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Dio Klingen werden, wie schon oben (Seite 419) aucli von den Axtklingen angegelien
wurde, durch Tauschhandel von den singhalesisclieu Dorfschmieden erworben, worüber
wir weiter unten (Abschnitt: Handel der Weddas) eingehend sprechen werden.
Wie uns der Ingenieur Herr Holland mittheilte, verstehen einige Culturweddas
der Küste, Eisen zu schmelzen und die Pfeilklingen selbst herzustellen: diese seien so
weich, dass man sie leicht um den Finger wickeln könne. Der Natnrwedda ist. wie oben
(Seite 419) schon orwühnt, nicht im Stande, das Eisen zu schmelzen; jene Küsten-Culturweddas
lernten die Kunst natürlich von den dortigen tamilischen Dorfbewohnern. Aus
einem gegebenen Stuck Eisen eine Klinge zurechtzuklopfen, sind indessen, wie sclion erwähnt
(Seite 419), die Naturweddas im Stande, und in diesem Sinne ist vielleicht die von
einem Küstenwedda uns gemachte Angalie zu verstehen: sie hätten früher, als sie nocli im
AValde lebten, ihre Pfeilklingen selbst gefertigt (siehe indessen auch nnten Seite 431).
Die Behauptung von Nevill, die Pfeilklingen l)estünden aus Stahl, hat jedenfalls
nicht allgemeine Geltung: in der Mehrzahl scheinen sie uns vielmehr aus schlechtem und,
wie wir uns in einem Falle überzeugt haben, rollbarem Eisen zu bestehen: die Spitze eines
unserer Pfeile liat sich jjeim Schiessen auf Holz verbogen.
Den ganzen Pfeil betreiiend, variierte das Gewicht unter vier gewöhn 1 iclie u
Pfeilen zwischen 50 und 80 gr, die Länge zwischen 880 und 960 mm.
Nel)en den beschrielienen, mit eiserner Klinge versehenen Pfeilen sind auch noch
einfache Holzpfeile im Gebrauch, an welchen die Klinge fehlt, und welche somit nur
zugesi.itzte Schäfte darstellen (siehe Figur YII, Seite 423. und die Abbildung <ler Spitze
Figur XVI). Sie hallen augenscheinlich sehr primitiven Charakter und sind zum Erlegen
von kleinerem Wilde zu brauchen, wie Tragulus meininna, Eichhörnchen, Hasen, J-^ederwild,
Talagoya: doch gelingt es auch, damit junge Hirsche und wohl auch den Muntjac zu schiessen.'
Sie dringen übrigens in einen Gegenstand gut ein; wenn auf einen Baum.stamin abgeschossen,
bleiben sie fest darin stecken.
Die Spitze der Holzpfeile wird vermittelst einer Pfeilklinge zurechtgeschnitzt: nach
jedesmaligem Gebrauch wohl von Neuem; denn die Länge solcher Holzpfeile variiert sehr,
bei unseren drei Stücken von 680 bis 930 mm, das Gewicht von 31 bis 41 gr.
In der Literatur finden wir unsere Holzpfeile von Hartshorne eiwähnt.
Die Weddas greifen zuweilen aus Nothbehelf zu den Holzpfeilen, wenn es ilinen
aus irgend einer Ursache an eisernen Klingen mangelt. So gab uns der schon ei'wähnte
Alte von Wewatte auf unsere Frage, warum er denn die schwachen Holzpfeile; anstatt der
anderen brauche, zur Antwort, die Gentlemen, wenn sie herkämen, nähmen ihm immer
die Eisenpfeile ab, und desshalb habe er nur nocli zugespitzte.
Li einem Bündel von liohrpfeilen, welches wir seiner Zeit auf Mount Abu von
dort wohnenden Bhils erworben hatten, befindet sich auch einer, dessen Klinge diu'ch
eine einfache, vierkantige Stahlspitze dargestellt wird; diese dih'fte den zugespitztin. Holzpfeilen
der Weddas entsprechen.
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Ein VVedda führt in der Hegel zwei oder drei Pfeile mit sich, darunter oft auch
einen mit Holzspitze (siehe die beifolgende Figur).
Li der Zweizahl der Pfeile sieht Nevill einen religiösen Grund, aber gewiss mit
Unrecht; denn oft hat der Wedda drei, wie auch auf nebenstehender, genau nach einer
Photographie gezeichneter Figur zu sehen, oder vier, oder auch nur einen Pfeil mit sich,
wie wir nachträglich an unseren Photographien bemerkten
(siebe auch Figur 44. Tafel XXV). Dass der
Wedda übrigens ebenso oft. wenn nicht häufiger, drei
Pfeile mit sich führt, als. wie Nevill (78, tom. 3.
pag. 32) angiebt. zwei, haben ausser uns auch Bailey,
Stevens und Descliamps beobachtet. Eine grössei-e
Zahl würde den Wedda unnöthig belasten, ja ihm liinderlich
sein, da er keinen Köcher hat.
Bei de)', wie wir oben (Seite 427) gesehen hallen,
so bedeutenden Verschiedenheit der Pfeilklingen nach
];änge und Breite erscheint folgende, in ihrer Wahrheit
sicher nicht anzuzweifelnde Erzählung von Knox besonders
auffallend; er berichtet nämlich: ..Die Weddas
sind so heikel in Beziehung auf ihre Pfeile, dass kein
Schmied es ihnen recht machen kann. Es gab ihnen
der König einmal als Belohnung fiir ein grosses Geschenk,
welches sie ihm brachten, jedem von ihnen von seinen
bestgearbeiteten Pfeilklingen, was nichtsdestoweniger ihre
Launen niclit befriedigte. Sie liefen Alle zu einem Felsen
an einem Bache und schliffen sie in eine andere
Form um. Die Pfeile, welche sie brauchen, sind von
einer von allen andern verschiedenen Art und die Singhalesen
mögen sie nicht brauchen.''
Es wäre von Interesse, einen alten singhalesischen
Pfeil zu sehen, um zu iM'fahren. warum dessen Form
Eiü Weddii in Jagdausrüstung.
wohl den Weddas nicht zusagte. Noch jetzt, sagt
B a i l e y 1858. sind sie betreffs der Pfeilform so heikel, wie zur Zeit von KUO.K und
schleifen und schlagen ein gegebenes Stück in die ihnen passende Form um. Vielleicht
war an den singhalesischen Pfeilen die Stelle, wo die Klinge ihre grösste Breite hat,
beiderseits nicht abgerundet, wie beim Weddapfeil, sondern zu einem scharfen Winkel zugeschliffen,
wie man dies z. B. an den Pfeilen vorderindischer Wald- und Bergstämme trifft.
Die verschiedene Länge der Klingen liebt schon Forbes hervor; er fand sie von
4 bis 15 Zoll \ariieren, Bennett von 3 bis 14 Zoll, kommt somit zum selben Resultat