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Na.'li i:iailey schlägt der Wedda den Bogen am höchsten an unter seinem liesitz,
und die Knaben werden fridi mit demselben vertraut gemacht. Er giebt überhaupt seine
•lagdgerüthe nicht gerne her oder doch nur gegen verhältnissmässig gute Belohnung
(Stevens, IVschamps); sie leihen sich Bogen und Pfeil gegenseitig nicht aus (Deschamps)^
Dass der Pfeil einer gewissen rehgiösen Verehrung geniesst, sei hier vorgreifend
erwähnt: für das Nähere verweisen wir auf den unten folgenden Abschnitt: ßelig^ion.
•fagdweise. Die offenen Flächen des Weddalandes sind in der Regel mit dermaassen
liohem (Irase und andererseits der Wald mit so dichtem Uiiterholze bestanden,
dass es uns nicht wundern kann, wenn wir erfahren, dass der Wedda gleich dem Raubthiere
auf seine Beute anschleiclit und sie aus nächster Nähe erlegt, oder dass er ihr
während <ler trockenen Jahreszeit an Tümpeln auflauert: wogegen er von seiner Sclüessfertigkeit
in die Feme wohl vornehmlich gegen Baumthiere, wie Affen, Eichhörner und
Pfauen Geljrauch machen wird. Nachdem das leise Anschleichen und das Auflauern auf
das Hochwild schon Percival und Davy erwähnt hatten, giebt uns der Anonymus 1823
einen interessanten Bericht von der Jagdweise der Weddas. Er schreibt darüber folgendes
(2, pag. 342): ..Einer von ihnen, darum gebeten, zu zeigen, wie sie auf ihr Wild anschleichen.
gab ein höchst auffallendes Beispiel richtigen Agierens. Die Schärfe und Intensität
seines Auges, die Leichtigkeit seines Ganges und der Eifer des Verlangens, welcher
sich in jedem Glied uiid'Jiuskel seines Körpers offenbarte, konnte nur mit denen einer
Katze oder eines Tigers verglichen werden, welche sicli nach ihrer Beute hinstehlen.-
Nach Forbes ist der Schritt des Wedda so bedächtig und verstohlen, dass er
selten ein Wild aufschreckt, dem er naht: das sei der Grund, warum die Shighalesen
glaubten, dass kein wildes Thier vor einem Wedda die Flucht ergreife. Nach B aLr jagt
der \Vodda wie der Leopard; er kriecht auf zehn Schritt auf das Wild heran, und deni
verwundeten jagt er nach, wie ein Hund auf der Illutspur. In der trockenen Jahreszeit
lauere er an einem einsamen Wasserloche auf das Wild: er kenne jeden Thiei'wechsel,
jeden Felsen, jede besondere Form der Gegend, jeden Tihnpel: auf Elephaiitenfährten,'
welche ein geübter Europäer kaum unterscheide, renne er mit voller Geschwindigkeit dahin.
Nach Stevens gehen sie auf der Jagd wie Scliatten: sie treten auf Zweige und
Stöcke, ohne dass einer raschelt: dabei lassen sie ihr langes Haar über das (Besicht horal>
fallen und unterhalten sich mit einander ganz leise murmelnd. Ln Hindurchstreifen
durch das Buschwerk brauchen sie. Beschäm ps zufolge, die Hände noch mehr als
die Füsse.
Die Seh- und Hörschärfe des Wedda sind ausgezeiclinet; auf der ßiiche nach
Honig vernimmt er nach Bailey schon von weitem das Summen der Bienen.
Wir wollen nunmelir das Verhalten des Wedda dem einzelnen Jagd wilde gegenüber
in's Auge fassen. Die Jagd auf das Flothwild ist mit dem Gesagten bereits geschildert
und braucht deshalb nicht weiter ausgeführt zu werden. Es sei ei'wäbnt, das«
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Lamprey's Wedda angab, er liabe oft ein hallies Dutzend Stück Ilothwild an einem
Tage erlegt.
