wuixle nun das Kunststück produciert: dann forderten wir ilin auf. es nachzumachen.
Da man Allen mitgetlieilt hatte, um was es sich handelte, sahen sie denn auch
iiisgesaunnt mit gespannter Aufmerksamkeit nach ihm hin. Er seinerseits sah mit etwas
dummem Gesicht starr nach dem Himmel; seine Ohren aber lilieben wie festgenagelt.
1'lötzlich brach Einer, darauf, von diesem angesteckt, die ganze Gesellschaft in helles Gelächter
aus, und namentlich heiter lacljeu sahen wir den auf Figur 10 (Tafel Vll) porträtierten
Naturwedda vom Danigala. Es war ein offenes, nicht aliei' etwa ein selir laut
schallendes, sogenanntes gemeines Lachen, und es dauerte nicht ülier Gebühr an.
Eine Ausnahme bilden nun aber die Weddas von V^'^ewatte, und für diese behält
Hartshorne im Allgemeinen Beeilt; er hatte in Kandy solche aus jenem Districte
vor sich, und er fcdilte nur darin, dass er seine lieobachtung auf alle Weddas überhaupt
ausdehnte. Dass seine \Veddas aus der Wewattegegend stammten, gelit aus dem Umstand
hervor, dass sie für die A.\t das Wort galreki gebi'auchten; wir werden unten (Abschnitt:
Sprache) zeigen, dass von Allen nur die Weddas des Wewattedistrictes diese Bezeichimng
haben. Die von llartsliorne gelieferten Scliädel beweisen ebenfalls die genannte Herkunft,
wie wir auf Seite 218 und 219 ausgefülirt haben. Was nun das Tenri>eraiiicnt dieser Wewatteweddas
betrifft, so scheinen auch uns s(dbst diese Leute von äusserst schlechte!' Laune zu
sein; sie klagten über ilu'en singhalesischen Vorgesetzten und aucli iibei' Europäer, welche
ihnen Bogen und Pfeile abnähmen, ohne Gegengeschenke zu geben (siehe auch olx'u
Seite 537). Solche Sachen haben abei- au(di andere Weddas erlebt und doch nicht ihre gute
Stimmung so ganz und gar verloren, wie die von Wewatte. Der (irund liegt tiefei-; wie wir
oben im anatomischen Abschnitte (Seite 215—217) ausgeführt haben, neigen flie Wewatteweddas,
welche nebenbei ausserdem mit singlialesischem Blute gemischt sind, zu einer als
pathologisch aufzufassenden Grosskopfigkeit. Damit sclieint ein Hang zur Schweriiiutb eiu-
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herzugehen, und so glauben wir, im Benehmen der ^Vewatteweddas ein |)atli()logisches
Element vermuthen zu müssen. Wir hallen, solange wir doi't waren, von den uns ziigeführtiui
Männern niu' einen einzigen lachen sehen, und Deschamps. welcher ausscliliesslich
in Wewatte seine Untersuchungen anstellte, giebt von der beregten Seite des Weddachai'akters
eine äLnlicb(> Schilderung, wie Har t shorne; der Gesichtsausdruck sei häuhg stupid, Lachen
oder aucli nur Lächeln komme gar nicht vor; auch liebten sie nicht, dies an Anderen zu
seluMi. Die dr(>i singhalesischen Aratschis hätten versichert, dass sie die Weddas nie
hätten lachen sidien, dieselben könnten überhaupt nicht lachen. Ihre Gestalt, scliildei't
Deschamps weiter, blei)j(> unempfindlich, ernst oder indifferent, die Gernüthsregungeii verrietlien
sich niclit äusserlich; nur der Zorn sei in ihren Augen erkenidiai'. Diese Angaben
stimmen mit denen Ha r t shorne " s genau überein und Vjeweisen, dass zmn mindesten schon
si'it längerer Zeit (Flar t shorne schrielj 1876) das Temperament der Wewatteweddas dassidbe
gelllieben ist. In einem Vorbericlitc (98, pag. 134) hatten wir uns diese schlechte Stimmung
aus ihren Klagen zu erklären versucht, es habe sie vor uns ein Europäer zmn Basthaus
betohleu und sie ungenügend belohnt. Wie es sich damit auch verhalten mag, ihr verdrossenes
Benelnneu kann mm nicht mehr durch einen solchen Umstand erklärt werdmi,
nachdem wir wissen, dass dassidbe auch vor sechzehn Jahren nicht anders gewesen, war,
Wemi nun abei'Virchow nach Referierung von llartshorne's Angaben sich dahin äussert,
Unfäliigkeit zum LacJren komme bei keinem andin'en Menschenstamme vor und finde sich
sonst nur bei gewissen Idioten, so darf für die Wewatteweddas dennoch nicht g<-radezu auf
Idiotismus geschlossen werden. Wir fanden alle anderen Charaktereigenthümlichkeiten bei
diesen Leuten normal, ächt weddaisch entwickelt; wir können eben nur sagen, die Wewatteweddas
Iraben das Lachen yerlerut; sie sind verbittint. fast schwermüthig. und für sie bestehen
die Bemerkungen von Hartshorne und Deschamps zu Recht.
Wie schon geschildert, verhalten sicli andere Weddas anders in diesem Punkte;
bis zu einem gewissem Grad mag Nevill Recht liaben. wenn er sagt (76, tom. 1. pag. 192).
wenn sie Hunger hätten, seien sie verstimmt, wenn niclit hungrig, zur Heiterkeit aufgelegt:
jedenfalls fehlt es ihnen an Humor keineswegs. Nachdem wir die von Kolonggala
reichlich beschenkt hatten, gab der Eine von uns einem Jeden noch derb die Hand,
und wir giengen nun davon. Kurz naidiher drehten wir uns alier um und bemerkten, wie
sie sich gegenseitig lachend die Hände gaben und sich sichtlicli amüsierten über die ihnen
offenbar äusser.9t sinnlos ersidieinende Geberde. So ist dem normal beanlagten Naturwedda
fröhliche Stimmung und heiteres Lachen durchaus nicht fremd; es bildet aber gleichwohl
Lustigkeit nicht den Grundton ihres Wesens, wie dies von nlotrichen Stämmen Ijerichtet
wird: sondern, wie wir schon ausgesprochen haben, Ernsthaftigkeit bildet die Grundlage
ihres Charakters.
Der ächte Naturwedda spricht immer die Wahrhei t ; wir sind nie von einem solchen
belogen worden; alle ihre Angaben sind kurz und wahr. So z. B. wenn es sich um das
Aiisgi'aben von Skeletten handelte und wir nach den Begrabenen trugen, ob Mann oder