Viele, ilie Offerte an; sie wiesen es aber entschieden ab, von der unmittelbaren Nachbarschaft
ihres Waldes (sollte heissen ihi'es Jagdgrnndes) sich zu entfernen.
Es wurden nun drei Niederlassungen gegründet, nämlich: Vitpannainadi (Autor:
Crowtlier) oder Vipanmradu (Autor: Tennent), Üiiiani, richtiger Oniuna, und Watangalawela
(Autor: Crowther) oder Villengelavelly (Autor: Tennent). Die erste dieser Ansiedelungen
liegt vermuthlich irgendwo zwischen Erawur und dem Omuna, die zweite,
Omuna, am Fusse des so genannten Felsens, die dritte ist wohl das heutige Balanggalawela
im l'allegamadistrict. Nun erzählt Tennent weiter: Man baute Hütten für sie, wies
ihnen ßeisland an, grub Bnnmen, pflanzte Kokospalmen; sie bekamen Samen, Hacken,
Aexte, Kleider, Nahrung. Ferner wurde in jeder Niederlassung ein Schulhaus erbaut, und
man schickte singhalesische Schulmeister hin. Nach Crowther wurden die Schulen auf
persönliche Kosten des Gouverneurs Mackenzie errichtet.
Dieser Versuch, den Weddas Schulbildung beizubringen, schlug fehl; wir können
annehmen, dass der Schulunterricht schon ungefähr nach sielten Jahren in diesen Ansiedelungen
wieder eingestellt wurde. In der ersten Niederlassung Vitpannamadi führten
sich nacli Tennent die Schulmeister schlecht auf, und die Weddas zerstreuten sich wieder.
Demnach würde diese Ansiedelung schon längst nicht mehr existieren. Die Schule von
Omuna wurde nach Tennent 1847 geschlossen, weil die Kinder nicht lierkanien; sie
war sehr walirscheinlich 1840 gegründet gewesen. So schrieb denn der Reverend Gillings
1853 mit Beeilt: „Früher waren Schulen etabliert; aber darauf verwendete Arbeit und
Geld waren umsonst. Die Weddas haben keinen Geschmack am Lernen und brauchen
il ire Kinder, um sie im Wald nach Nahrung zu begleiten. Ihre gegenwärtigen Sitten
sind sicherlich zu nomadenhaft, um ii'gend eine Ermuthigung zu systematischen Anstrengungen
für ihren Unterricht zu gewähren." Bailey sagt: Eine vor zehn Jahren (also
wohl 1853) in Bintenne von der Regierung eingerichtete Schule schlug fehl.
Die Versuche, die Weddas mit Hilfe der Schule zu europäisieren, Hess man als
gescheitert gelten; den Plan indessen, die Naturweddas aus ihrer Freiheit herauszunötliigen
und an bestimmten Plätzen als Tschenabauern anzusiedeln, verfolgte man consequent
weiter. Gewisse Singhalesen erlialten den Auftrag, die Weddas heranzuziehen —
mit Hilfe welcher Drohungen oder Versprechungen, scheint gleichgiltig zu sein —, und
es werden ihnen die Angesiedelten unterstellt. Diese singlialesischen Aufsehe)' führen
verschiedene Titel, wie Widane, Aratschi, Korale, Ratamahatrnaya, je nach ihrer sonstigen
officiellen Stellung unter ihren eigenen Leuten, und sie haben die Weddas im Bau von
Piinden- und Lehmhütten und in der Bearbeitung des Bodens, im Säen und Ernten, zu
unterrichten. Zugleich wurde ihnen der Auftrag, die in der Umgebung der Niederlassung
etwa noch frei lebenden Naturweddas zur Ansiedehmg heran/unöthigen. Durch Drohuiigen
mit dem englischen Gouvernements-Agenten gelingt dies bei der Mehi'zahl. Im Nilgaladistrict
sagte man uns 1885, die Leute der Ansiedelung Kolonggala seien voi' zwei
565
Jahren auf Befehl der Regierung aus ihren Höhlen geholt und in das Dorf gebracht
worden, wo nun der singhalesische Widane sie zu beaufsichtigen Irabe. In Kalodai kannte
der dortige Ratamahatinaya keine frei lebenden Weddas mehr; Alle hätten sicli auf Befehl
der englischen Regierung nach den Dörfern gezogen. Der Wedda Percman von
Kaluwangkeni an der Küste gab uns an, er und seine Freunde seien früher frei gewesen,
erst ihr jetziger tamilischer Vorgesetzter habe sie angesiedelt und ihnen auf Befehl der
Königin Victoria Land gegeben.
Sind nun aber die Weddas einmal angesiedelt, so werden sie auch besteuert, und
da sie mit dem Gelde sich nicht auskennen, gerathen sie in die Hände ihrer singlialesischen
Aufseher, welche, wie wir oben schon ausführten, (Seite 562) die Steuer für sie entrichten
und denen sie nun dafür Sklavendienste than müssen. Wir halten dies für die
Regel, wenn wir auch eventuelle Ausnahmen gerne einräumen. Immerhin sind wir der
Meinung, dass es nicht recht sei, die Naturweddas, welche frei bleiben wollen, auf die geschilderte
"Weise den Singhalesen in die Hände zu geben; wir sollten diese frei Geborenen
nicht nöthigen, den harten Boden „im Schweisse ilires Angesichtes" zu bebauen und ihnen
so dasJocli einer Cultur auflegen, welche sie gar nicht begehren (vergleiche die Aeusserung
des Knaben und des Gefangenen, Seite 530) und durch welche sie in moralischer Beziehung
nur verdorben werden können, gleichgültig, ob diese Cultur nun die indische
oder die europäische ist. So sagt auch Hartshorne: „Es ist der Uebeiiegung werth,
ob die Weddas wohl durch die Wohlthaten westliclier Moralität und Civilisation erleuchtet
werden können." Es ist deshalb zu wünschen, dass die Beeinflussung der Naturweddas
durch die Singhalesen verijoten werde, und dass Jenen von den schon angesiedelten
Weddas, welche nach ihren Bergen, ihren Jagdgründen, ihrer alten Freiheit zurückkehren
wollen, erlaubt werde, dies zu thun. Lassen wir diesen geringen Rest der Urbewohner
Ceylons auf ihren Felshügeln in ihrer Unabhängigkeit und ihrer stolzen Verachtung aller
Culturbedürfiüsse unangetastet: denn von den Naturweddas gilt das Wort, welches Herodot
am Schlüsse seines Werkes von den alten Persern sagt: „Sie ziehen es vor, ein mageres
Land zu bewohnen und Herrscher zu sein, als die Elsene zu besäen und zu Knechten
Anderer zu werden," und so gelte denn für das Weddaland der Satz: „Auf den Bergen
ist Freiheit."
I m p f u n g der Weddas. Man hat die Culturweddas, wenigstens die an der Küste
lebenden, auch impfen lassen. Das hat nun eine gewaltige Angst vor den Europäern, besonders
unter den Frauen und Iviiidern, verbreitet. In Kalkuda rannten alle Weiber mit einem
Male weg. als wir ankamen: Eine von ilinen schlich sich, um nicht gesehen zu werden,
auf allen Vieren nach dem Buschwerke zu, sprang dann auf und rannte weg. Knaben,
welche auf dem Zaun des Dorfes gesessen waren, hatten unsere Ankunft angezeigt. Als
man die Im)ifung vornehmen wollte, so erfuhren wir, seien Alle in das Buschwerk gerannt,
man sei dann hinter her und habe sie nur mit Mühe fangen können. Als uns auf J^e