522
lialesiscli; aber einige sind in anderen Sprachen geschrieben, wie in der Arabischen, Persischen,
in Tehigu, Malayalim, Bengah und anderen. Zuweilen scheint keine Sprache gebraucht
worden zu sein. In diesem letzteren Falle scheint es statt irgend einer verständlichen
Sprache eine Sammlung barbarisclier Laute ohne Sinn zu sein." So stammen denn die
als ^Veddagesänge überlieferten Zeilen und Verse wohl zum grossten Theil von singhalesischen
und tamilischen Kattadias. welche sie wiederum oft selber nicht verstehen, und es
bleibt noch eine offene Frage, ob überhaupt acht weddaische, das heisst von noch unbeeinHussteu
Naturweddas erdichtete Verse existieren. Wir zweifeln nicht daran; doch wird
es die Aufgabe künftiger, sehr vorsichtig zu leitender Untersuchung werden, die acht weddaischen
Lieder aus der grossen Mehrzahl der tamilisch-singhalesischen herauszuschälen. Es
würden solche dann Primitivlieder darstellen, von gleichem Werthe wie die von uns aufgedeckte
Primitivmelodie. Unter den von De Zo y a überlieferten Weddaliedern könnten
eventuell die folgenden Erfindung der Naturweddas sein und nach ihrer oben dargestellten
Primitivmelodie gesungen werden:
3:Mamini mamiui ma deyya:
: Taravolpita kobeyiyo:
: Kuturung kuturung kiyannan:
Hiimbe Irambe Irambe liumbe
: Taiiiiii taniiii taiiane:"
Die erste Linie ist dunkel; sie kehrt bei vielen Gesängen stereotyp wieder und
ist wohl singhalesischen Ursprungs; dann heisst es:
„Die Tauben von Taravelpita sagen: kuturung, kuturung."
Die beiden darauffolgenden Linien bestehen in nicht übersetzbaren, sinnlosen Worten.
„:Mamini mamini ma deyya:
Goya puttsolia ke tenadi
:Tscliulangak wanne:
Miminna puttscha ke tenadi
Tschulangak wanne
Gona putt.scha ke tenadi
l'scliulangak waune
Adi alla nadi alla pana ralla."
Erster Vers wie oben; dann:
„Wo die Talagoya gebraten imd gegessen wurde,
: Blies ein Wind:
o die Meminna gebraten und gegessen wurde,
Blies ein Wind,
Wo der Hirsch gebraten und gegessen wurde.
Blies ein Wind."
Die letzte Linie hat keinen Simi.
523
Folgendes Wiegenlied mag acht weddaisch sein:
„Uyan kole puiia la
Pana attcn watsclia la
Wanduru kulal kawa la
Nidi waren puta la."
„Nachdem icli dich zur Euh gelullt habe auf einem Uya.nblatt,
Nachdem ich dicli zugedeckt habe mit einem Zweig von Panablättcrn,
Nachdem ich dich gefüttert habe mit Wandurafleisch,
Komm" und schlafe, mein Kind."
Die Weddas wiegen ihre Kinder zuweilen auf Blättern und decken sie auch mit
solchen oder mit Rinde zu (siehe oben Seite 469); Wandurafleisch ist eine Lieblingsnahrung
mancher Weddas (siehe oben Seite 413).
Damit wollen wir es nun bewenden lassen und verweisen f'tir die von Ne v i l l
reproducierten sogenannten Weddagesänge auf das Original (76, toni. 2, pag. 121—127)
und ausserdem auf unsere oben schon (Seite 20, 389 und 510) gemachten, solche Gesänge
betreffenden Bemerkungen.
Wir schliessen hier noch an, dass Ne v i l l berichtet, die Weddas liebteji einfache
Räthsel (76, tom. 1, pag. 181).
Verstand und Kenntnisse.
Ueber die I n t e l l i g e n z der Weddas ist häufig sehr ungünstig geurtheilt worden,
so sehr, dass die Frage, ob wir es vielleicht mit Idiotismus zu thun haben könnten, ventiliert,
werm auch abgewiesen worden ist (Vi r c h ow) . Die Verstandeskräfte der Naturweddas
sind normal entwickelt, aber quantitativ weit unter denen der Europäer stehend;
der Horizont der Anschauungen und somit des Denkens ist ausserordentlich umschränkt,
aber innerhalb desselben bewegt sich der Wedda mit vollkommener Freiheit und Leichtigkeit.
Wir beobachten bei Kindern dasselbe. Die Quantität der Intelligenz darf docli
wohl einigermaassen nach dem berechnet werden, was wir geistigen Horizont nennen;
wir glauben die geistige Kraft eines Individuums beurtheilen zu dürfen nach der Umsicht,
die es entfaltet; deshalb wenden wir wohl auch im Deutschen für ein Individuum mit
engem Horizonte das Wort .,beschränkt" an. In beiden Fällen aber, bei engem und weitem
Horizonte, kann die geistige Lebendigkeit, die Aufgewecktheit, dasjenige, was wir auch
'l'emperament nennen, ebenso stark, in ersterem Falle sehr oft noch mehr entwickelt sein,
als in letzterem; dennoch ist die geistige Kraft in den beiden Fällen eine C[ u a n t i t a t i v verschiedene.
Diese letztere ist denn auch beim Wedda im Vergleich zum Europäer gering.
Die ganze bis jetzt dargelegte Ergologie ist schon ein Ausdruck der weddaischen
Verstaudeskräfte; eine weitere Prüfung der letzteren müsste in ihrer Anpassungsfähigkeit an
die ergologischeu Leistungen der höheren Varietäten gesucht werden; man würde so einen
Maassstab der Receptivität der Weddas erhalten. Auch diese ist, wie sich herausgestellt