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liielitigkcit bei allen Gologeiiluutrn. und hatte nie Ursaclic, seine Correctheit zu bezweifeln.-
V(ni ilen Santa Is in der Gangesebene am Fuss der Rajmahalb(>vge sagt Sherwill (citiei't
von Elliot, 28, pag. 106): „Die Wahrheit wird von einem Santa! heilig gehalten, indem
er in dieser Beziehung ein leuchtendes Beispiel seinen lügenden Naclibaru, den Bengalis,
giebt.- Von den Koragars in Siidindien schreibt Walhouse (117, pag. 370): ..Wi(>
viele von den wilden Stammen Indiens zeichnen sie sich ans durch unwiderrufliclie Wahiheitsliebe.
,,.. Das Wort eines Koragar"" ist sprichwörtlicli und wird imim^r sofort sogai'
von einem so gewundi'neji und misstranischen Volk wie die Hindus acceptiei't, deren 'l'ondenz
ganz kretisch ist." Der Autor citiert nun noch eine Stelle aus den Essays von J. S. iMill
(daselbst pag. 51). die sich nach dem Gesagten allerdings wunderlich genug ausnimmt
und folgendermaassen lautet: ..Wilde sind innner Lügner. Sie halien nicht die blasseste
Kenntniss von Wahrlieit als einer Tugend." Diese Vorstidinng erinnert sehr an eine solche
von anderen l'hilosoi»]Len. derznfolge der Sexualismus der niedei'stim Stämme reinen Communisnuis
darstelle. Beide Ansichten sind gleich unrichtig (siehe oben Seite 474).
Der Wedda ist kein agaressiver. sondern d e f e n s i v e r Charakt(M', er greift Ni(>-
mandeii an, werm er unbehelligt gelassen wird. ..Es sind durchgehends stille und friedsau^
e Menschen," sagt van (loens, und dieses im 17. Jahrhundert ausgespi'ochene Ürtheil
ist noch heutzutage zutreil'end. Tennent schreibt; „Sie verdicuien nicht den Namen Wilde,
weder nach Cliarakteraidage, noch nach Thaten; sie zeigen nicht solche Laster, wie wir
sie mit diesem Worte zu verbinden pflegen; sie sind zur Sanftheit disponiert." Bailey
nemit sie sehr harmlos, so friedlich, als es möglich sei. Nach H a r t s h o r n e sind sie sanftherzig
und können weinen. Der Ton ihrer Stimme sei oft mürriscli. aber Verdrossenheit
liege doch nicht in ihrem Charakter. Stevens sagt: „Im Laufe von zwanzig- Jahren,
welche ich mehr oder wenigei' unter verschiedenen Rassen verlebte, habe ich nie friedlichere
Wilde gefunden, als die Weddas, und zwar meine ich speciell die wilden W<>ddas.
Friedlich, mild und ruhig wollen sie nur allein gelassen sein. Sie sind nicht angreifend,
Avenn man ihren Wolniort nicht verletzt und sie in Frieden lässt." Diese Friedlichkeit
ihres (Tiarakters ofl'enliart sich auch darin, dass. sie, wie oben (Seite 488 und 489) ausg(<
führt. keinen Krieg untereinander führen; wir können also sagen: Sie haben den Krieg
noch nicht erworben.
Die Naturweddas erweisen Gastfreundschaft und zeigen Mitleiden gegen Fi'emde,
die sich in der Noth ]>etinden; sie helfen ihnen, wenn sie dai'um gebeteji werden. Singlialesische
Flüchtlinge, meistentlieiIs verfolgte Verbrecher, fanden hei ihnen immer Unterkunft.
Wir selbst bemerkten in, Kolonggala ein solches Individuum, es ist auf <lem Bild l^'ig. 4i)
(Tafel XXVI) rechts am Aussenrand dargestidlt und zeigt nebeidDci klar den Grössenunterschie<l
zwischen Singhalesen und Weddas. Auf ausdi'ücklich(>s Verlangen seitens der singhalesischen
Regierung scheinen sie aber früher di(>se Menschen ausgeliefert zu haben. So sagt
der Anonymus 1823: „Sie bieten Verbrechern, Flüchtlingen inid entflohenen Sklaven
Gastfreundschaft und Schutz, obschon sie etwa einmal sie gegen Geschenke in Tuch u.a.m.
