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Von vielen Autoren wird den Tamilen, und gewiss mit Recht, grössere Ausdauer im
Arbeiten und eine regere Unternehmungslust zugeschrieben, als sie den Singhalesen eigen
ist. Audi wird ihr Körperbau als kräftiger als der singhalesische geschildert (l'ercival
12, pp. 188 nnd 232, Cordiner 6, I, p. 137, Selkirk 18, p. (38, S c hma r d a 17, pp. 291
und 477, Ilaeckel 9, p. 97): ein stärkeres Knochensystoni schreibt ihnen vollkommen
richtig l lof fme i s t e r (10, p. 95) zu, während v. R a n s o n n e t (13, pp. G7, 68) die Männer
als kräftig, oft athletisch gebaut, ohne gerade knochig zu sein, schildert.
In der Regel werden sie als grösser als die Singhalesen bezeichnet, was, wie
wir zum Voraus bemerken wollen, correct ist, so von Sclunarda und Haeckel (ibid.);
V. Ransounet (ibid.) nennt die ,,malabarischen" Mädchen höher an CTCstah als die
singhalesischen. Nur Davy (7, p. 109) giebt irrthümlich au, der reine Singhalese des
Innern übertreffe an Grösse gemeiniglich die meisten Eingeborenen von Coroniandel und
Malabar.
Die einzige auf Messungen beruhenden Angabe über die Grösse der Ceylon-Tamilen
ist die unsrige im Journal der kgl. asiatischen Gesellschaft zu Colombo vom Jahre 1886
(16, p. 293). Als mittlere Grosse von 25 Männern nannten wir damals 1652 mm, was
mit der in diesem Werke angeführten, aus 42 Messungen gewonnenen Zahl 1653 selu'
genau übereinstimmt.
Die Länge des Unterarms haben wir ebenfalls in dem genannten Aufsatze erwähnt
(p. 294). Das Fehlen der Waden finden wir von Wolfs (20, p. 172) bemerkt.
Ueber die Hantfarbe der Tamilen erfahren wir von B a lda eus (2, p. 417), Salmon
(15, p. 588), Percival (12, p. 188) und Haeckel (9, p. 97), dass sie dunkler sei als
die der Singlialesen, was unsere Scalen für die Durchschnittsfärbung bestätigen. Dass
W o r t h i n g t o n (21, p. 78) die Tamilen-Farbe dunkler nennt als die der Weddas, ist ein
schon oben gerügter Irrthum.
Die Farbe selbst wird von Baldaeus (2, p. 417), Salmon (15, p. 588) und
Wolfs (20, p. 172) l)ei den „Malaljaren'- der Insel Jaffna und UmgelDung sclwarz genannt,
ebenso vom Anonymus 1876 (1, I, p. 382) beim „Malabar"-Kuli. Hoffmeister
(10, p. 95) beschreibt die Farbe als grau-braun, Haeckel (9, p. 97) als kaffeebraun
oder schwarzbraun.
Sehr richtig sind die lieobachtungen, welche Schmarda (17, p. 291) während
seines Aufenthaltes in Trincomali machte: er fand bei den dortigen ,,Malaljaren" die
Farbe schwankend von hellbraun bis schwarzbraun und Vjemerkte aucli, dass die niederen
Kasten im Allgemeinen etwas dunkler pigmentiert seien als die hohen.
Hieher gehört auch die Beobachtung von Wolfs (20, p. 172), dass die lirahmaneu
von Jaffna eine gelbe Haut besitzen, während er die „Malabaren", worunter er die eigentliche
Bevölkerung des Landes versteht, wie oben schon erwähnt, schwarz nennt. Wir
sell)st haben Mitglieder der Brahmanen-Kaste nicht auf iliro Farbe zu untersuchen Gelegenheit
gehaljt; doch, wenn wir uns recht erinnern, so erscheinen sie in der That häutig
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Ivon gclblicher Farl)e und, wie Wolfs sie w^eiter nennt „gut inT Fleisch" d. Ii. wohl geluidn't
und fett.
Im Allgemeinen wird, wie unsere Scalen zeigen, die Hautfarbe der lamilen von
Idon meisten Autoren entschieden zu dunkel angegeben; eine schwarze Farbe kommt so
wenig vor als bei den Weddas. Wie wir schon dort erwähnten, kann man sich auf eine
o-ewiL Distanz sehr leicht täuschen, und namentlich fiüirt l)ei den Tamilen der Contrast
zwischen den weissen Tüchern, welche als Kleidang dienen, und der braunen Haut leicht
zu einer Uelierschätzung der Farbentiefe.
Die Haarfarbe wird von Tennent (19, II, p. 514) bei Kindern als glänzend-
I schwarz beschrieben, das Haar selbst von Wolfs (20, p. 172) als lang, von Hof fmei s ter
¡(10, p. 95) als oft zottig (shaggy).
Die Nase nennt derselbe Autor (ibid.) flach, was durchschnittlich nicht richtig,
Ijedenfalls nur für eine Anzahl Glieder tiefer Kasten charakteristisch ist. Die mittlere
Nasenbreite haben wir in unserem Vorbericht (16, p. 294) auf 38 mm angesetzt; es war
(lies etwas zu hoch; 37 mm, unsere jetzige Zahl, ist correcter. v. R a n s o n n e t (13, p. 68)
schiklert die Nase als kurz, Gesicht und Züge nicht ganz verständlich als klein und unentwickeh,
den Mund als ziemUch gross, die Augen als länglich geschnitten nnd tiefliegend,
welch' letzteres bei starker Entwicklung der knöchernen Brauenliogen zutrifft, und end-
¡lich die Backenknochen als stark vortretend. Wie unsere Tafeln zeigen, ist das Vorspringen
der Backenknochen nicht auffallend.
Die Durchbohrung der Ohren und die oft starke Erweiterung der Löcher durch
I grosse Schmuckgegenstände werden öfters erwähnt, so von Baldaeus (2, p. 401), Cor-
Idincr (6, I, p. 138), Percival (12, p. 236), Selkirk (18, p. 68), Schmarda (17, I,
ip. 477), Goonet i l leke (8, pp. 22—23). Von mehreren Autoren wird auch der Durchstochung
der Nasenflügel und des Septums zum Anheften von Ringen gedacht.
C a s i e Chitty (5, p. 350) erwähnt noch, dass die Männer der Mukwa-Kaste
ihre Ohren nie durchbohren. AVie unsere Tafel XXXH zeigt, hat dies zum mindesten für
die Mukwas von Batticaloa keine Geltung.
Dies das Wenige, was wir in der Literatur über die Tamilen Ceylon's finden
konnten. Vergleiche mit den continental-indischen Formen sollen später gezogen werden.
Wie wir dies am Schlüsse der Mittheilungen über die äussere Erscheinung der
Weddas thaten, wollen wir auch jetzt versuchen, eine kurze Diagnose der Tamilen
zu geben.
Die Tamilen Ceylon's sind eine Varietät von kräftigem und ziemlich grossem
Körperbau. Die Mittelgrösse der Männer beträgt 1653 mm, und zwar fanden wir die
grösstcu im Norden auf Jaffna (1669 mm), die kleinsten südwärts bei Batticaloa (1641mm).
Hie Frauen an letzterem Orte maassen 1545 mm, bleiben also um einen Decimeter
liiuter den Männern zurück. Die Arme sind im Yerhältniss zur Körpergrösss länger als
Ijoiin Europäer und ebenso der Unterarm verglichen mit dem Olierarm stärker entwickelt
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