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reiseiider Handelsmann, welclier sowohl Indien, als Ceylon mit seinen Waaren anlief,
in der singlialesischen Cultin- nichts vorfand, was sie von der indischen sonderlich unterschieden
hätte. Da sah man ebenso wie in Indien Städte, welche aus Lehmhütten bestanden,
zwischen diesen T^etzteren grössere Königspaläste. Tempel, Dagobas, ferner l)egegncte
man einer grossen F'riesterschaft inid einem Radja, an welchem höchstens der Umstand
interessant war, dass er einen sonderlich grossen Rubin besass, wie dies unter Anderen auch
nocli Marco Polo hervorhobt (87). Wollte man nun etwas Absonderliches berichten, so
erzählte man von den vielen auffallend gescheiten Elephanten und ferner von dem wilden
und, in Folge seiner strengen Abgeschlossenheit, sagenhaften Volke der Weddas und ihrem
geheimen Tauschhandel. Schon 300 Jahre nach P l inius erhalten wir dann den genaueren
Bericht des Thebaners über tlas Aussehen jenes wunderbaren Volkes.
Für weitere Nachrichten über die Weddas in alter Zeit sind wir auf den Mahaw
a n s a angewiesen, die wichtigste der verschiedenen singlialesischen Chroniken. Der erste
Theil desselben, das heisst der eigentliche Mahawansa, im Gegensatz zum folgenden Suluwaiisa,
ist im 5. Jahrhundert nacli Christus von Mahanamo verfasst worden, welcher die
ihm vorliegenden alten Berichte zusannnenstellte und in Verse verarbeitete. In Folge
dessen bewegen wir uns hier auf sehr unsicherem Boden, tíleich in den ersten Capiteln
geschieht der Weddas Erwähnung, und zwar werden sie mit den Dämonen oder Yakas der
Singhaleseii zusammengerechnet, ja seilest als Dämonen betrachtet und wie diese als Yakas
bezeichnet. Auf diesen Umstand machten Turnour, der Uebersetzer des ersten Theiles des
;\Ialiawansa, und Forbes zuerst aufmerksam. In den mythischen Bericliten dieses Werkes
treten uns (K'shall) die Weddas meist als überirdische Wesen entgegen, welche ebenso wie
die Dämonen für gewöhnlich unsichtbar sind und nach Belieben in die Erscheinung treten
können, sie werden mit den Dämonen also identificiert. Ausserdem aber wurde aus einigen
Sätzeji dos Maliawansa der Schluss gezogen, die Weddas hätten in alter Zeit eine hölieiv
Cultur gehabt, einen ausgebildeten Staat, Städte, Könige. So sagt Forbes (29, tom. 2,
pag. 201); ..Im neunten Monat, nacJidem sein heiliger Charakter etabhert war, langte
Cautama in der Stadt von Mahaweligarn an im Bintennedistrict, der Hauptstadt dei'
Y a k a s , " und Tennent (110, tom. 2, pag. 420) spricht dies sehr entschieden ans mit
den Worten: „Bintenne (jetzt Alutnuwara) war lange vor Widjaya's Invasion eijie dei'
Hauptstädte der Ureinwohner." Auf eine spätere Stelle verweisend, giebt er als den Nameu
der Yaka-Hauptstadt Lankapnra an.
Die erste Stehe im Mahawansa, um welche es sich bei diesen Behauptungen handelt,
ist in der Tliat eine sehr wichtige; sie findet sich gleicli im ersten Capitel, welches uns
von drei Missionsreisen Buddha's nach Ceylon erzählt, noch vor Widjayas x\nkimft daselbst;
und zwar dürfen wir in diesem eijileitenden Abschnitte beinahe eine Art von Versuch
erkennen, dem Leser bei der Gelegenheit der Ankunft Buddha's einen allgemeinen Ueberblick
über die verschiedenen Völkerschaften der Insel zu entwerfen. Es werden drei solche
erwähnt; die Yakas, die Dewas und die Nagas. Daljei machen wir gleich nocli daraut
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aufmerksam, dass es einfach als ein Verseheu betrachtet werden nuiss, wenn am Schlüsse
des Capitels auf Seite 61 (119, Cap. XV) bei Wiedererzählang der Missionsreisen die Dewas
weggelassen werden.
