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ausfulivt, die Weddas hätten acht oder neun Götter, so haben wir es hier mit suighalesischein
Einfiusse zu thun; denn es sind dies die schon oben (Seite 502) erwähnten neun
Planetengottheiten, die Schicksalsgötter der Singhalesen: so sagt auch Stevens: W(>nn
Einer Schaden erlebt, denkt man, er habe die Siihnefeier dieser Gottheiten nicht ordentlich
vollzogen.
S a b ä i s m u s . Die Verehrung von Sonne, Mond und Sternen, also ilen Sabiiismus,
(De Silva's Grahaismus ist nichts anderes als Sabäismus und seine l-iezeichnung deshalb
aufzugeben) fanden wir an der Küste und spurweise in Dewilane, Bailey ivn Nilgaladistrict.
Auch dieser Gestirnsdienst ist für die Weddas cultur-indischer Herkunft; nach
Manu's Gesetzbuch ist dem Tag- und Mondgotte zu opfern, und so verehren denn auch,
wie schon erwähnt, die Singhalesen Sonne, Mond und die Planeten ebenfalls (sielie auch
k'nox, pag. 72 und 76).
P f e i l v e r e h r u n g . Von den verschiedenen Tänzen, welche die Natm'weddas ausführen.
und welche wir unten beschreiben werden, geht einer in der Weise vor sich, dass
mehrere Weddas im Kreise um einen Pfeil, welcher mit dei' Spitze in den Boden gestochen
wurde, sicli herumbewegen. Es geschieht dieser Tanz, Bailej- zufolge, zu dem Zwecke, um
die Yakas in Fällen von Krankheit und bei der Vorbereitung zur Jagd anzurufen (6, pag. 301).
Diese Aufpflanzung des Pfeiles haben auch Stevens und wir selbst beobachtet. Dann ist
schon oben (Seite 469) auf die Angabe des Tamil Iringewiesen worden, dass die Weddas
oft Säuglinge allein lassen und neben dem Kinde zwei Pfeile senkrecht in den Boden
stcchen. worauf sie über dessen Sicherheit beruhigt sind. Dasselbe berichtet Nevill; er
spricht von einem Pfeil, der neben dem Kinde in den Boden ge.stochen werde. Nach
Deschamps wird das Neugeborene auf die Erde deponiert und dann ein Pfeil au seine
Seite hingelegt. Dies sei eine nie vernachlässigte Ceremonie. welcher die Weddas vim
^^'owattc die grösste Wichtigkeit beilegten; sie bedeute sowohl die Taufe, als das Jagdgelübde.
Während zehn bis fünfzelin Tagen folge der geweihte Pfeil dem Kinde überall hin,
wo man es niederlege. Der Mudaliar De Silva in Battikaloa erzählte uns. dass die Weddas
unter dem Dach ihrer Hütten einen heiligen Pfeil verwahrten; bevor sie zur Jagd auszögen.
holten sie ihn herunter und schössen ihn blindlings ab: bleibe er in einem Baujnstamme
stecken, so bringe dies Glück, falle er zur Erde, so sei dies Unglück bedeutend.
Da in dieser Mittheilung von einer mit einem Dach verseluineii Hütte die Rede ist. Iraben
wir es hier bereits mit Culturweddas zu thun. Desgleiclien in der Behauptung von Nevill
(76. toni. 1. pag. 179), es werde bei dei' Darbringung eines Todtenopfers vom Daibringenden
ein Pfeil in den Händen geschwungen, um der geopferten Speise Verehi'img zu
bezeugen. Der Pfeil werde als Sinnbild verehrt. Immerhin ist aber auch für die Naturweddas
eine gewisse religiöse Verehrung des Pfeiles niclit zu bezweifeln.
