GEOGRAPHISCHE EINLEITUNG.
Bevor wir an unsere eigentliche Aufgabe, die Beschreibung des Mensclien von
Ceylon, herantreten, sei es uns gestattet, einige orientierende Bemerkungen ül)er die
äussere Erscheinung der Insel voranszusohiclien, auf deren Boden wir nunmehr uns begeben;
wir wollen uns einen Begriff zu bilden versuchen von den Naturverhältnissen, unter welchen
der dortige Mensch sein Leisen verbringt.
Nun ist freilich schon eine grosse Anzahl von Beschreibungen der Insel Ceylon
erschienen, darunter höchst gediegene Bearbeitungen, wie die grundlegende Schilderung
von Piobert Knox (13), die reife Darstellung von John Davy (5) und das umfassende
Werk von Sir Emerson Tennent (21); auch fehlt es nicht an Versuchen, dem europäischen
Leser einen Begriff von der mächtigen Schönheit der tropischen Vegetation zu
geben, an Naturgemälden, wie sie in Ernst liäckeFs Reisebriefen (10) ihren farbenprächtigsten
Ausdruck gefunden haben dürften.
Wenn wir daher, anstatt gänzlich zu schweigen, dennoch über Ceylon als Ganzes
uns vernehmen lassen, geschieht es nur deshalb, weil wir die Lisel in neun Fiadien und
zu zwei Drittheilen ihres Umfanges zu Fuss, mit der Büchse auf der Schulter, durchstreift
haben und sonach glauben dürfen, mit ihren Besonderheiten näher als die Mehrzahl
unserer Vorgänger vertraut worden zu sein.
Wir haben auf der initfolgenden Karte (Taf. 1) unsere Fussreisen mittelst einer
durch kleine Kreuzchen ausgezeichneten Linie angedeutet.
Die Insel Ceylon hat etwa die Form eines Eies, mit dem spitzen Ende nordwärts
gericlitet. Sie liegt ungefähr zwischen dem sechsten und zehnten Grad nördlicher Breite
luid luit etwa die Grösse von Irland, oder auch des Königreiches Bayern mit Ausschluss
der Pfalz. Im Centruur des südlichen iDreiteren Theilos der eiförmigen Insel erhebt sich
ein ziendich ausgedehnter und compliciert gebauter Gebirgsstock, welcher mit seiner südlichen,
von Ost nach West streichenden Eandmauer in schroffer Erhebung der Ebene entsteigt,
an einigen Stellen, wie beispielsweise am Namunakulikanda oder am Südende der