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3. Aeussere Erscheinung der Singhalesen.
Hierzu Taf. II, Fiirg. 5—8, Tail". XXXVII—XXXIX, XLI—XLIV imd Aiihfmgstnbellen 5 und C. (Literatiirvcrzeiclmisa nni Ende des Abschnittes.)
Die Singhalesen bilden die weitaus überwiegende Masse der Bevölkerung Ceylons
und licwolmen, wie wir früher auseinandersetzten, den ganzen Südwesten der Insel mit Eiuschluss
des centralen Gebirgsstockes, in einzelnen Gebieten zu grosser Dichtigkeit sich
anhäufend. Nach ihren eigenen Traditionen sind ihre Vorväter im sechsten Jahrhundert
vor unserer Zeitrechnung aus dem östlichen Gangesthaie ausgewandert und haben von
Ceylon Besitz ergriffen.
In der That spricht nicht nur der arische Wortschatz ihrer Sprache, sondern auch
vieles in der äusseren Erscheinung der Singhalesen für eine Verwandtschaft mit nordiiidischen
Stämmen. Namentlich ist uns im Jahre 1890 in Calcutta eine gewisse Aeliiilichkeit
mit manchen heutigen Bengalis aufgefallen, eine Aehnlichkeit, welche schon
A. M. Ferguson (11, p. CXVlll) in der Discussion der königlichen asiatischen Gesellschaft
in Colombo bei Gelegenheit unseres Vorberichtes beiläufig erwähnt hatte. Wem
man bedenkt, dass die üeberlieferungen der Singhalesen ihren Ursprung gerade in's östliche
Gangesthal verlegen, so könnte wohl diese Verwandtschaft der Züge eine mehr als
nur zufällige Bedeutung haben.
In welcher Weise man sich die Besiedelung von Ceylon durch diese fremden
Colonisten zu denken hat, ist nicht ganz leicht zu verstehen; doch muss man sich jedenfalls
nicht strenge an die Tradition des Mahawansa halten, nach welcher blos eine einzige
Invasion, die des Wijaya stattfand, sondern man wird annehmen dürfen, class später wiederholt
neue Zuzüge ans derselben Gegend nachfolgten. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass
die Landung des Wijaya (um 543 v. Ch.), mit welchem Ereigniss die historische Periode
Ceylons anhebt, nicht die erste Invasion aus dem nördlichen Indien war, und namentlich
dürften die Erzählungen des Eamayana für die thatsächliche Existenz früherer Einfälle
in's Feld geführt werden.
Andererseits ist gewiss, dass neben dem nordindischen Elemente noch andere am
Aufbau der heutigen singhalesischen Varietät betheiligt sind. Schon der Mahawaiisn
(21, Cap. Vll) lässt 700 Töchter aus Süd-Indien (Madura) nach Ceylon gebiucht werden
als Frauen für Wijaya und seine Begleiter, woraus auf eine starke dravidische lieiniiscliuiig
in frühen Zeiten geschlossen werden kann, während später die beiden Stämme sich
melir feindlich gegenüberstanden, obschon es an gelegentlichen Ehen nie gefehlt hat unil
auch heute nicht fehlt.
Die ankommenden Singhalesen fanden Ceylon, wie schon erwähnt, von Yakkas
(Wcildas) Tuid von Nagas bevölkert. Wie wir oben auseinandergesetzt haben, glauben
wir die Letzteren als tamilische, Schlangen verehrende Stämme ansprechen zu können.
Als eine ihrer Ansiedelangen wii'd Kalyani genannt (21, Cap. 1), wahrscheinlich an
der Westküste 1iei Colombo gelegen, und da in dieser Gegend heute keine Spur mein'
eines besonderen Stammes zu finden ist, so lässt sich die Frage aufwerfen, ob vielleicht
auch Diese in den Singhalesen aufgegangen seien.
Mit den Weddas ferner hat stets eine reichUche Vermischung stattgefunden. Wie
schon Wijaya in erster Ehe der Sage nach eine Wedda soll geheiratliet haben, so geschieht
dies heute noch. Wir haben schon berichtet, dass an einigen Orten, wo ächte Weddas
heute fehlen, ihre Spuren in den Zügen der singhalesischen Dorfbewohner noch leicht zu
ei'kennen sind. Von den Weddas selbst wurde uns öfters ei'zählt, dass ihre Töchter gerne
von den umliegenden Singhalesen zu Frauen genommen werden, was ja auf um so weniger
Schwierigkeiten stösst, als die Weddas füi- eine holie Kaste gelten.
Auf Tafel XLI liaben wir zwei Singhalesen aus dem Nilgala-District abgebildet,
welche sicher nachgewiesene Wedda-Mischlinge sind, so zwar, dass eines der Grosseltern
— ob väterlicher oder mütterlicher Seite, wurde nicht ganz deutlich — von Weddalilut
war.
Aus diesen lieobaclitungen, die sich heute überall, wo Singhaleseir und Weddas
nahe bei eniandcr leben, anstellen lassen, erscheint der Schluss zwingend, dass im Laufe
ilci- Jahrhunderte sehr viele Wedda-Elemente von den Singhalesen sind aufgenoinmen
worden. Je weiter entfernt alier ein singhalesischcs Gebiet vom Wedda-Lande liegt, dessen
Ansdehuung, wie wir später zeigen werden, seit langer Zeit sich wenig verändert hat, um
so weiter zurück ist die Perio(h' der Vermischung mit Wedda-Blut gerückt, um so mehr
ist dasselbe assimiUert worden, und um so seltener tritt es deutlich erkennbar zu Tage.
Dies gilt namentlich für das süd-westliche Niederland und den westlichen Theil des Gebhgsstockes.
Je mehr man sich andererseits den Wedda-Districten nähert, um so moderner
war die A^eriniscliung, und rnn so häutiger treten Züge, welche als Wedda-Erbtheile sich
cilvennen lassen, in den singhalesischen Gesichtern auf.
Darnach hätten wir schon drei Elemente constatiort, welche am Aufbau der singhalesischen
Varietät sicli, wenn auch in ungleichenr Maasse, betheiligt haben: Als (Grundlage
ein nordindisches, damit vei'mischt tamilisches und Wedda-Blut.
Ol) oiidlicli etwa auch eine malayischo Beimischung stattgefunden habe, wie dies
schon öfters venuuthet worden ist, müssen wir dahingestellt sein lassen, nicht ohne unsere
Ansicht jetzt schon auszusprechen, dass eine solche in jedem Falle den anderen ))eiden
gegenüber uui' von untergeordneter Bedeutung sein könnte. Mongoloide Züge fallen
wohl liin und wieder, namentlich in Frauen-Gesichtern, auf; aber es könnten dieselben,
SAltiSIN, Coylon III.