diclitcr Wald his au's Üfev des Meeres, so in Ti'iiicomali, wo die lilaue Fläche dos buchteni'cicheii
Hafens von düsterem Waldkranze nmsäinnt wird.
Längs sandigem Ufer sieht man oft vom AVinde getrielien stachlige Kugeln dahinrennen,
die sich fast wie langstachlige, weggekngelte Seeigel ausnehmen; es sind die
Fruchtküpfe einer Grasart, Spinifex squamosus, L., welche im Davonlaufen ihre Samenkörner
ausstreuen (cf. Tennent , 21, I, pag. J:!)).
Der auf unserer Karte weissgelassene Gürtel kann als Naturland des trockenen
oder Einmonsungel)ietK;s aufgefasst werden und stellt auf den ersten Blick einen zusammenhängenden
Wald dar; werden wir indessen näher mit diesem vertraut, so erfahren
wir, dass er sehr viele kleinere und grössere Unterbrechungen erleidet. Wir unterscheiden
zunächst einen Gürtel zusanunenhängenden Hochwaldes im Südosten, wo wir ihn in
der Umgegend des Arukanaru am lückenlosesten entwickelt fanden. Hier trafen wir während
fünf Stunden Wanderns keine Untcr))rechung des Bauniwerkes, auch nicht die kleinste
Lichtung. Unter den Bäumen fanden sich öfters riesige Colosse; wenig Unterholz wuchs
auf dem mit Gräsern und Farnen überkleideten Boden. Auch an andern Stellen findet
sich solch zusamnrenhängeuder Hochwald; doch mag dieses Beispiel genügen.
Eiiien grösseren Theil des trockenen Niederlandes bedeckt Buschwald, von den
Engländern Jungle genannt. In diesem en-eichen die Bäume in der Piegel keine ansehnliche
Höhe, das Buschwei'k dominiert, nur hie und da ragt ein Baum hoch darüber weg,
das Ganze Ijietet während der trockenen Zeit einen unerc[uicklichen Anlilick dar; nach den
ersten Regen aber bedecken sich viele Büsche mit Blüthen.
Im Buschwalde ist es mit dem Schatten sehr schlimm bestellt; viele Sträucher
haben senkrecht heraldiängende Blätter und bieten deshalli um Mittag nur spärlichen Schutz
vor der brennenden Sonne.
Des weiteren schliesst das Eimnonsungebiet ausgedehnte Grasflächen in sich
ein. welche von theils niederem, etwa handhohem und zartem, theils über mannshohem
Grase bewachsen sind. Sehr umfangreich fanden wir solche Grasflächen z. B. am Minneriyateich
nordöstlich von Dambulla ent\\'ickelt. Bei Nilgala im östlichen Niederland sind die
Flächen häufig mit mächtigen Grasbüscheln liewachsen, welche, wie hingepflanzt, einzeln
neben einander stehen, an Höhe einen Menschen eilieldich überragen und, wenn nran
sich mitten unter ihnen l)efindet, jeden Ausblick hindern, auch das Fortkonnnen dadurch
erschweren, dass die Halme beim Vorwärtsdringen immerfort in's Gesicht schlagen.
Grosse Fläclien sind zuweilen, wenn auch nicht häufig, mit einer Art sehr langstachliger
Distel l)ewachsen, welche das Yoi'wärtsdringen auf die unangenehmste Weise
erschwert, ganz besonders für die nacktbeinigen Eingeborenen, wie unsere Kulis, welche
dann nach Fassierung dieser Strecken oft lange mit dem Herausziehen der Stacheln aus
den Füssen und den Beinen sich zu beschäftigen hatten. Auch uns selbst scldugen die
Stacheln reichlich durch die Beinkleider.
Auf solchen trockenen Distelebenen des Südostens wuchs häufig der mit apfel-
-.rossen Früchten behangene d o r n i g e Elephantenapfel).,aum, Feronia elepl.antum, Correa.
An einer Stelle in einiger Entfernung vom Kumbukanoya hatten die Eleplianten schonkeldicke
Aeste von jenen Bäumen herabgerissen, unL der daran hängenden Früchte habhaft
zu werden.
Den grössten Theil des trockei^en Niederlandes bildet nun, da sehr weit ausgedehnte
Graseljenen einerseits und zusammenhängender Wald andrerseits nur ausnahmsweise
vorkommen, eine Combination von mässig ausgedehnten Grasflächen und Busclioder
Hochwald, welche mit Recht als Parkgegend bezeichnet wird. In diesem Falle ist
der Wald netzartig über die Ebene ausgebreitet und umschliesst maschenförmig die freien
Grasflächen. Solche Gegenden sind oft überaus lieblich, nnd der AVechsel von schattigem
Walde und freien Flächen, welche Aussicht auf die nahen Felshügel und die fernen oft
ultramarinblau gefärbten Berge gewähren, versetzt in die heiterste Stimmung.
Wie ein Blick auf die Karte belehrt, finden sich im trockenen Niederlande viele
kleine Wasserbecken zerstreut, von denen wir die wichtigsten mit Idauer Farbe ausgezeichnet
haben. Zur Zeit, als die singhalcsische Herrschaft ihre Hauptsitze noch in
diesem Theile der Insel hatte, wie z. B. vor zweitausend Jahren in Anuradhapura oder
im zwölften Jahrhundert nach Christus in Polonnaruwa (nordöstlich von Dambulla), wurden
diese Teiche von den singhalesischen Königen angelegt, um auch während der trockenen
Zeit Reiscultur zu ermöglichen. Zwischen zwei Hügeln wurden mächtige Qnerdämme aufgeworfen
und ein zuströmender Fluss so zum Teiche aufgestaut. Diese Teichbauten, welchc
oft grossartige Anlagen darstellen, beweisen, dass zur Ernährung einer grösseren Menschenmenge
in den Walddistricten des trockenen Gebietes künstliche Einrichtungen nothwendig
sind. Mit der Verlegung der königlichen Residenz nach dem feuchten Districte zog siclr
auch die ?Iau]>tmasse der singhalesischen Bevölkerung dahin zurück, und die Teiche kamen
in Zerfall, indem allmälig entstandene Dammeinbrüche nicht mehr wiederhergestellt wurden.
Die Teiche verwandelten sich dann in Sümpfe oder Ijei noch genügender Tiefe in kleine
Seen und wurden so zu den Sammelplätzen des Wildes während der Trockenzeit. Oft
nehmen sie sich aus wie kleine Naturseen, deren blaue Fläche ein gewaltiger Kranz von
Hochwald uuigiebt: als solche tieten uns z. B. der Ambarateich am Patipalaru und der
bei den Singhalesen altberühmte Horaborateich bei Alutnuwara am Mahaweliganga entgegen.
Wenn nicht schon die bei diesem Teiche aufgefundene und in Badulla aufgestellte
Denksäule das hohe Alter des Wasserbeckens bewiese, so würde dies schon aus dem ungeheuren
Ficus, welchen wir auf seinem Damme stellen sahen, und dessen Abbildung wir
umstehend folgen lassen, deutlich genug hervortreten.
Dieser Feigenbaum gehört nicht zu jenen Arten, welche aus ihren Aesten Luftwurzeln
treiben und diese frei herabhängend nach dem Boden schicken, wo sie, sich festwurzelnd,
zu säulenförmigen Stützen des wagrecht auswachsenden Zweiges werden; es ist
vielmehr ein Ficus oline Säulenwurzeln. Rechts im Bilde sieht man auf die sonnen