Nach dor von Turn or gescliaffeuon Eintlieilung des Index, kommen somit die
Weddas an die untere Grenze der kurz- oder Ijreitgaumigen, brachyuranischen Gruppe
zu stehen. Die Aljweichungen von der Mittelzahl sind bei den Männern gering, indem
nur zwei aus der kurzgaumigen Gruppe ausscheiden, der eine in die mesnranische, der
andere in die dolichuranische. Der letztere (XV) ist derselbe Mischling-Schädel, welcbv
schon durch seinen niederen Orbitalindex und nicht orthognathen Kieferbau von den anderen
sieh abweichend verhalten hatte.
Bei den Frauenschädeln sind, obschon die Mittolzahl mit der männlichen nahezu
üliereinstinnnt, die Differenzen zwischen den enizelnen Indexzahlen grösser, indem 2
kurz-, 2 mittel- und 2 langgaumig erscheinen: wir können daher nicht angeben, welche
Form die für das weibliche Geschlecht charakteristische ist.
Wenn man nach den Angaben der F rankfur ter Verständigung die Messungen von
Gaumen und Zahnbogen ausführt (s. oben p. 179), so erhält mau wesentlich andere
Resultate.
Als mittleren Gaumen-Index (aus Gaumenlänge und Gaumenmittelbreite berechnet)
von 9 Mäimern — bei den Anderen war die Gaumenlänge nicht exact messbar —
fanden wir die Zahl 77. von 5 Frauen 77.8. Nach der Frankfurter Eintheilung und Nomenclatur
kommen daher die Weddas zu den leptostaphyl inen Formen zustehen, wälireiid
sie nach der englischen Messung bei den brachyuranischen untergebracht waren. Ja
von sämmtlichen Schädeln erreichen nach den Frankfurter Maassen nur zwei (ein männlicher
und ein weibhcher) die brachyst aphyl ine, nur einer (ein männlicher) die mesos
t a p h y l i n e Gruppe. Selbst wenn man statt der Gaumenmittelbreite die Endbreite zur
Berechnung dos Index heranzieht, so erhält man immer noch als Mittel der mänuhchen
Schädel die Zahl 80. also den Grenzwerth der lepto- und rnesostaphylinen Formen.
Die beiden Mes,smethoden, die deutsche und die englische, geben also verschiedene
Resultate, indem nach der einen die Weddas durch kurze und breite Gaumen, nach der
anderen durch lange und schmale sich auszeichnen sollen.
Wenn man den Wedda-Gaumen und Zahnbogen betrachtet, ohne ihn zu messen,
so hat man entschieden den Eindruck, dass er nicht lang und schmal, sondern kurz iind
eher breit sei, wie dies auch auf unseren Tafeln XLVIU—L zu sehen ist, wo drei Schädel
ni der Ansicht von unten dargestellt sich finden. Wie wir später erörtern werden, zeichnet
sich die singhalesische Varietät durch längere und schmälere Gauraen aus, welche von
dem des A\'edda auf den ersten Blick sich uuterscheiden. Nach der Frankfurter Messung
und Eintheilung werden aber beide Varietäten, Singlialesen und Weddas, in derselben
lang-gaumigen Gruppe vereinigt, während nach Flower's uiid Turner's Metliodo und Eintheilung
die Singhalesen ganz correct von den Weddas abgetrennt werden. Wii' glauben
daher, wie wir schon in der technischen Einleitung (p. 180) andeuteten, dass die letztere
den Vorzug verdiene.
Virchow (57, p. 118) hat für seinen weiblichen Wedda-Schädel nach der Frankfurter
Messniig ebenfalls ein leptostaphylines Maass (75) erhalten; von der Zahncurve bemerkt er,
dass sie nach hinten wieder etwas zusammen gehe und somit eine mehr hufeisenförmige
Gestalt annehme. Bei den später (58) von Virchow untersuchten Schädeln waren die
Gaumen durch Resorption stark verändert. Thomson (4-4, p. 155) fand von 6 männlichen
Scliädehi 2 dolichurauisch, 2 meso- und 2 brachyuranisch; als mittleren Index giebt er
die Zahl 113 an, also etwas weniger, als wir berechnet hatten. Auch dies dürfte mit
Singhalesen-Mischung zusammenhängen. Von zwei seuier weiblichen Schädel war der eine
doliolio-, der andere stark mesuranisch.
Z u s a m m e n f a s s e n d glauben wir sagen zu können, dass für den Wedda
ein massig breiter und ziemlich kurzer Gaumen charakteristisch ist, dessen
Index an der Grenze zwischen Brachyuranie und Mesuranie steht. Die Form der
Zahncurve ist entweder leicht hufeisenförmig oder seltener die einer Parabel mit massig
divergierenden Schenkeln.
Um die Stärke der Zahnentwicldung zu studieren, haben wir mit Flower (20)
die Dental länge gemessen; (siehe darüber die technische Einleitung, p. 180). Als Mittel
für die Länge der Molaren-Reihe des Oberkiefers erhielten wir an 10 männlichen Schädeln
41.1 mm, für die des Unterkiefers bei denselben Scliädeln 43.3 mm. Die drei Molaren und
zwei Praemolaren des Unterkiefers zeigen also eine stärkere Entwicklung als die entsprechenden
im Oberkiefer; bei zwei Schädeln betrug die Differenz zu Gunsten der unteren Zahnreihe
fast 5 mm; nur bei einem einzigen Individuum waren die Zähne des Oberkiefers stärker
als die unteren. An mehreren unserer Schädelbilder ist die stärkei'e Entwicklung der
Molarenreihe im Unterkiefer deutlich zu erkennen.
Eine Oberkiefer-Dental länge von 41.1 mm bedeutet, wenn man sie mit den von
Flower angegebenen Maassen vergleicht, eine ziemlich schwache Entwicklung des Gebisses.
Eine ähnliche finden wir bei den europäischen Männern, bei welchen F lowe r (p. 185) die
üentallänge zu 41 mm bestimmte, bei den alten Aegyptern, wo sie nach ihm 41.4 beträgt,
und bei den Andamanesen, welche 41.9 aufweisen. Eine mächtige Gebissentwicklung
zeichnet dagegen dieTasmanier (47.5), Australier (45.9). Melanesier (45 2)
und Neger (44.5) aus.
Beim männlichen Schimpanse fand Flower als Dentallänge 4ß mm, beim weiblichen
42.7. Wir selbst maassen bei fünf dem Geschlecht nacli theilweise nicht sicher bestimmbaren,
erwachsenen Schimpanse-Schädeln im Oljerkiefer: 44.5, 44,5, 44 (i), 43 (i) und
im Unterkiefer: 50, 49.5, 48, 4(3 und 46.5, woraus hervorgeht,' dass, wie benn Men-
«elien, ihe Molarenreihe des Unterkiefers eine kräftigere Entwicklung als die entsprechende
oben aufweist.
Fernei- ergiebt sich, dass einzelne Menschen-Varietäten, wie die Tasmanier,
ustraher und Melanesier durch ein ebenso mächtiges oder selbst stärkeres Gebiss