ilas Ufer eines Teiches bis an die Feder eindrang; auch in den Leib eines Büffels dringe
er l)is zur Feder. Der alte Wedda in Wewatte (Figur 20. Tafel XII) sagte uns, sie vermöchten
ein Schwein durch und diircli zu schiessen, wenn der Pfeil nicht auf'Knochen
treffe, einen Büffel jedoch immerhin nicht.
Nach I-Iartshorne hat der Bogen einen Zug von 45 — 56 Pfund, wenn der Pfeil
(wohl die gewöhnliche, kleinere Sorte) bis zu seinem Ende gezogen werde; er beobachtete
auch, wie ein Wedda den Bogen zwei Minuten lang in Spannung hielt, ohne dass sein
Arm (nach Hartshorne sein linker) im leisesten zitterte. Wie Bailey beobachtete, hatte
ein Knabe einen Bogen im Gebrauch, welchen zu spannen unsern Autor selber anstrengte.
Die Nachricht, dass die Weddas auch in liegender Stellung mit Hilfe der Füsse
den Bogen spannen, hnden wir zuerst bei Bennett, welchem zufolge sie die grösseren
Thiere, wie Elephant, Büffel und Sambar (den Aristoteleshirsch) auf dem Rücken liegend
schiessen, den Bogen mit den Zehen haltend, welch' letztere sie mit gleicher Leichtigkeit
brauchten, wie wir unsere Finger; den Pfeil zögen sie dann mit aller Kraft beider Hände.
Tennent giebt im ersten Bande seines Werkes (110, toin. 1, pag. 499) die Abbildung
eines von einem Singhalesen aus Ebenholz geschnitzten Modelles, welches einen mit den
Füssen schiessenden Wedda darstellt. Das Modell ist indessen nicht nach der Natur gearbeitet;
denn der abgebildete Wedda verwendet nur den einen Fuss zum Spannen Ls
Bogens statt beider, wie letzteres das Bild von Schmidt zeigt; ferner zieht er die Sehne
nur mit einer Hand, während die Weddas die Kraft beider Arme verwenden; endlich führt
er einen Köcher mit .sich, was, wie oben erwähnt, nicht Weddasitte ist. Tennent verdanken
wir auch den interessanten Hinweis, dass nach Arrian die indischen Schützen
zur Zeit Alexanders den Bogen ebenfalls mit den Füssen spannten, um wirkungsvoller zu
schiessen, and ähnlich auch die Indianer des Amazonenstromes, welch' Letztere beide Füsse
gebrauchten, ein Umstand, welchen Tennent , von seinem falschen Modelle irre geleitet,
für eine Abweichung von der weddaischen Art mit Hilfe der Füsse zu schiessen, ansah. '
Im Gegensatz hiezu sagt Ha r t shorne , worin ihm dann auch Virchow in seiner Darstellung
folgt, dass das Schiessen mit Hilfe der Füsse gegenwärtig (1876) ganz unbekannt sei
und findet es überhaupt schwer zu verstehen, wie und warum eine solche Sitte je existiert
haben könnte, da der Wedda keine sonderliche Greifkraft im Fusse besitze, und Nevill
(78, tom. 3, pag. 32) giebt an, er habe nie gehört, dass ein Wedda mit dem Fusse geschossenhätte:
beide Forscher befinden .sich aber im Irrthum, wie nicht nur d i eSchmi dt'scheAbbildung
lehrt, sondern ein neuester Beobachter, S tevens (108, pag. CLII), hat, seinen Worten
nach zu schliessen, offenbar das Schiessen mit dem Fusse selbst gesehen: denn er erzälilt,
wie auf einer Saujagd, welcher er beiwohnte, ein Wedda den Bogen niedersitzend in einer
eigenthümlichen Art gehalten und die Sehne mit beiden Händen gezogen habe.
