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UEBERSICHT
ÜBEP. DIE BEVÖLKERÜNO VON CEYLON UND IHRE GEOGRAPHISCHE VERBREITÜHC,
HIERZU TAFEL I.
(Literaturverzeicbuiss am Eude des Abschnittes.)
Nachdem ^ir im Torhergeheiiden AlDsclinitt versudit halDen, in knappen Umrissen
ein Bild der pliysikalischen Verhältnisse der Insel Ceylon, ihrer Pflanzendecke und ik-cs
Thierlebens zu entwerfen, wenden wir uns nun zum Menschen, der diesen Schauplatz inne
hat, und begimien mit einer allgemeinen Uebersicht der Zahl und geographischen Verbreitung
der Bevölkerung und ihrer Zusammensetzung aus verschiedeneu Varietäten.
Es sei hier gleich vorausgeschickt, dass wir statt des Wortes Menschen-Rassen im
Laufe dieser Untersuchung stets den Ausdruck Menschen-Varietäten anwenden werden,
weil der Begrifi^ einer Rasse in unserem Sprachgebrauche stets mit dem von künsthcliei
Züchtung zusammenhängt. Wir sprechen von Rinder-Rassen, Schaaf-Rassen, Hühner-Rasseii
u. s.- w. und denken dabei, dass dieselben durch künstliche Auswahl fixiert und herangezüchtet
worden, dass sie mit einem Worte ein Product der Domestication sind. Anl
die sogenannten Rassen des Menschen hat dies aber selbstverständlich keine Anwendung:
sie sind nicht das Product willkürlicher Auswahl und Züchtung, sondern frei aus bis jetzt
unbekannten Ursachen entstanden und verdienen daher den Namen von Varietäten, mii
welchem allgemein die in natürlichem Zustande entstandenen Aliarten einer Form belegt
werden. In demselben Sinne hat sidi 1883 Kol lmann (2, p. 34) geäussert, doch ist ui(
consequent das Wort Rasse ausgemerzt worden.
Nach dem ausgezeichneten, von Li one l L e e ausgeführten Census von Ceylon vom
Jahre 1881 (3) — der neue von 1891, welcher jedenfalls noch genauere Angaben enthalten
wird, ist leider noch nicht erschienen — beläuft sich die Gesammtzahl dei' Bewohner
der Insel auf 2760000 Personen. Der Einfachheit halber lassen wir bei diesen
grossen Zahlen stets die Bruchtheile der Tausender weg. Zwei Drittheile der Gesammtzahl
bilden (3, p. 135) di e S ingha l e s en mit 1847000 Seelen, einen Viertheil dieTamilciiJ
mit 687 000 Personen. Doch sind in dieser letzteren Zahl eine grosse Menge von Leuten
fast 257000 (Census, p. XXVI), eingeschlossen, welche nicht d a u e r n d i n Ceylon angesiedelt
sind sondern nur für eine Reihe von Jahren von Süd-Indien, ans der Präsidentschaft
Madras, herüberkommen, um später wieder zurückzukehren. Wir werden von dieser wandernden
Bevölkerung weiter unten zu reden haben. Schliesst man sie aus, so schrumpft
die Zahl der angesessenen Tamilen auf 430000 zusammen, wodurch sie den Singhalesen
gegenüber noch mehr an Bedeutung verlieren.
In der Zahl der Singhalesen sind auch die sogenannten Ro d i y a s mit eingerechnet,
welche, obschon gewöhnlich als niederste Kaste zu ihnen gezählt, doch wohl eine eigene
Varietät repräsentieren. Es sind ihrer übrigens sehr wenige; zweitausend dürfte hoch
geschätzt sein. Wir kommen später auf diese kleine Gesellschaft zurück.
Auf diese beiden Hauptvarietäten, die S ingha l e s en und Tami l en, welche zusammen
ganze elf ZwöHtheile der Bevölkerung bilden, folgen als stärkster Bestandtheil des letzten
ZwöKtels die I ndo -Ar ahe r , von den Engländern Moormen genannt, deren Zahl sich auf
185000 beläuft; auch von diesen ist eiu grosser Theil, etwa 17 000, nicht in Ceylon sesshaft,
sondern aus Indien gebürtig.
,i Dann kommen die sogenannten Eur a s i e r und B u r g h e r s , etwa 18000 Personen,
Descendenten der nun seit fast 400 Jahren nach Ceylon einströmenden Europäer in allen
erdenklichen Mischungsgraden mit eingeborenem Blute.
' Etwa 9000 Köpfe zählen die in Ceylon lebenden Ma l a y en, wohl meist Abkömmliage
von Soldaten aus der Holländerzeit und von Deportierten aus den weiter östlich
gelegenen holländischen Colonieen. Indessen berichtet die Gcschichte von Ceylon, dass
mehrmals, namentlich im 13. Jahrhundert Abenteurer von der malayischen Halljinsel aus
in Ceylon einfielen (vergl. Tennent , 6, 1, p. 414), und da ist es nicht unmöglich, dass auch
von diesen Invasionen Reste köiniten zurückgebheben sein. Endlich ist die Frage noch
nicht als entschieden zu betrachten, ol) nicht an einzelnen Paukten der Küste, namentlich
im Süden der Insel, in früherer Zeit auch kleinere friedliche Niederlassungen dieses
seefahrenden Volkes bestanden haben.
Auf etwa 7000 ferner beläuft sich eine sehr bunte Gesellschaft, welche der Census
unter dem Begriff „Andere" zusammenfasst, Glieder aller inöglichen aussereuropäisclien
Nationen, welche Handelszwecke oder der Zufall nach Ceylon führten. Am zahlreichsten
sind darin vertreten Afghanen, Araber, Beng a l i s und Angehörige mancher anderen
nord- und centralindischen Stämme, Chinesen, Cochinesen, Ka f f e rn, Malediven-Leute
und Par s i s .
Nicht ganz 5000 beträgt die Zahl der in Ceylon lebenden Europäer, der Herren
des Landes, eiu verschwindendes Häufchen der ungeheuren Menge von Eingeborenen
gegenüber.
Am geringsten an Zahl endlich sind die AVeddas, welche vom Census auf blos
2228 geschätzt werden, und doch werden sie in unserer Monographie der ceylonesischen
Völker weitaus die erste Stelle einnehmen. Dass ihre Ansprüche auf eine solche Bevor-
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