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der Honigwaben (Seite 445), und wir wenden uns nan zu dem kleinen noch
luibesproclienen Rest d(-i- Geräthe des Natiu'wedda.
F e u e r b o h r e r . In erster Linie betrachten wir die Art und Weise des Wedda,
so weit verbreiteten Feuerbohrers.
Abscluieiden
ochei
Der
Keuer zu erzeugen; es geschieht dies mit Hilfe des
Sclion der Anonymus 1823 giebt an, sie machten Feuer mit Reibhölzern; Bennett
beschreibt die Procedur näher: Ein mit einem Grübchen versehener Stock werde mittelst
d(>r Fiisse auf dem Boden festgehalten und in dem l^etreffenden Grübchen ein anderer mit
den Händen rasch gedreht. Mit Hilfe trockener
Blätter, welche ein Gefährte hinzubringe und
durch Anblasen der Gluth seitens des Letzteren
werde Feuer gewonnen.
Wir können das als Pfanne dienende, auf
dem Boden festgehaltene Holz das Pfannh
o l z (a), das obere das Bohrhol z (b) nennen
und möchten hiemit auf die beifolgende Abbildung
aufmerksam machen, welche einen
weddaischen Feuei-bohrer in etwa einem Drittel
der wirklichen Grösse darstellt.. Nevill spricht
von Mörser und Stössel. was aber ein unrichtiges
Bild giebt. Auf der einen Fläclie des Pfannholzes
wird zuerst mit der Pfeilspitze (Bailey)
ein kleines Grübchen in der Nähe des Randes
eingeritzt (ein solches kam auch auf unserer
Abbildung zur Darstellung); hernach wiitl am
Rande selbst eine kleine Kerbe angebracht,
welche wir die S p a h n k e r b e (c) nennen
wollen. Die Pfanne (d) selbst wii'd aus dem
anfänglich eingeri(;.zten Grübchen durcJi die
heftige Drehung des Bohrholzes ausgearbeitet,
b
d indem sich durch die Bewegung feinste Spähnchen
loslösen, welche in Gluth gerathen und
aus der Spahnkerbe herabfallen. An dies(>n
Feiierbolirer der ^Vc• d,ias. glühend heraus .sicli ergiessenden Holzstäubchen
oder Spähnchen werden nun dürre Mlättcr
und ähnliciies Material durch sorgfältiges Anblasen zum Aufflammen gebracht. Das I^ohrh
o l z ist c. 40 cm lang und stellt nicht etwa eine cylindrische Walze dar, sondern ist
unten etwas dicker als oben (auf der Abbildung durch Versehen ein wenig übertrieben;
doch mögen Bohrhölzer von der Form wie das abgebildete wohl auch vorkommen). Der
grosste Durchmesser dos Bohi'holzes, welcher sich in etwa einem Viertel der Länge gegen
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das untere Ende zu befindet, beläuft sich auf c. 17 inni, am oberen Ende sinkt er auf
c. 12 mm. Der Feuer erzeugende Wedda begiimt nun das ßohrholz in der Weise mit
seinen Händen hin und lier zu wirbeln, dass er am oberen Ende desselben ansetzt und
die Hände während des Drehens langsam liinabgleiten läs.st. Da nun gegen unten die
Dicke des Holzes zunimmt, wird in Folge dessen auch der Zweck leichter erreicht, während
des Wirbeins einen gewissen Diuck gegen die Pfanne ausüben zu können. Es ist diest;
Eigenschaft des Bohrholzes von den über die Weddas handelnden Autoren, ebenso wie
die Spahnkerbe des Pfamiliolzes, unbeachtet geblieben.
Das Holz selbst ist weicli und leicht, das Gewicht des ganzen Bolirers beträgt
25 gr: es stammt von P teros p erra um suberifolium, Lam., Sterculiaceae, singhalesisch:
welan, ein kleiner Baum, wie wir zuerst von Piailey erfahren (nicht Pterosiierinnm indicum,
wie Nevill angiebt; denn weder nach Trimen. noch nach Hooker kommt ein solches in
Ceylon oder Indien vor: vielleicht ist die verwandte Wal ther i a indica, L., Sterculiaceae,
gemeint). Beide Holzstücke des Bohrers stammen vom selben kleinen Baume; dass das
eine Holz härter sei als das andere, wie Nevill angiebt, können wir nicht bestätigen.
Nach diesem Autor wird ferner bisweilen das Bohrholz der Hemicyclia sepiaria, W.
und A., Euphorbiaceae. singhalesisch: wira, einem Strauch, entnommen,
Die Angabe von Tennent, derzufolge ein Wedda seinen Pfeil in zwei Stücke
brach und damit Feuer erbohrte, erklärt sich leicht, wenn wir uns erinnern, dass, wie oben
(Seite 424) erwähnt, der Pfeilschaft ebenfalls Pterospermum suberifolium, Lam., entstammt.
Neben dieser primitiveren und anstrengenden Art, das Feuer durch Drehen des
Hohrholzes mittelst der Hände zu erzeugen, ist auch eine höhere Form durch Stevens
zur Kenntniss gekommen. Diesem Autor zufolge legt der^Wedda auf die Spitze des Bohrliolzes
einen Stein oder eine Kokosnussschale, drückt die Stirn darauf und drelit nun den
Stock mit Hilfe einer Bastschnur. Diese Methode wird wohl von ('ulturweddas der
Küste ausgeübt, worauf ja aneli die Verwendung der den Naturweddas des Innern unbekannten
Kokosnuss hinweist (siehe ül)er diesen Punkt Seite 411). Bei den Culturweddas
findet man ferner Stahl und Feuerstein im Gebrauch; ersterer hat oft die Form eines
kleinen Hufeisens um beiiuem hantiert werden zu können, und wird vom nächsten singhalesischen
Dorfschmied bezogen: Quarzstückchen als Feuersteine finden sich allenthall)en :
als Zunder dient Baumwolle, die öfters in einer ausgehöhlten jungen Palmyranuss mitgeführt
wird. Statt des Stahles werden auch die Axt- und Pfeilklingen verwendet (Hartslioi'iie).
Auch den Naturweddas wird heutzutage vielfach auf Befehl der Regierung Feuerstald
geliefert, und es wird ihnen die Anwendung gezeigt.
Recht intei'essant war das Verhalten einiger, erst seit zwei Jahren zur Tschenacultur
genöthigter Naturweddas gegenüber schwedischen Zündhölzern, Wir Hessen
die Weddas herankommen und rieben eines derselben an, worauf es sich mit der bekannten
kleinen Explosion entzündete. Nun war besonders das Benehmen des in Figur 7
(Tafel VI) abgebildeten Weddas auffallend. Er hatte am Boden hockend ruhig zugesehen.