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wclchor über ihn schreibt (41. pag. 414); „Seine leichte Kenntniss von Zahlen war offenbar
die Folge von Anstrengungen von Missionaren oder anderen Personen, welche kurz
vor der Zeit seiner Gefangennahme Anstrengung machten, seine Leute auszubilden."
Manche Culturweddas. besonders natürlich solche, welche singhalesisches oder
tarnilisches Blut in sich haben, können bis zu einer bestimmten Grenze zählen, das heisst
also, für eine bestimmte Anzahl von Gegenständen das tamilischo oder singhalesische Zahlwort
Irersagen. Einige derselben haben gelernt, au ihren Fingern zu zählen, Andere machen
Striche in den Sand. An der Küste lernen die dortigen Culturweddas das Zählen von tamibwclicn
Lehrern: einen solchen lernten wir in Erawur kennen; er theilte uns mit, er lehre
die Weddas der Umgegend bis 50 zählen; es geschieht dies miseres Wissens auf Anordnung
der englischen Regierung hin.
Lei der ünkenntniss des Zählens seitens der Natur- und auch eines guten Theiles
(ha' noch wenig gemischten Culturweddas ist es selbstverständlich, dass keiner derselben
sein Alter kennt. Als wir den stark bejahrten Culturwedda Sella von Mudagala fragten,
wie alt er sei. gab er zur Antwort: „Sehr alt." Eine Culturweddafrau der Küste, von
uns nach ihrem Alter gefragt, erwiderte: „Wie kann ein Katuputschi das wissen?" Dies
Wort Katuputschi ist ein Spottname, mit welchem die Tamilen diese Küstenweddas belegen
und bedeutet et\va so viel als Buschkäfer.
Die Weddas liaben keine N ame n für Tage oder für Monate, wie schon
T e n n e n t hervorhebt; doch untersclieiden sie die letztere Zeitperiode nach dem Vollmonde.
Jahresperioden kennen sie nicht. Die Culturweddas der Küste erlernen die tamilischen
Tagnanien. sie kennen aber auch diese in der Regel nicht recht. Die Tageszei ten werden
nach dem jeweiligen Stande der Sonne beurtheilt; dies beobachtete man auch am Gefangenen
in Kandy: „Spricht er von einer besonderen Tagesstunde, so zeigt er zu dem Theil des
Himmels, wo die Sonne zu solcher Stunde sein würde." (G r e e n e in Lamprey' s Bericht.)
S t e r n b i l d e r oder einzelne Sterne unterscheiden sie nicht.
Wollen sie einen Begriff von einer bestimmten Entfernung geben, so sagen sie
beispielsweise: „Bis da und da hin ist es so weit, bis die Soiuie senkrecht steht." So
hörten wir es von einem Culturwedda an der Küste, der kein Mischling war.
Die Grösse eines Gegenstandes stellte der Gefangene in Kandy mittelst der Haltung
der Hände dar, als würde er die betreffende Sache fassen: die Höhe eines Gegenstandes,
wie beispielsweise die seiner Kinder, durch entsprechendes Halten der Hand über dem
Boden. (Greene in Lamprey's Bericht.)
M e d i c i n i s c h e Kenntnisse haben wir unter den Weddas keine vorgefunden;
immer sagten sie uns, sie hätten keine Heilmittel; so in Dewilane, in Koionggala (1885
und 1890) in Wewatte und an der Küste. Als wir den Wedda l'ereman (Figur 24, Tafel
XIV) fragten, was sie denn überhaupt anfiengen, weini Eijier kraidv sei, antwortete er:
„Wir warten, bis er wieder gesund wird oder stirbt" (siehe oben Seite 497). Dass sie
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ohne Kenntniss von Heilmitteln seien, belichten auch Davy. der Anonymus 1823 und
B a i ley.
Dennoch werden wohl verschiedejie adstringierende Rinden, welche sie. kauen,
einen gewissen wohlthätigeii Einfluss auf ihren Organismus ausüben; doch dürfen wir dabei
nicht an eine directe medicinische Behandlung denken. AVenji von einer solchen in
der Literatur die Rede ist, so glauben wir in den beobachteteji Fällen singhalesischen Einfluss
sehen zu sollen, (ianz bestimmt ist dies der Fall mit der Angabe von Gillings.
Die von ihm beschriebenen Weddas (sielie darüber das auf Seite 487 Gesagte) haben
Medicinen aus Baumrinden, Wurzeln und Blättern; auch sollten Einige sehr geschickt im
Curieren von Kranklieiten sein, besonders von Wunden und Schlangenbissen, h'ür Fieber
nähmen sie von singhalesischen Aerzteii bereitete I'illen. Dei- letztere Satz giel)t also
selbst den Verkehr dieser Weddas mit den Singhalesen zu. Schwieliger zu bem'-
theilen ist die Angabe, welche der in Ivandy Gefangene machte. Lamprey berichtet
Kolgendes (59, pag. 33): „Die Kranklieiten, denen sie hauptsächlich unterworfen sind,
sind Fieber und Dysenterie etc. Diese behandeln sie in der einfachsten Art. Ein scliattigei-
Ort wird für den Kranken gewählt, und es werden ein paar grosse Blätter über ihn gelegt;
er bekommt reichlich kaltes Wasser zu triidven, aber keine Speise; die Rinde des
wilden Mangobaumes (dies ist Mangifera zeylanica, Hk. f.) und eines oder zweier anderer
Waldbäume wird gesammelt und zwischen Steinen zerrieben, um den Saft auszupressen,
welcher mit ein wenig Wasser gemischt und gegeben wird. Gelegentlich, wenn mit
chronischen Beschwerden afficiert. erhalten sie Medicinen von singhalesischen Händlern."
H a r t s h o r n e sagt (41. pag. 415): „In Fällen von Fieber trinken sie warmes Wasser, wie
es allgemein bei den Singhalesen der Brauch ist, und giessen es auch über den Leih."
Wir glauben sonach annehmen zu dürfen, dass die Keimtniss von der Behandlung des
Fiebers dem in Kandy Gefangenen durch Singhalesen schon vor seiner Festnehmung zugekommen
war; aber auch die Behandlung der Dj^senterie mittelst Baumrinden ist singhalesischen
ürsprungs: denn bei Knox (55, pag. 113) lesen wir: ..Bei den Singhalesen giebt
es keine Aerzte oder Chirurgen von Beruf, sondern Alle miteinander haben einige Geschicklichkeit
in diese]' Beziehung. Ihre Medicinen machen sie aus den Blättern, die in den Wäklei'ii
sind und aus Baumrinden. Mit diesen purgieren sie sich und reizen zum Erbrechen und
machen damit liemerkenswerthe Heilungen frischer AVmiden und aucli kranker Augen."
Wir halten also daran fest, dass ächte Naturweddas, welche mit Tamilen oder
Singhalesen keine Berührung liaben. von Heilmitteln gegen Krankheiten nichts wissen. Die
Aiidei'u aber lernen die singhalesischen Medicinen kennen und lassen aucli gelegentlich
den Kattadia kommen (siehe oben Seite 502).
C h i r u r g i e sehen wir im Durchschneiden der Nabelschnur des Neugeborenen ausgeübt
(sielu- oben Seite 470): so auch Hartsliorne. Coinpliciertere chirui'gische Eingriffe,
wie das Ver))inden von grösseren Wunden, wovon Baker den oben (Seite 442) berichteten
Fall erzählt, sind sicherlich singhalesisch-tamilische Schule. Wenn Tennent angiebt. auf
S A U A S I N , Ceylon III.