Die Treffsicherhei t des Wedda wird sehr verschieden beurtheilt. Knox nennt
sie sehr geschickt im Schiessen, desgleichen Ribeyro; nach Hoffmeister schössen einige
Weddas, die er in Badulla gesehen, vortrefflich; ein 60 Schritte entfernt aufgehängter Hut
sei trotz der Abenddämmerung auf den ersten Schuss, durchbohrt worden. llartshornc>
ist derselben Ansicht; er sah. wie ein Wedda einen Pariahund auf die Distanz von 35
Ellen schoss, während dieser wegrannte. Der Wedda habe sehr überlegt gezielt, der Pfeil
sei am einen Hinterbacken eingedrungen und an der Schulter der andern Seite zum Vorschein
gekommen. Stevens rühmt wenigstens die alten Männer des Nilgaladistrictes als
sehr geschickt im Bogenschiessen.
Ganz entgegengesetzt lauten die Urtheile anderer Autoren. Der Anonymus 1823
nennt die Weddas sehr schlechte Schützen; Baker berichtet, dass er sellist sie gegen eine
Zielscheibe auf 60 Ellen stets geschlagen habe, obschon er im Bogenschiessen sehi- ungeübt
gewesen sei, und Tennent sah von drei abgeschossenen Pfeilen nur einen dasCentrum
einer Scheibe treffen. Bailey schilt sie als miserable SchütziMi nach einer gegebenen
Marke, wie er mehrmals beobachtet habe; im Graphic (3. pag. 51) hoisst es, dass die
in Kandy versammelten Weddas nach einem Blatte, welches als Zielscheibe an einem
Baumstamme fixiert war, bei einer Distanz von 30 Schritt nicht fehlerlos geschossen liiitteii.
Die hier aufgeführten, in der Literatur sich findenden Widersprüche über die
Schiessfertigkeit des Wedda lassen sich wohl am ))esten aus der Natur des Zieles erkhiren.
Es scheint uns aus den Angaben der Autoren hervorzugehen, dass überall da. wo die
Weddas sich als schlechte Schützen erwiesen, ein Gegenstand aus Holz als Ziel gesetzt
war, so eine Scheibe oder ein Baumstamm; wogegen in jenen F'ällen, in denen die Weddas
gut trafen, ein weicher Gegenstand als Schussobject diente, so ein Hut oder ein lebendes
Wesen. Wir selbst haben auch einmal Weddas nach einer Kiste schiessen lassen, wobei das
Treff'resultat entschieden schlecht war; es ereignete sich bei dieser Gelegenheit, dass an
einem Pfeil, welcher in das Holz einschlug, die Spitze abknickte, was für einen Wedda
einen schweren Verlust darstellt. An einem anderen Pfeile, den wir selbei; nach einem
hölzernen Gegenstand abgeschossen hatten, bog sich, wie oben schon (Seite 428) erwähnt,
die Spitze um. Offenbar also entsenden die Weddas, wenn sie nach einem harten Gegenstand
schiessen müssen, die Pfeile nicht mit voller Kraft, um nicht ihre Klingen zu brechen:
dann kann aber auch selbstverständlich keine Zielsicherheit erreicht werden. Anders ist
es bei weichen Gegenständen; diese treffen sie ganz sicher. Wir entscheiden uns also für
diejenigen Autoren, welche die Weddas gute Bogenschützen nennen, und dies hat dann
auch bei einem so ausschliesslichen Jägervolke, wie die Weddas es sind, von vornherein
die Wahrscheinlichkeit für sich.
Der von Lamprey im Gefängnisse von Kandy auf die Schiesskunst geprüfte Wedda
erwies sich dann als ungeschickt; doch erklärte er dies selbst durch den Umstand, dass
er durch die Dysenterie, welche ihn befallen hatte, geschwächt sei; auch seien ihm der
Bogen und der Pfeil, welche man ihm gereicht hatte, neu und ungewohnt.
Ausserdem mag nun noch die Vermuthung von Deschamps wohl zu Keclit bestehen,
dass die Schiessgeschicklichkeit an verschiedenen Orten, je nach dem lleichthum
dos daselbst befindlichen Wildstandes, verschieden sei.
S A K A S I N , Ceylon UI. 57