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hatte. Wir selber erliielten für 3 Rodiya-Mämicr 41.7, für die Singlialosen 38.8. Aus diesen
l)oidcn, offenbar wegen etwas abweiclieiider Messuiigsmetliode und wahrscheinlich auch
wegen nicht ganz sorgfältigen Ausschlusses der Jiigendformen von Seiten des erwähnten
Autors nicht direct vergleichbaren Reihen, geht doch so viel deutlich hervor, dass die
liodiya-Nase dui'chscluiittlich etwas breiter ist als die singhalesische.
fn einem Rodiya-Centrnm (Kadugannawa?) fand Deschainps (ß, p. 329) Zahnfeilung
bei mehreren Individuen beider Geschlechter and zwar in der Art, dass über die
ganze Vordeiflächo von einem bis drei Schneidezähnen des Oberkiefers in der Nähe des
unteren Zahnrandes eine horizontale Furche von Y> bis 1 mm Tiefe eingegraben war.
Es entspricht dies der von uns bei Singhalesen erwähnten und ahgebildeten Zahnverstümmelung.
Eine Skizze der Zahnfeilung bei den ßodiyas giebt Deschamps auf
Seite 329.
In einem zweiten Rodiya-Centrum, dessen Namen Deschamps leider auch nicht
nennt — doch dürfte es wohl Badulla sein —, fand er nichts von dieser Zalinfeilung
wieder. An zwei von unseren Schädeln von Badulla können wir sie ebenfalls nicht bemerken;
(lern dritten fehlen leider die Schneidezähne des Oberkiefers.
Aus dem Umstände, dass diese Feilung nicht allen Rodiyas eigen ist, wird man
wohl schliessen dürfen, dass sie überhaupt keine Eigenthünilichkeit der Rodiyas als solcher
ist, sondern nur an einzelnen Orten den Singhalesen nachgemacht wird. Die Annahme,
dass umgekehrt eine Rodiya-Mode ihren Weg zu den Singhalesen könnte genommen haben,
ist, wenn man die verjichtete Stellung der Ersteren bedenkt, äusserst unwahrscheinhch.
Ans diesen wenigen Mittheilungen ergiebt sich mit Sicherheit, dass die Rodiyas
eine Anzahl eigener anatomischer Charaktere besitzen, welche sie von den Singhalesen,
in deren Mitte sie leben, miterscheiden und zu einer besonderen Varietät stempeln. Es
ist dies in der That ein sehr merkwürdiges und lehrreiches Beispiel für die Zähigkeit,
mit welcher solche Charaktere sich erhalten können, indem weder die reichliche Vermischung
mit degradierten singhalesischen Elementen, nocli auch die bei ihnen seit Jahrhunderten
in üebung stehende Prostitution vermocht haben, sie zum Verschwinden zu
bringen.
Besonders auffallend aber ist, dass die Rodiyas trotz der Jahrhunderte, ja Jahrtausende
(lauerrulen Degradation ein grösseres, klüftigeres und schörjeres Cleschlecht als die Singhalesen
sind, und es hat Virchow (13, p. 28) mit vollkommenem Recht die Rodiyas als Beispiel
herangezogen, um auf die Schwierigkeit jeuer Auffassung hinzuweisen, welchc die Weddas
als degradierte Singhalesen ansehen möchte.
Ans dem den Rodiyas gelegentlich gegebenen Titel „Wedda", Jäger, hat man hin
und wieder an eine Verwandtschaft mit den Weddas gedacht; ind(>ssen ist aus anthropologischen
Gründen dieser Gedanke zu verwerfen, und es wii'd wolil eine Vergleicliung
unserer Rodiya-Tafeln mit den Wedda-lüldern zeigen, dass daran nicht festgehalten
werden kann.
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Descliamps (6, p. 336) sucht in ihnen einen üeberrest der Nagas, welche, wie
wir fi'üher erwähnten, der Mahawansa neben den Weddas als Urbewohner von Ceylon
ncunt. Indessen spricht keine Stelle des Mahawansa irgendwie für eine solche Auffassung,
und es lässt sich dagegen vielleicht aucli die Bemerkung von Nevill (9, p. 84) anführen,
dass keine Spur von Schlangenverehrung sich bei den Rodiyas finden lasse.
Casie Chitty (3, p. 171), welcher von einer schlagenden Unähnlichkeit der
physischen Eigenschaften zwischen Rodiyas und Singhalesen spiicht, denkt, dass sie entweder
ein Rest der Aboriginer (Weddas) seien, theilweise mit degradierten singhalcsischen
Frauen gemischt, oder, dass sie einei- wandernden Horde aus Indien ihren Ursprung verdanken.
Gegen die erstere Vermuthung haben wir uns schon gewandt, die letztere indessen
scheint uns das richtige zu treffen, wie denn auch Tennent (12, II, p. 187) die
Rodiyas von der indischen Küste herzuleiten versuchte.
Mit welchen continental-indischen Stämmen sie indessen enger zusammenhängen
mögen, lässt sich zunächst nicht entscheiden; nur soviel wird man sagen können, dass
sie vermuthlich in den Kreis der Dravidier gehören.
Nevill (9, pp. 87 und 120) glaubt in den Rodiyas einen Zweig der Gaurs von
Bengalen sehen zu können; seine Speculationen und Etymologieen sind aber dermaassen
kühn, dass wir sie hier nicht wiedergebeir können. Bevor eine genaue anatomische und
linguistische Untersuchung der Rodiyas wird durchgeführt sein, behält zunächst jede Ansicht
über den Ursprung dieser eigenthümlichen Gesellschaft blos den Werth einer Vermuthnug.
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