Tragulus, der Hase und andere kleinere Säuger werden jetzt meist mit Hilfe
von Hunden, über deren Verwendung wir unten (Abschnitt: Ii aus t l i i ei'e) Weiteres sagen
werden, mattgehetzt, oder sie weixlen mit den Holzpfeilen erlegt.
Den Büffel jagt der Wedda offenbar noch lieutzutage zuweilen; denn nacli
S t e v e n s sind sie, wie erwähnt, im Stande, einen Pfeil bis zur Feder in den Tjeib eines
Büffels zu jagen; sie verwenden dabei, wie wir vermuthen, die Pfeile zweiter Grösse und
schiessen liegend mit Hilfe der Füsse. Für den Wedda ist der Büffel ein gefährlicher
Feind, weil er oft aus dem Verstecke den Menschen plötzlich überfällt. Von einem englischen
Sportsmann ist ein Wedda aufgefunden worden, welchem von einem wilden Büft'el
der Leib aufgerissen war, so dass die Eingeweide herausquollen (die Schilderung dieses
Falles siehe unten, Abschnitt: Charakter). Das Fleisch des Büffels wird vom Wedda wohl
niclit sehr geschätzt (sielie das ohen Seite 415 Gesagte).
Sein- widersprechende Nachrichten finden sicli in der Literatur über die Frage. OIJ
der Wedda auch im Stande sei, deir Elephanten zu erlegen, und wenn dies l)ejaht wird,
auf welche Weise sie ilini mit ihren schwachen Jagdgeräthen beikommen. Dass gegenwärtig
keine n'J(>phanten mehr von den W^eddas erlegt werden, ist soviel als gewiss; denn
es hat diese Jagd keinen Zweck mehr für sie; das Fleisch ist ja ungeniessbar und die
liiiegung in jedem Falle mindestens eine ausserordentliche Arbeit, l^rüher verhielt sich
das indessen anders, als die Weddas dem König von Kandy als Tribut Elephantenzähne
zu liefern hatten. Noch bis zum Beginn dieses Jahrhunderts war der Elephant in Ceylon
über alle Maassen zahlreich, und so konnte es nie sehr scliwierig fallen. Exemplare aufzutreiben,
welche mit Stosszähnen liewaffiiet waren. Der Besitz solcher bildet bekanntlich
für die ceylonische Elephantenvarietät eine Ausnahme: Regel ist hier vielmehr völliges
Fehlen dieses so werthvollen Schmuckes. Nachdem nun aber im Lauf der ersten Jahrzehnte
dieses Jahrhunderts die Elephanten zu tausenden durch die Engländer hinweggefegt wurden,
und man sie auch durcii die Singhalesen, wie es gehen wollte, vernichten Hess, kann
selbstverständlich von einer Elfenbeingewiunung aus der Insel nicht mehr die Rede sein;
denn nach gegenwärtiger Berecluiung kommt auf 2—300 Individuen ein Stosszähiiei-, und
sobald die Kunde von einem solchen sich verbreitet, sind gleich englische Sportsmänner
oder Indo-Aralier und mit Gewehren bewaffnete Dorfsinghalesen hinter ihm her (siehe auch
die Seite 45 ff", gemachten Bemerkungen). Der Wedda jagt nun also gegenwärtig den
Ele]ihanteu nicht mehr, weil kein Elfenbein zu gewinnen ist: früher aber, wie bemerkt,
thateii sie es-i zwar bestreitet der sonst sehr verlässliche Anonymus 182 3 direct. dass
sie mit ilireu schwachen üogeii und Pfeilen im Stande seien, den Elephanten zu tödten
uiul sagt, dass sie ihm stets aus dem Wege giengen. Dies trifft zwar für heutzutage zu
(l)escliam|>s), ist aber schon für die damalige Zeit ein Irrthum; denn die von Forbes,
Benuett. Stevens und Deschamps beobachteten, überaus grossen Pfeilklingen, unsere