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n!:i; ] Onrch diese Hypertrophie der Knoclicu bekommt das Gesicht einen outschiedon
thierisclien Ausdruck, so dass die Bezeiclnunig: i.eoutiasis ossca, welche Virchow („ad,
Ziegler, 66. ji. 170) für diese seltene Erscheinung gewählt hat, durcTiaus das ricJitii^e
trifft; CS wird in der Tliat durch diese Anschwellung eine Facies leonina erzeugt.
Trotz der starken Hypertrophie ist das Gewicht des Schädels kein grosses; dasselbe
beträgt ungefähr 590 Gramm, während wir 555 für die AVcdda-Männer des Luion,
als Durchschnitt gefunden hatten; Es kommt dies daher, dass blos die spongiöse Substaiu
sich so stark vermehrt hat. Ob durcli diese Hyperostose die Capacität vermindert und
ein Druck auf das Geliirn ausgeübt worden ist. lässt sich schwer sagen, weil wir drei
normale, männliche Wedda-Schädel besitzen, welche geringere Gapacitäten als die bei diesem
pathologisclien Stücke beobachtete von 1194 aufweisen.
Einen noch viel weitgelienderen, aber mit dem unsrigen in manchen Beziehungen
verwandten Fall von Hyperostose hat v. Buhl (10) beschrieben. Es handelt sich um de,,
Schädel eines bayrischen Eiesen, welcher im Aher von 25 Jahren starb. Die Gesichtsund
Schädelknociicn waren ins Monströse verdickt; das Stirnbein znm Beispiel erreichte
eine Mächtigkeit von 6 cm (p. 307). der ünterkiefer eine solche von 9, der Oberkiefer
von 5 cm (p. 306). Sowohl auf der Aussenfläche des Stirnbeins, als beider Scheitelbeine,
traten, vorzugsweise den beiden Scheitelhockern und der mittleren Partie des Stirnbeins'
entsprechend, Inseln oberflächlicher Porosität zu Tage, was an unserem Schädel in noch
weitgehendcrem Maasse der Fall ist.
V. Buhl glaubt, dass Eniengung des ScJiädelraumes den Tod herbeigefülirt habe,
und dass der Anlass zu diesem Riesenwuchs ein Hufschlag auf die linke Wange gewesen
sei, den der Mann als Knabe erhalten hat. An unserem Wedda-Schädel können wir nichts
von einer früheren Verletzung erkennen.
AYir gehen nun über zu den anderen Knoclren des Wedda-Skelet tes, müssen
aber gleicli bemerken, dass wir hier etwas mehr cursorisch verfahren werden, indem die
Ausdelinung, welche unsere Arbeit angenommen hat, uns nicht ge.stattete, auf alle Einzelheiten
uns einzulassen. Wir haben Grund, dies einigennaassen zu bedauern, weil gerade
am Ilumpf- und Extremitäten-Skelett eine Reihe höclist charakteristischer und bedeutsamei:
ünterscliie.le von den höheren Stämmen sich finden. Es wird hierin unsere Skelettsammlung
noch eine reiche Ernte für spätere Beobachter bieten.
Die Zahl unserer ganzen Wedda-Skelotte beläuft sich, wie gesagt, auf 12: 8 männliche
und 4 weibliche. Von den ersteren stammen 5 aus den inneren Disti'icten, 3 von
der Küste, und zwar gehören sie zu den Schädchi 1, 11, IV, XI, XIV, XX, XXI und XXJI
Von den weiblichen sind 2 erwachsene und 1 jugendliches, zu den Scliädelii XXIH, XXIV
und XXXIV gehörig, in den inneren Gebieten, eines (XXVlll) an der Küste gesammelt
worden. Sämmtliche Skelette haben wir selber ausgegraben, so dass eine Verweclislimg
von Knochen aasgeschlossen ist. Zwei Skelette, ein männliches und ein weibliches, liabeii
durch Verwitterung schon so stark gelitten, dass nur noch einzelne Theile sich für die
Dntersucliung als braiichl)ar erwiesen.
An den Skelettlcnochen fällt zunächst dieselbe Eigenthümlichkeit auf, welche wir
auch am Schädel constatiert haben, nämlich die Zartheit und Eleganz ilirer Formen; europäischen
Knochen gegenüber erscheinen sie geradezu zierlich. Die freisten für die Ansätze
der Muskeln sind scharf contouriert, nicht aufgewulstet, so dass es scheint, als ob
jede nicht unbedingt nothwcndige Prodaction von Knoclienmasse vermieden worden sei.
Wir haben keine ganzen Skelette zur Darstellung gebracht, weil uns bei der Zusammensetzung
eine gewisse Willkür nicht zu umgehen schien. Selbst die besten Präparatoren
setzen solclie fremde Skelette naturgeinäss genau nach dem Schema der gewolintcn,
cm-opiiischen Muster zusammen, wobei dann einer Menge von Knochen eine unnatiuliche
Lage gegeben wird. Wir beschränken uns daher auf die bildliche Wiedei'gabe einzelner
Skeietttheile, bei denen kein Irrthum mit unterlaufen kann.
Einer der am schwierigsten zusammenzusetzenden Theile des Skelettes ist zweifellos
der Brustkorb, und wir wagen es daher nicht, Bilder von solchen zu geben, obschon
wir mit ziemlicher Gewissheit glauben, behaupten zu dürfen, dass gerade hierin
ünterschiede zwischen Wedda und Europäer liegen. Es schien uns nämlich die anteroposteriore
Axe des Brustkorbes beim Wedda verhältnissmässig etwas länger als beim Europäer
lind die Lage des Brustbeins eine stärker geneigte zu sein als bei Diesem. Es würde
dies, wenn es sich wirklicli so verhält, eine Annäherung an anthropoide Verhältnisse sein,
und wir möchten daher die oxacte Ermittlung dieses Punktes anderen Forschern dringend
empfehlen.
Die Lcndcnwirbelsäule. Durch Cunningham (12) und Turner ist auf einen
höchst wichtigen ünterschied in der Bescliaffenheit der Lendenwirbelsäule zwischen den
Em'opäern einerseits, den niederen Menschen-Varietäten und den Anthropoiden andererseits,
aufmerksam gemacht worden. Wenn man nämlich beim Europäer die fünf Lendenwirbel
so aufeinander legt, dass sie mit den Flächen einander berühren, so erhält man
oine mehr oder weniger deutlich nacli vorne convexe Curve; bei tieferen Varietäten dagegen
und bei den Anthropoiden (bei diesen wählt man zum Vergleich die fünf letzten
freien Wirbel der Säule) bilden die fünf Wirliel einen nach vorne mehr oder minder stark
coucaven liogen.
Im ersteren Falle ist .lie Summe der senkrechten Durchmesser am Vorderrand
'1er fünf Wirbelköi'per grösser als am Hinterraml, die fünf Wirbel sind zusammen vorne
lioher als hinten; im letzteren üliertrilft der hintere, senkrechte Diameter den vorderen,
die fünf Wii'belkörper sind zusammen hinten höher als vorne.
Um einen Zahlenausdruck für diesos Verhältniss zu gewinnen, niaass Cunningham
leii senkrechten Durchmesser jedes Lendenwirbelkörpers in der Mitte seines Vorderrandes
"iid an der entsprechenden Stelle seines Hinterrandes. Aus diesen Maassen kann dann
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