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<l('ii beiden Varietäten existiere, und älinlicli könnte es mit der Kürpergrfisse, kurznm mit
nll(Mi denjenigen Maassen gehen, in wekdien Mann und Frau von einander Differenzen zeigen.
Wir-wiM'den im Laufe dieser Arbeit darznlegen versuchen, dass in sein'vielen Merkmalen
die beiden Geschlechter von einander mehr oder minder stark abweichen, imd ferner
dass die Fran durchaus nicht, wie man meist ghiubt, in allen Stücken zwischen Kiucl
und ]\Iann in der Mitte steht, sondern dass sie in gewissen Eigenschaften sich vom Kinde
sogar weiter entfernt, als der Mann dies thut. kurz, dass das Weib ein AVesen für sich
ist. welches auch für sich betrachtet werden muss, sodass bei Vergleichung von Menscheii-
\'arietäten inu' Mann mit Mann, AYeib mit AVeib in l'arallele gesetzt wei'den kann.
Aehnlich hat sich schon 18(32, aber mit kaum nenuenswerthem Erfolg, Welckei'
(21. p. 65) geäussert; er sagt: Handelt es sich daher um irgend schärfere Ivritik, so sind
..männliche und weibhche Schädel gleich zwei verschiedenen Speeles auseinander zu
..halten: die aus beiden Geschlechtern gezogenen Mittel des 3Ienschenschädels aber sind —
..mindestens für Detailvergleichungen — von sehr zweifelhaftem AYerthe."
B r o c a (5, p. 778) glaubte, die Willkür bei der Unterscheidung der männlichen
von den weiblichen Schädeln sei zu gross, und man solle daher ausser den aus den
Reihen der männlichen und weiljlichen Schädel getrennt gewonnenen Mittelzalüen nocli
ein Gesammtmittel aus beiden zusammen, mit Eiuschlass der dem Geschlechte nacli unbestimm))
aren Schädel, geben. Dass eine gewisse AVillkür Ijei der Geschleclitsbestimmung der
Schädel herrscht, ist freilich zuzugeben, sagt doch selbst Yirchow (20, p. 170): „Ich ge-
..hüre zu den Kraniologen, die, je älter sie werden, es für nur so schwieriger halten,
..einen Schädel in Beziehung auf sein Gesclüecht sicher zu beurtheilen, namentlich bei
..fremden Yölkern. Ich bin in der Lage, Schädel zu zeigen, die, nach europäischen
..Musteiii lieurtheilt, für weibliche erklärt werden müssten, während sie allem Thatsäcli-
..liehen nach männlidie sind. Ich weiss nicht, wie unter allen Umständen der Unterschied
„zwischen männlichem und weiblichem Gesclileclit am Schädel zu demonstrieren ist. So-
..wie wir zu ueuen Rassen kommen, beginnt das Studium von Neuem etc."
Trotzdem nun aber durch dieses Urtheil des erfahrensten deutschen Ki'aniologen
die Schwierigkeit sicherer Gesclilechtsliestirnmung der Schädel aufs klarste demonstriert
ist, halten wir dennocli daran fest, dass Mittelzalilen, w^elche an Scliädeln beider Geschlechter
gewonnen worden sind, zur anthropologischen Feststellung einei' Menschen-Yarietiit
von sehr geringem Werthe sind und darum auch nicht, wie liroca meint, dazu dienen
können, allfällige Fehler in der Gcschlechts1)estimmung zu neutralisieren.
Es wird eben in Zukunft notliwendig werden, das Sammeln des Materials nicht
wie bislier als eine Nebensache anzuseilen, für die mau auch den ungescliulteston li,eiso)ulen
für gut genug achtete; es wird sicli vielmehr der Anthropologe entschliessen müssen,
selbst in die Welt hinauszugehen, die Yölker, über die er schreiben will, selbst m
studieren und an Ort und Stelle nach Herkunft und Gesclileclit genau bestimmte Skelette
zu sammeln, was auch in weitaus den meisten Fällen mit einiger Geduld ganz wohl wh'd
möglich sein, jedenfalls überall da, wo Spitäler und Aerzte sich finden und eine weise
Golonialregierung den Bedürfnissen des Anthropologen entgegen kommt. Indessen ist ja
zuzugeben, dass es Fälle giebt, wo nran mit gelegentlich aufgegriffenenr Material sich beheli'en
muss, und namentlich wird man bei prähistorischen Funden stets auf schätzungsweise
Bestiuunung der Geschlechter angewiesen sein.
Methoden der Untersuchung.
Bei einer anthropologischen Arbeit ist es nothwendig, die augewandten Methoden
auf's genaueste zu präcisieren, damit die Ergebnisse mit denen anderer Forscher verglichen
und nachgeprüft worden können. Wir haben zwei verschiedene Wege eingeschlagen,
um die typischen Merkmale der uns vorliegenden Schädel zu ermitteln, einmal
den der directen Messungen und ferner die graphisclie Aufnahme bestinnnter Schädelcarven
mit Hilfe des Rieger'schen Kraniographen. Die letztere Methode haben wir nur bei den
Weddas angewandt.
1 Die Messungen.
Wir haben eine grosse Zahl der von den verschiedensten Autoren vorgeschlagenen
Maasse an unserem Schädel-Material genommen und auch selber eine Anzahl von neuen,
welche uns Erfolge zu versprechen schienen, versucht. Eine ganze Menge dieser Messungen
haben indessen keine oder nur geringe Unterschiede, sei es zwischen den drei
ceylonesischen Varietäten unter sich, sei es zwischen diesen und europäischen Schädeln,
orgeben. Diese lassen wir aus unseren Maasstabellen weg, indem uns scheint, dass es
nicht darauf ankomme, die Zahl dei' j^Liasse und Indices in's grenzenlose zu vermehren,
sondern solche zu suchen, welche wirkliche Unterschiede im Schädel- oder Skelettbau
aufdecken: Wir möchten diese letzteren ..sprechende Maasse" nennen.
Als Horizontal ebene des Schädels wurde sowohl für die Jlessungen, als für
die Curven und die bildliche Darstellung die deutsche oder Frankfurter Horizontale
gewählt. Wir kommen weiter unten darauf zurück.
Folgende Jlaassc finden sich auf unseren Tabellen aufgeführt:
Das Gewicht des Schädels mit seinem Unterkiefer. Fehlende Zähne wurden so
lierechnet, dass 12 gleich 15 Gramm gesetzt wurden.
Die Capacität der Schäilelkapsel. Die Schädel wurden mittelst des von Ranke
ciiiistruierten l'riditers mit Hirse gefüllt und diese in seinem Glascylinder gemessen.
Jeder Schädel wurde zwei- bis dreimal gefüllt und ein Mittel aus den Bestimmungen geuoiinaen.
Eine zwischen der i\Iessung je des dritten, höchstens vierten Schädels vorgenommene
Bcstimmungscontrollc mit Hilfe des ausserordentlich willkomnrenen P^anke'-
sclien (11) Bronzeschädels, stellt, so glauben wir, unsere Capacitätsangaben vor gröberen
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