Auch bei gewissen niederen Stämmen Vordei'indiens sind Spuren von Pfeilverehi'ung
zu finden. So lesen wir lieispielsweise in Dalton (23, pag. 171, Anmerkung):
.. I'lin von Dorf zu Dorf geschickter Pfeil ist Aufforderung zui' Hewaffiunit?. und wenn zu
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irgend Einem von Autorität gesandt, ist es offene Kriegserklärung. Die Hos des Bhor
Pir in Singbhunr (Präsidentschaft Bengalen) bekannten so im Jahre 1857 ihren Vorsatz,
die Sache des entthronten ßadja von Porahat zu dei' ihrigen zu machen und boten ihre
Angehörigen auf." Der Pfeil diente hier also auch als eine Art Botenstock (siehe olien
Seite 457); ausserdem war er überhaupt Nationalembleni der Hos: „Die Howeiber liaben
als ihre Tättowierungsmarke (Godna) einen Pfeil adoptiert. Ein Ho, welcher nicht
schreiben kann und seine Mail^e oder sein Handzeichen auf einem Document anbringen
soll, thut es, indem er ein rohes Bild eines Pfeiles macht.'- (23, pag. 191). Von den
Kanikars in Südindien lesen wir bei Jagor (48, pag. 81): „Zuweilen machen sie dem
Eajah von Ti'ovancore einen Besucli; dann hocken sie im Hofe des Palastes nieder, stecken
einen Pfeil vor sich hi den Boden, und grüssen, indem sie mit gefalteten Pländen Stirn
und Bi'ust berühren."
Es bleibt noch weiter zu erforschen, ob die Naturweddas nrit der Vereln'ung des
Pfeiles eine klare Vorstellung verbinden; es sollte noch eingehend erfragt werden, warunr
von ihnen jene seltsamen Handlungen mit dem Pfeile vorgenonnnen werden.
Z a u b e r s p r ü c h e . Zum Schutze gegen wilde Thiere werden von den Weddas
kleine Zaubersprüche gesungen, besonders dann, wenn sie sich genöthigt sehen, des Nachts
den Wald zu durchstreifen. Es geschieht in diesem Falle in der Form eines wilden Geheules,
welches demr wohl den Nutzen liaben mag, wilde Thiere in Schrecken zu setzen
und vom Pfade wegzujagen. Bailey erzählt darüber Folgejides: ..Sie habeji eine grosse
h'urcht. des Nachts auf Elephanten zu stossen und haben Zaubersprüche, sich vor denselben
zu schützen — nicht allein diese von ihrem Pfade zu treiben, sondern aucli um den Bären,
den Leoparden und den wilden Eber unscliädlich zu machen. Und ich muss hiei- berichten,
dass diese die einzigen Zauliersprüche sind, in welche ich vollen Glauben habe. Ich
werde nie vergessen, wie das erste Mal Einer dieser Weddas Zaubergesänge zu meiner Ei-
Ijauung r(>citierte. Es war Mitternacht; ich war im Herzen (\ines dichten und düsteren
Waldes, zwanzig Meilen von jeder Wohnung. Der Mond war noch nicht ganz aufgegangen,
imd die Stämme der liäume und der gigantischen hängenden Lianen schiunnerten unstät
in dem von den Fackeln, welche meine Weddaführer mit sich trugen, indem sie durch's
Gebüsch gleiteten, hervoi-gerufenen unsicheren Lichte, Ich plaudei'te mit einem intelligenten
\Vedda an meiner Seite und erfuln- da zum ersten Mal, dass sie Zauliersprüche
hätten, indem ich bis dahin, wie Tennent , diese Thatsache nicht kannte. Ich bat ihn
einen aufzusagen — und in einem Augenblick hallte der Wald wieder von so überirdischen
Schreien, dass ich einsah, es würde das in der That ein kühner Bär sein, dessen Muth
nicht schwinden würde, und dessen Beine ihn niclit weit aus dem Schalle der wiederholten
und misstönenden Worte tragen würden: .. „Bihigängl Wiruwi! Wiruwal"". welche
den Refrain des Gesanges bildeten. An seiner vollständigen Wirksamkeit hatte mein Freund
keinen Zweifel, noch auch ich, sondern er war eher aufgebracht, als ich die Vermuthung
aussprach, dass der Lärm allein mit dem lirfolg etwas zu thun gehabt haben könnte."