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die Aiisti-alicr-Aelinlichkeit der Weddas für die ächten, zarten Formen des Inneren nicht
gilt (man vergleiche nnsere Tafeln III—XII), sondern, dass es einzig die an der Küste und
in den nächst angrenzenden Gebieten wohnenden Weddas gewesen sind, welche uns an
Australier erinnert hatten, und dass wir von Diesen aus zu rasch verallgemeinernd vorgegangen
waren.
\\eini man unsere Bilde]- von mäimliclien Küstenweddas, namentlich die der
Taff. XV und XIV, Fig. 24, ansieht, so kann man sich in der That des Eindrucks nicht
erwehren, dass eine Aohnlichkeit mit Australiern hier vorliege. Die gegenüber den Weddas
des Inneren stärkere Köriiergrossc (p. 88). der reichlichere Bartwuchs (p. 98). der schwerere
Knochenban (p. 213). die stärkeren Muskelleisten und Brauenbogen (p. 229) sind lauter
Dingo, welche mit in Erw;iguug zu ziehen sind.
Wir haben in den früheren Abschnitten meist den sehr nahe liegenden Versuch
gemacht, diese vom Wedda des Inneren abweichenden Merkmale der Küstenformen durch
die in der That reichlich vor sich gehende Mischung mit den umwohnenden Tandlen zu
erklären, freilich nicht ohne beständigeji Hinweis darauf, dass auch selbstständig erworbene
Eigenschaften vorliegen könnten. Die Frage lässt sich imserer Ansicht nach einstweilen
nicht sicher entscheiden, ob blos Mischung diese Merkmale hervorgerufen liat. oder ob
wir vielleicht in den Küstenweddas eine Entwicklungsstufe des Wedda zum Dravido-
Austraher zu sehen haben. In jedem Falle können wir uiis die zarten und kleinwüchsigen
weddaischen Stämme und die grösseren und derben dravido-australischen durch solclie
Formen, wie die Küstenweddas sind, vermittelt denken. Für die nicht seltene Mesocephalie
der Küstenweddas haben wir oben (p. 222) eine besondere Erklärung gesucht.
Bevor wir die Dravider verlassen, haben wir noch eiiyer Ansicht entgegenzutreten,
welche öfters in der Literatur wiederkehrt, mid dies ist die/Zureclinung der dravidisclieu
Ingenen. mongoloiflen Völkern,
dass von einer Malayen- oder
ir würden auch dieser Ansicht
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Stännue zu den von Nord-Osten nach Vorderindien eingedr
Ein Blick auf unsere Tamilen-Tafeln, XXVII—XXXVL lehii,
Mongolen-Verwandtschaft gar keine Piede sein kann, urid \)
kaum gedacht haben, wenn sie nicht in dem sonst so nützlichen l.elu-buche von Topinard
(22) vertreten wäre. Auf Seite 289 lesen wir, dass die Dravider zu den geradhaarigen
Formen wie die Eskimos, Rothhäute, Sibirier, Chinesen, Cochinchinesen und Malayen
geliören. während sie doch zweifellos welliges Haar besitzen und unserei- cymotrichen
Gruppe zuzurechnen sind. Ferner finden wir auf Seite 470 die Ansicht ausgesprochen,
dass die dravidisch redenden Völker einem aus Nord-Osten nach Voi-derindien eingewanderten
Völkerstrome angehören. Wenn auch sicher ist, dass gegen das nord-östliche Indien
hin, wo das Gebiet der mongoloiden Stämme anfängt, die Dravider mit solchen fremden
Elementen sich vermischt und dadurch zum Theil östliche Gesichtszüge angenommen haben,
so ist andererseits ebenso sicher, dass die grosse Menge der Dravider mit den östlichen
Nachbarn durchaus nichts zu thun hat; wie gesagt, betrachten wir die Dravider in der
Hauptsache als autochthone, aus den weddaischen Stämmen weiter cutwickelte Formen.
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Wir haben also bis jetzt in Vorderindien unserer Ansicht nach zu unterscheiden
eine weddaische oder vordravidi sche Epoche, als deren Reste die Weddas und Verwandte
uns entgegentreten, und zweitens eine dravi do- aus t r a l i s che Zeit, heute repräsentiert durch
die grosse Menge der dravidisch (und theilwoise auch kolariscli) sprechenden Stämme. Am
typischsten finden wir diese dravido-australischen Formen in den tieferen Kasten repräsentiert,
natürlich nach Ausschlnss der weddaischen Elemente, die theilweise auch, wie schon mehrmals
erwähnt, als niedere Kasten gelten. Je liöher wir in den Kasten der dravidisch sprechenden
Bevölkerung emporsteigen, um so mehr worden andere Einñüsse vorherrscliend.
Dies führt uns iiber zur Besprechung einer dritten Periode, derjenigen der arischen
Invasion, welche durch die nordwestliche Eingangspforte erfolgte. Die Matei'ialien und
Studien fehlen uns, um uns in den Streit nach der muthmaasslichen Heimath der Arier
einzulassen (siehe zum Beispiel ivollmann's, 13, Zusammenstellung darüber): nur soviel
dürfte sicher stehen, dass sie ausserhalb Indiens entstanden und dieses Land dann secnndär
invadierten. Dabei denken wir uns, dass die Arier aus dravido-australischen Stämmen
sich entwickelt haben. Diese letzteren besassen unserer Meinung nach eine grosse Verbreitung.
So gut sie nach dem fernen Australien einen Verstoss machen konnten, werden
sie wohl auch einen grossen Theil der alten Welt in Besitz genommen haben. Nun möchten
wir glauben, dass in irgend einem Gebiete aus solchen Stämmen die hellhäutigen Arier
entstanden, und dass dann eine zurückfluthende Welle einen Theil dieser körperlich und
geistig höher entwickelten Menschen nach Indien zurückführte. Dieses trafen sie von
iliren auf niederer Stufe zurückgebliebenen, uralten Stainmesgenossen bevölkert, und unn
entstand jener Kampf, als dessen Ergebniss die heutige Völkervertheilung A^orderindiens
mrd das Kastensystem anzusehen sind.
Je mehr man in Indien von Süden nacli Norden vorschreitet, um so mehr wird
der arische Einfluss vorherrschend; aber selbst bis zu den südlichsten Dravidern hin ist er
zu spüren, namentlich deutlich in den oberen Kasten, während er in den unteren nur
gelegentlich zur Geltung kommt.
Wie schon erwähnt, besitzen die Singhalesen, deren Vorväter aus dem nördlichen
Indien stammen, unserer Ansicht nach einen grösseren Antheil dieses fremden
Blutes als ihre Nachbarn, die Ceylon-Tamilen, und darin beruht nach unserer Meinung
wesentlich tler physische Unterschied zwischen den beiden Varietäten.
Auf die von Nord-Osten nach Vorderindien erfolgende Einströmung mongolischer
Elemente, welche am reinsten in den am Südabhang des Himalaya gelegenen, kleinen
Staaten zu Tage treten, aber auch sonst weithin durch Bengalen sich fühlbar machen,
wollen wir hier nicht näher eingehen.
Wir glauben, dass mit Ausnahme dieser letzt genannten Formen, sämmtliche
Vorderindien bewohnende Stämme, die weddaischen, die dravido-australischen und
die arischen, somit natürlich auch die gesammten West-Asien, Nord-Afrika und Europa
bewohnenden Völker, trotz noch so verschiedenen Sprachen, eine engere Verwandtschaft
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