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OSTEOLOGIE DER TAMILEN.
Hi e r zu Ta f f . L V I — L X und Anha u g s t a be l l e 11. (Li t e r a turve r z e i chui s s am E n d e de s Abschni t tes . )
ücber die Gewinimng unseres Materials an Tamilen-Schädeln haben wir in einem
früheren Abschnitte gesprochen (p. 166 ff.) und ebenso über die Mängel, welche dieser
Sammlung anhaften, in Folge der Mchtbestimmung der Schädel nach Geschlecht und Kaste.
Von den 27 unverietzten Schädeln, welche wir besitzen, glauben wir, 13 mit
Sicherheit als männlichen Geschlechtes und 7 als weiblichen ansehen zu können. Von
vieren war, wie schon (p. 169) erwähnt, das Geschlecht nicht zu ermitteln, weil sie von
beiden einzelne Charaktere an sich haben, also, wie wir es nennen, allophys sind; drei
waren als Jugendformen auszuscheiden. Ein stark defectes Calvarium (XXVIII) endlich
konnte nur selten herangezogen werden.
Wie ebenfalls schon gesagt worden ist (p. 169), haben wir bei den Tamilen hauptsächlich
den Schädeln mä n n l i c h e n Geschlechts unsere Aufmerksamkeit zugewandt, theils
weil uns dies vorderhand für die Vorgleichung mit den Weddas ^ und diese ist bei unserer
Arbeit als das leitende Princip anzusehen — zu genügen schien, theils auch, weil die Serie
unserer sicher bestimmbaren, weiblichen Schädel zu klein ist, um einigermaassen sichere
Schlüsse darauf zu bauen. Es rülu't dies daher, dass fast alle unsere in Trincomali gesannnelten
Schädel Männern angehört hatten; der Todtenplatz, wo wir unsere Ausgrabungen
machten, war, wie es scheint, vornehmlich für Männer bestimmt. Wir werden daher die
wei])Iichen Schädel nur bei der Besprechung der wichtigsten Formverhältnisse heranziehen.
Ganze Tamil-Skelette besitzen wir nicht, so dass wir leider nicht untersuchen
können, wie die bei den Weddas geschilderten Abweichungen vom euroiiäischen Skelettbau
bei den Tamilen sich verhalten.
Folgende Schädel sind auf unseren Tafeln dargestellt;
Taf. LVI, Fig. 108. Schädel eines Tamil-Mannes, bei Trincomali von uns ausgegraben
(Nr. VII der Maasstabelle).
Taf. LVI, Fig. 109. Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. III dei- Tabelle).
Taf. LVII, Flg. 110. Schädel eines Tamil-Maniies, ebendaher (Nr. II der Tabelle).
Taf. LVII, Fig. I I I . Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. IV der Tabelle).
Taf. LVIII, Fig. 112. Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. V der Tabelle).
Taf. LVIII, Fig. 113. Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. VI der Tabelle).
Taf. LIX, Fig. 114. Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. VIII der Tabelle).
Taf. LIX, Fig. 115. Schädel eines Tamil-Mannes, ebendaher (Nr. I der Tabelle).
Taf. LX, Fig. 116. Schädel einer Tamil-Frau, in Jaffna von uns ausgegraben
(Nr. XV der Tabelle).
Taf. LX, Fig. 117. Schädel einer Tamil-Frau, in Batticaloa von Eingeborenen uns
gebracht (Nr. XVI der Tabelle).
Die nicht zur Darstellung gelangten Schädel vertheilen sich ihrer Herkunft nach
folgendermaassen ;
a) männl i che : Nr. IX, X, XI und XII der Tabelle sind Schädel, welche uns in
Batticaloa von Eingeborenen gebracht wurden; Nr. XIII ist ein männlicher Schädel, welchen
wir an der Wendelos-Bai, nördlich von Batticaloa, ausgegraben haljen. Das Grab dieses
Tamilen befand sich in der Nähe einiger Weddagräber, und es zeigen sich auch an diesem
Schädel eine ganze ßeihe von Eigenschaften, welche auf directe Mischung mit Wedda-Blut
hindeuten.
b) we i b l i c h e : Nr. XIV wurde uns aus dem Spital in Kandy freundlichst überlassen;
es ist der Schädel einer Tamil-Kuli-Frau aus dem plantagenreichen Kandy-District
(siehe darüber p. 166). Nr. XVII haben wir bei Trincomali ausgegraben; Nr. XVIII, XIX
und XX erhielten wir in Batticaloa.
Dem Geschlecht nach nicht sicher bestimmbar sind Nr. XXI , XXII, XXIII und
XXIV; den ersten und vierten haben wir in Trincomali, den zweiten in Jaffna ausgegraben
und den dritten in Bätticaloa erhalten.
Jung sind Nr. XXV, XXVI und XXVII, alle aus Batticaloa; ebendaher stammt das
erwähnte, deiecte Calvarium.
Die Literatur über die Schädel der C e y l o n - T ami l e n ist ausserordentlich spärlich;
im Grunde handelt es sich nur um drei Schädel, welche Vi r c h ow von Herrn Consul
Ph. F r e u denb e r g aus Colombo erhalten und (8) beschrieben hat, und einen in der Sammlung
von Da v i s befindlichen (3, Nr. 314, p. 134). Ein Mischling mit Singhalesenblut ebenda
(Nr. 316, p. 133) fällt hier ausser Betracht.
Aber selbst von diesen vier genannten Schädeln ist es nicht wahrscheinlich, dass
sie der in Ceylon sesshaften Tamilen-Bevölkerung entstammen. Vi r c h ow' s Schädel sind
in Colombo ausgegraben worden, und schon dieser Umstand macht es fast zur Gewissheit,
dass sie der früher (p. 73) erwähnten, fiuctuierenden Bevölkerung angehören, welche aus
den verschiedensten Gebieten Süd-Indiens zum Arbeiten nach Ceylon herüberkommt. Gewisse,
später zu erwähnende Abweichungen im Bau von unseren eigenen, der Ostküste
Ceylons entstamnienden Schädeln scheinen uns diese Vermuthung zu bestätigen. Der Fundort
des in Davi s ' Sammlung befindlichen Schädels wird nicht angegeben, doch dürfte es
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