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ausliefern." Dergleichen zugelaufene Elemente werden ihiren auch oft genug beschwerlich
gefallen sein; an. einen eigentlichen Auslieforungshandel ist jedoch nicht zu denken;
man wird da und dort einen solclien Ausreisser reclamiert und bei Einbringung desselben
den betreffenden Weddas kleine Geschenke verabreicht haben. Auch Knox sagt, dass sie
den Singhalesen, die mit ilinen leben wollen, Gastfreundschaft gewähren. Sielre auch die
Bemerkung auf Seite 488.
Dass die Weddas Mitleid empfinden und bereit sind, einem in der Noth Befindlichen
zu helfen., beweist folgende durcli van Goens überlieferte Erzählung: „Um schwej'e
llolzstämme bis zum nächsten Flusse schleppen zu helfen, wandte der Comrnandeur von
Battikaloa de Graeeuwe grosse Mühe bei den Weddas an, ohne dass dazu weder Geben
nocli Schenken li.alf, weshalb er einen anderen Weg einschlagen niusste, welcher mit ihren
Sitten üliereinkam. Er entkleidete sich und gieng allein mit einem Tuch um seinen Unterleib
in den Wald und setzte sich unter einem Baume nieder, indem er seinen Kopf herabhängen
und sein langes, ungekämmtes Haar über sein Gesicht fallen Hess, ohne sprechen
zu wollen bis auf den Abend, obschon die Weddas einen ganzen Tag lang nach den Grtmden
davon gefragt hatten. Endlich sagte er, dass er in der äussersten Gefahr sei und verloren
gehe, wenn ihm nicht geholfen werde, worauf sie, sei es durch Mitleiden, sei es durch
eine Regel ihres Aberglaubens, was wohl am ehesten zu glauben ist, bewogen wurden
und erklärten, wenn sie ihm helfen könnten, so möge er sie brauchen; worauf der
Commandeur wieder antwortete, dass es der Auftrag des Admiráis sei, dass, wenn dies
Jahr keine tausend Balken nach Colombo gebracht würden, er seinen Kopf verlieren müsste.
Darauf begaben sie sich sofort an die Arbeit und schleiften in dieser Jahreszeit über achthundert
Balken aus dem Walde nach dem Flusse. Auch waren sie nun Alle so weit gekommen,
dass sie diesen de Graeeuwe mit seinem Palankin durch den Wald trugen."
Bis zu gewissem Grade sehr Aehnliches erlebte Stevens zweihundert Jahre später.
Er hatte sich ebenfalls ohne Bekleidung, ausser einem Lendentuche, mit einigen Geschenken
zu den Weddas des Nilgaladistrictes hinbegeben und einige Zeit mit ihnen zusammen gelebt.
Er erkrankte dann schwer am Fieber und erzählt nun: „Am Djungelfieber dem Tode^'nahe,
weit weg, zweiunddreissig Meilen von jeder europäischen oder singhalesischen Niederlassung,
trugen mich die Weddas, ohne aufgefordert zu sem, so-zu handeln, freiwillig, aus eigenem
Antrieb, mit Djungelseilen an einen Pfahl gebunden, zum Rasthaus von Bibile, wo ich
äi-ztlichen Rath erhalten konnte."
Aid' Gastfreundschaft und Hilfeleistung gegenüber Fremden, die sich in der Noth
befinden und die sich in solcher Lage an sie wenden, ist auch die Angabe Ribeyro's
i'iber einen indischen Mestizen zu beziehen, welcher Schiffbruch gelitten hatte. Er sei von
den Weddas wohl empfangen worden. Ueber die weiteren, etwas dunkeln Abenteuer dieses
Individuums sielie Seite 487. Es sagt wohl dem Stolze des Wedda zu, von einem in
Noth befindlichen Fremden um Hilfe angefleht zu werden, und er gewährt ihm dieselbe.
Wenn es nöthig wird, kommen dann Mehrere zusammen, um die erbetene Hilfe zu leisten.
S A R A S I N , Ceylon III.
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