4 Fraueii 103.1. Nicht so liocli sind Turner's (46) Zahlen; für 4 Männer und 1 Frau
(nicht 4 Frauen nnd 1 Manu, AVÍO es in der Tal)e]le, p. 67, heisst) erhielt er ein Mittel
von 106. Messungsdift'erenzen dürften hier vorliegen. Cunningham sagt (p. 3), class
einige Lendensiiulen an aufgestellten Skeletten gemessen worden seien, und dabei durfte
eine absolute Sicherheit kaum erreichbar sein.
Bei den Andamanesen fand Cunningham für 14 Männer ehi Mittel von lOß.o,
für 9 Frauen von 102,4, Turner bei 2 Andamanesen, deren Geschlecht nicht angegeben
wird, 99, also auch wieder eine niedrigere Ziffer.
Bei den Bus chl eut e n giebt Cunningham (p. 18) für 1 Mann 102.1, für 2 Frauen
108.8 an, Turner (p. 69) für 1 Mann 106: bei den Negern Cunningham für 7 Männer
106, für 3 Frauen 103.4, Turner für 1 Mann und 2 Frauen 99.
\Vcnn wir nun auch, die Differenzen zwischen den Angaben der beiden genannten
Forscher im Auge behahend, auf die exacte Höhe der angegel)enen Zahlen keinen allzu
grossen ^Verth legen und w^eiterhin auch vermutheu, dass bei dem so knochenreichcn
Australier Aufwulstuug der hinteren Wirbelkörperränder, in Folge von Verknöcherung eines
Theils der Zwischenscheiben, den Index etwas erhöhen dürfte, so geht doch übereinstimmend
aus diesen Mittheilungen hervor, dass bei einer Anzahl von niederen Varietäten die Wirbelkörper
der Lendensäule sich anders verhalten als beim Europäer. Während sie beim Letzteren
der Convexheit der Lendensäule des Lebenden angepasst sind, ist dies Ijei den Ersterea
nicht der Fall.
Ferner ergiebt sich, wie schon Cunningham (p. 29) erwähnt und unsere Ergebnisse
an den Weddas bestätigen, dass überall, wenn wdr von der viel zu kleinen Buschmann
Serie absehen, der Index beim weiblichen Geschlechte niedriger ist als beim männlichen.
dass also die weibliche Lendenwirlielsäule bei den koilorachen Varietäten weniger
koilorach, bei den knrtoraclien mehr kurtorach als die männliche ist.
Damit stimmt überein, was Cunningham, auf die Untersuchungen mehrerer
Anatomen sich stützend, angiebt (pp. 23 und 29), dass beim Weibe auclr im Leben die
Curvatur der Lendensäule ¡n-ononcierter sei als beim Marme.
Bei den Anthropoiden konnte Cunningham (p. 30) nur beim Schimpanse dieselbe
Geschlechtsdiö'erenz nachweisen; bei 3 männlichen Thieren fand er als Mittel des
Lundsovertebralindex 121.2, bei 5 wei))]ichen 112.7. Er legt indessen diesem Untersidiied
und, wie wir glaulx'n möchten, mit Uni'eclit, keinen Werth bei.
Es erhebt sicli nun die Frage, ob bei denjenigen Varietäten, deren Lendensäide
am Skelett weniger convex als l)eim Europäer oder selbst concav erscheint, diese aucli im
Leben eine weniger ausgesprochene Krümnumg nacli vorne zeigt, odei' ob die Zwischenwir1.
ielscheil;)en in solchem Grade compensierend eintreten, da.ss in beiden Fällen dieselbe
Curvatur erreicht wird.
C u n n i n g h am ist geneigt, die Frage im letzteren Sinne zu beantworten (pp. 'l
35, 54 etc.) und zwar aus folgenden Gründen: Erstlich untersuchte derselbe eine Anzahl
lebender Ilottentotten-Buschleute und glaubte, an denselben eine sogar nocli ]n-ononcierter
nach vorne convexe Lendensäule als bei zwei zum Vergleicli herangezogenen Irländern zu
linden (p. 57). Zweitens zersägte Cunningham eine Reihe durchgefrorener Schirai.)anse-
Leiclien in der Mittellinie und kam zum Resultate (p. 91), dass die Lumbarconvexität bei
diesem Affen offenljar ebenso prononciei't sei wie beim erwachsenen, ein-opäischen Manne. Es
wiire dies ein äusserst üborrascliendes Ergebniss, wenn man sicli erinnert, wie lange Zeit die
Lendencurvatur des Menschen als einer der wichtigsten ünterschierle vom Affen hingestellt
worden ist, und wir können auch niclit leugnen, dass wii- durch die Ausführungen Cnnningham's
noch nicht überzeugt sind, dass Europäer und Schimpanse denselben Grad
von Lendenkrünimung zeigen; demi, wenn mau die medianen Längsdurchschiiitte durcli
Sdiirapanse's, welclie Cunningham auf seinen Tafeln VII und VlII abbildet, betrachtet,
so lässt sich sagen, dass sie mit dem Texte nicht übereinstimmen. Mail sehe auf diesen
grossen Bildern die median durchschnittenen Wirbelkörper an, welche in die Picgion der
Lendencurvatur fallen, und man wird finden, dass dieselben durchaus nicht, wie es näclr
den im Text angegebenen Lnmbovertebralindices des Schimpanse sein müsste, hinten höher
sind als vorne, sondern dass sie durchweg entweder hinten nnd vorne gleich hoch, oder
(nanientlicli auf Taf. VIII) vorne sogar hoher als hinten erscheinen. Wären sie correct
g-ozciclmet, so würde das Bild ein wesentlich anderes werden, und die Curve müsste dann
überhauiit wold erheblich flacher gehalten sein.
Was dann feiner die Untersuchung lebender Menschen auf eine so difficile Frage,
wie die Lendenkrümmung, angeht, so möchten wir zweifeln, ob ein wirklich exactes Ergelraiss
zu erreichen sei, zumal l)ci steatopygen Formen, wie diejenigen waren, welche
Cunningham vor sich hatte.
Nun kommen aber noch zwei positive ]\iomento hinzu, welche es für uns fast zur
Gemssheit erheben, dass bei den Anthropoiden sowohl, als bei denjenigen menschlichen
Varietäten, welche koilorache oder weniger km'torache Lumbovertebrahndices als die Europäer
aufweisen, die Lendensäule auch im Leljen keine so starke Convexität, wie bei diesen
Letzteren, besitzt.
Das eine ist die olien schon erwälinte Beobachtung, deren Richtigkeit auch
Cunningham (p. 29) anerkennt, dass bei der europäischen Frau, welche durch einen
luirtoraclierenLumboveitebralindex der knöchernen Wirbelkörper vom männlichen Geschlecht
sich unterscheidet, die Lendencurvatur auch im Leben stärker ist als beim Manne.
Das zweite und, wie uns scheint, entscheidende ist eine Untersuchung, welche
Cunningham (p. 33 ff.) selber an einer Anzahl europäischer Lendenwirbelsäulen vorgeiiominen
liat.
Um den Grad der Krümmung einer frisclien, mit den Zwischenwirbelscheiben noch
vcrseheuen Lendensäide zu ermitteln, hat Cunningham einen Curvenindex eingeführt,
welcher so construiert wird, dass er mit ziinehmender Curvatur der Lendensäule wächst.
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