Wir erfahren nun aus dem ersten Capitel folgendes; Buddha war es durch Inspiration
bekannt geworden, dass in Ceylon (Lanka) seine Religion höchst gefeiert werden
sollte, dass es jedocli nöthig sei, um dies zu erreichen, die Yakas, welche die Insel bevölkerten,
ans ihr zu entfernen. Er erfuhr nun, dass „im Mittelpunkt von Lanka, am
entzückenden Ufer eines Flusses, auf einem Platze von drei Yoyanen Länge und einer
^oyane Breite (eine Yoyajie ist ungefähr gleich sechzehn englischen Meilen, 112, Index
and Glossary, pag. 30), in dem angenehmen Mahanagagarten, auf dem Kampffelde dei-
Yakas, eine grosse Versannnlung der hervorragenden (principal) Yakas stattfand." Buddha
nälierte sich nun dieser grossen Versammlung der Yakas. Der Ort, wo sie sich ereignete,
wird genau bezeichnet durch die Worte: „Gerade an der Stehe der Mahiyangana-Dagoba."
Es erhebt sieh dieses Bauwerk noch heutzutage inmitten des Fleckens Alutnuwara am
j\[ahaweliganga im District von Bintenne.
Wenn nun Forbes und Tennent angeljen, es habe sich an dieser Stelle die
HauptstacU, oder eine der Hauptstädte, der Yakas befunden, so ergiebt sich dies keineswegs
aus dem Berichte; wir erfalnen vielmehr ledighch, dass dort, im Bintennedistrict,
eine Versammlung der Yakas stattgefunden habe. Wir werden auf diesen Punkt noch
zurückkommen.
Die weitere Erzählung wird ganz märchenhaft. Buddha scliwebte über der Versanindung,
setzte die Yakas durch eine Finsterniss, durch Sturm und Regen in Schrecken,
sie flehen ihn um Rettung an, er lässt sich auf seinem Mantel hinab, ruft die Insel Gin'
heran, lässt von seinem Mantel Feuer ausfahren und treibt die Yakas auf die Insel, welche
er dann in ihn» frühere Lage zurückversetzt.
Damit würde nun also der ur.sprüugliche Gedanke, es sei. damit der Glaube ausgebreitet
werden könne, nothwendig, die Yakas aus der Lisel zu entfernen, zur Ausführung
gebracht. Wir fügen indessen hier schon bei. dass sehr bald nachlier, unbekümmert um
diese Stelle, wiederum von den Yakas als Bewohnern von Lanka wiederholt die Rede ist.
Der wichtigste Kern der Erzählung dürfte aber der sein, dass die damaligen Weddas gegen
die buddhistische Religion sich ablehnend verhielten, wonacli dann die Stehe nichts anderes
wäre als der Ausdruck eines frommen Wunsches der buddhistischen Missionare, diese Ungläubigen
auf eine einsame Insel zu verbannen o<ler sie wohl gar im Meere zu ersäufen.
Wir wissen, dass auch heutzutage die Natnrweddas jeder Religionsform, auch der buddhistischen,
durchaus abgeneigt sind, class sie „einen Haufen Freigeister" repräsentieren,
wie Wolfs es entrüstet ausdrückt, oder dass sie, wie Gillings klagt, nachdem man
ihnen so und so lange gepredigt, gleich wieder „zu ihren alten Narrheiten zurückkehren."
In (lerselben Weise hatten sich nun offenbar die alten buddhistischen Missionare über ihre
Yakas zu beklat>en.
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