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man an die Zartheit des weddaischen Knochensysteines denkt, eher das umgekehrte Verhältniss
zu erwarten gewesen.
Der Jochfortsat z der Schläfenschuppe zeigte bei den Weddas häufig die von
uns als llenkelform bezeichnete Gestalt; auch bei den Tamilen fand sich diese veihältnissmässig
oft, seltener dagegen bei den Singhalesen. Hintere Kitzen im Wangenbein,
als Spuren einer Tlieilung dieses Knochens, Jiaben wir bei 16.7 Procenten unserer Wedda-
Schädel constatieren können, dagegen bei 25.9 Procenten der Tami len und 25 Procenten
der Singhalesen.
liei den Anthropoiden sind Spnren einer Theihnig des AYangenbeines sehr selten.
A. P,. Meyer (2, p. 332) fand unter 58 Schädeln keinen einzigen Fall; wir selber sahen
hintere Eitzen nur hei einem Orang nnd einseitig bei einem jungen (lorilla. Einige niederere
Thierformen liesitzen dagegen typisch getheilte Wangenbeine, und wir erblicken
daher in dem häufigen Wiederauftreten von Theilungsspuren bei gewissen mensclLlichen
A'anetäten einen überaus schlagenden Beweis für unsere früher aufgestellte Behauptung,
dass alte, bereits verloren gegangene Merkmale secundär wieder auftreten und erblich sich
festsetzen kiinneii, ohne dass dadurch die Träger derselben als anatomisch niedriger als
Andere, widche dieser Eigenschaft entbehren, angesehen werden dürfen.
Ganz dasselbe gilt für die Bildung des Inca-Beines am Hinterhaupt, welches
ebenfalls bei eimgen niederen Thierformen zu Hause ist und sich wieder vollkommen miabliängig
davon bei einzelnen Menschen-Varietäten m gewisser Häufigkeit eingebürgert hat.
Wenn dalier auch Merkmale dieser Art phylogenetiscli nicht verwerthbar sind, so
können sie doch von Bedeutung für die Charakterisierung von Varietäten als solcher sein
nnd sollten darum immer sorgfältige Beachtung finden.
Wir gehen nmi zur Yergleichung des Gesichtsschädels über. Wie wir durcJi
Messung am Lebenden gefunden hatten, dass die relative Höhe des Gesichtes vmu
Wedda zum Tamil und von Diesem zum S ingha l e s en durchschnittlich ansteigt, erhalten
wir auch das gleiche Resultat durch eine Yergleichung der Obergesichtshöhen-Indices
am Schädel: Wedda-Männer 50.9, Tamilen 52.2. Singhalesen 53.2.
Die Jochbrei t e der drei verglichenen Varietäten ist sehr ähnlich : 124.8 min bei
den Wedda-Männern, 125.9 bei den Tamilen und 126 bei den Singhalesen. Dagegen
zeigt die Breite des Yordergesichtes (Gesichtsbreite) viel grössere Difterenzen, indem''sie
beim Wedda nur 91.4 mm beträgt, gegen 96.2 beim Tamil und 95.8 beim Singhalesen.
Die aus den beiden Maassen berechneten Gesichtsbreiten-Indices lehren, dass dem
Wedda ein im Yerhältniss zur Jochbreite merklich schmäleres Vordergesicht zukommt als
den Tamilen und Singhalesen: 78.2 gegen 76.4 und 76.
Der Kiefer-Index zeigt strenge Orthognathie bei den Weddas an (Index der
Männer 95,2), und die beiden einzigen in die Mesognathie hineinreichenden, männlichen
Schädel unserer Sammlung waren zweifellos keine ächten Weddas. Beim männlichen
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Tamil steigt der mittlere Index auf 97.7, und mesognathe Formen werden häufiger;
bei den Singhalesen endlich wird das Mittel mesognath, 99.2.
Wie man sich aus dem Früheren (pag. 242 ff.) erinnert, fassen wir auch das stärkere
Yortr(iten der Kiefer beim Tamilen unrl Singhalesen als einen secundären Erwerb auf.
P r o d e n t i e (alveoläre Prognathie, Sdiiefzähnigkeit) ist allen drei Foj-meii eigen,
und wir glauben daher, dass dieser Erscheinung phylogenetische Bedeutung zukomme und
sie stets ein nach den Anthropoiden hinweisendes Merkmal sei, während wir, wie gesagt,
das Vortreten des ganzen Kiefers bei einigen Formen als eine secundäre Veränderung, gewissermaassen
als einen Bückfall auf eine schon durclilaufene Stufe, lietrachten.
nie Angenhöhlen erscheinen bei den ächten Weddas am grössten, kleiner bei
den Tnmilen un.d am kleinsten bei den Singhalesen. Die Fläche des Orlritaleingangs
berechneten wir bei den Wedda-Männern im Durchschnitt auf 1284 Quadratmillimeter,
bei den Tamilen auf 1248 und endlich bei den Singhalesen auf 1198.
Der Form nach sind die Orbitae der Weddas rundlich oder wie ein Quadrat
oder hohes Rechteck gebildet, deren Seiten wohl gerundet in einander übergehen; bei den
T a m i l e n siufl sie älnilich, aber weniger hoch, bei den Singhalesen-Männerii endlicli
in der liegel niedergedrüdvt, mit starkem üelierwiegen der Queraxe über die verticale nnd
mit ziemlich eckig in einander üljergehendeii Seiten. Im weiblichen Geschlechte ti-eten
die Varietäts-Differenzen viel weniger hervor.
Der Orbitalindex sinkt von 89.2 bei unseren männlichen Weddas auf 86.7 beim
Tamil und endlich auf 83.7 beim Singhalesen.
In derselben Reihenfolge vergrössert sich die Entfernung der beiden Augenhöhlen
von einander, indem die mittlere Interorbitalbreite beim männlichen Wedda nur
22.2 mm beträgt, dagegen 23.5 beim Tamil und endlich 24.6 beim Singhalesen.
Der Interorbi t a lbr e i t en- Inde x (Weddas 23.5. Tamilen 24.3, Singhalesen
25.3) lehrt, dass die Breite dei' Augenscheidewand nidit nur absolut, sondern auch im
Yerhältniss zur Lichtungsweite der Augeidiöhlen, vom Wedda zum Tamil und von Diesem
zum Singhalesen zunimmt.
Die knöcherne Nase ist am niedersten beim Wedda, 47.1 mm bei den Männern
im Mittel messend, nur wenig höher lieim Tamil, 47.6, stärker beim S inghalesen, 49.3:
dagegen! hat der Tamil eine breitere knöcherne Nasenöffnuiig als die beiden anderen
.Formen: 25.5 mm, gegen 24.9 l)eim Singhalesen und 24.7, beim Wedda und daher
aiudi einen höheren Nasal in (lex: 53.7 gegen 52.5 bei unseren Weddas und 50.6 l)eim
Singhalesen.
Die Nasenbeine sind beim Wedda eher klein und ziemlich schwach gegen einander
erhoben; ihre Wurzel ist tief eingesattelt, und der wenig vortretende Nasenrücken
bildet einen im Profil leicht nach vörne concaven Bogen. Kräftiger gebaut und stärker
gegen einander aufgerichtet sind sie beim Tamil, und der Nasenrücken springt, obschon
er an der Wurzel noch ziemlich tief concav eingebuchtet erscheint, in seinem unteren