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über Mittag gierig Schatten, ja am liebsten Dunkelheit. Wie bei iins vor dem Regen, so
schützt man sich in den Tropen vor dem Lichte, und man verschliesst Thüren und Fensterladen
gegen die einstrahlende Wärme, wie bei uns gegen die Kähe. Ein dichter Palmenhain
aber gewährt den Schutz vor dem Lichte und vor der Hitze, welchen in den Tropen
sowohl der Eingeborene, wie der Europäer bedarf.
Wohl bei keiner der zahlreichen singhalesischen Ilütten fehlt die wohlbekannte
Banane (Mnsa paradisiaca, L.) mit ihren saftig hellgrünen Blättern, und zu der Fülle
von Grün kommt noch eines von ganz besonders leuchtender Farbe, welches dem alle
Jiauern überziehenden Moose ang.diört; und so würden wir nach dem Graugrün des
trockenen Naturlandes durch diese Fülle strotzenden Saftgrünes schon überrascht und befriedigt
genug sein, wir w'erden aber ausserdem durch einen Reichthuni der prächtigsten
Blüthenbestände entzückt; denn die Singhalesen lieben es, die Umgebung ihrer Ilütten
mit Zierpflanzen reich auszuschmücken, und da ist es denn vor allem die rothe Farbe,
welcher sie den Vorzug vor den anderen zu geben scheinen. So stehen um fast alle
Hütten Büsche und Hecken von Hibiscus rosa-sinensis, L., reichlich bedeckt mit den
grossen, scharlachrothen Blüthentrichtern; dann erhebt sich da und dort ein ungeheurer,
feuerrother Blüthenstrauss, mngeben von hellgrünen Fiederblättern, ein Zierbaum, wie er
nicht schöner zu denken ist, der Flamboyant (Poinciana regia, Bojer), eine Leguminose
von den Mascarenen. Häufig gepflanzt wn'd ferner der westafrikanische hohe Baum
S p a t h o d e a campanulata, P. B., eine Bignoniacee mit brennend orangefarbenen Aehren
mächtig grosser Blüthen, welche aus dem tief dunkelgrünen Laube grell hervorleuchten.
Auch fehlt nicht die schön violett blühende L age r s t roemi a flos-reginae, E,ctz, (Lytliraceae),
welche hie und da auch im feuchten Natuiiande das Auge entzückt: oder der mit
dornigem Stamm und Aesten bewehrte und auch in Indien überall zur Zierde gepflanzte
Baum Erythrina indica, L., eine Leguminose mit zwei bis drei Zoll langen, scharlachrothen
Blüthen, welcher mit der verwandten, in Indien äusserst häufigen, in Ceylon aber
spärhchen Butea frondosa, Ptoxb., wie oben schon erwähnt, auch wild im Niederlande
vorkommt. Die brennend rothen Schmetterlingsblüthen der letzteren sind äusserlich wie
von wei.5sem Sammt überzogen. Sehr häufig findet sich der Wollenbaum angepflanzt
(Bombax malabaricurn, DG., Malvaceae), welcher während des Nordostmonsuns seine
Blätter verliert wie unsere Bäume im Winter, und im Januar nach Ablauf dieser Regenzeit
seine nun blattlosen Aestc üljer und über mit carminrothen Blüthen bedeckt, die sich
von weitem fast wie Camehenblüthen ausnehmen. Er konnnt, wie schon hervorgehoben,
auch wild vor. Die Däclier der Hütten überspinnt reichlich die zarte Liane Bougainv
i l l e a spectabilis, Willd., (Nyctagineae), mit ihren prachtvoll purpurenen Blüthenhidlblättern,
eine brasilianische, hier al^er aUgemein zur Zierde venvendete Pflanze; oder die
mit rosarothen Blüthenähren prangende Quisqualis indica, L., (Com1>rotaccac).
So wird hier in der Ueberfülle von Grün dem Bedürfnisse des Auges nach rother
Farbe in reichlicher und herrlicher Weise Genüge geleistet. Dazu kommt, dass der aus
Laterit bestellende Boden hier an der Südwestküste (dne röthere Farbe hat als sonst
irgendwo in der Insel. Dann möge hier auch Erwähninig finden, dass die Singhalesen in
ihren Kleidern, wenigstens in ihrem Ilüftrocke, dem sogenannten Komboi, die mit gelb
o-emischte rotlie Farl)o den anderen entscliieden vorzielien.
Gewisse Bäume und Sträuclier werden des Duftes wegen, angepflanzt, so der sogenannte
Tempelbaum (Plumeria acutifolia. Fori, Apocynaceae), dessen weisse Bh'ithen
mit Vorlieljc in den Tempeln als Opfer darge))racht werden; dann die Mesua feri-ea, L.
(Guttiferae), der Eisenholzliaum, dessen weisse, camolienartig aussehende Blütlien angeneliin
nach Veilchen duften, und andere m.eln-.
Auch sei hier nicht uuterlassen, Ijeiznfügen, dass nicht ausschliesslich die rothe,
sondern auch andere Farben als Zierde zur Verwendung kommen, so die grossen himmellilauen
Blumen der Liane Tlninbergia, und an gelb fehlt es ebenfalls keineswegs; dennoch
treten weiss, gelb und blau hinter orange, roth und piirpnr zuriick.
Ueberau in den GuUurhainen zerstreut finden sich prächtige Feigenbäu me, deren
Aeste Luftwurzeln nacli der Erde schicken, welche dann zu stützenden Säulen werden. Auf
diese Weise kann sich dann ein solcher Baum wie auf Stelzen weithin über den ]5oden
verbreiten; das schönste Exemplar, welches wir saheir, steht in Nogombo (nördlich von
Colombo).
Die Ciilturvcgetation von Ceylon setzt sich zu gutem, ja zum grössten Theile aus
Pflanzen zusammen, welche ursprünglich der Insel fremd inid zum Zwecke des Nutzens
oder des Schmuckes importiert worden sind; aber im Treibhausklhna des Südwestens kamen
alle diese Gestalten zu so reicher Entwicklung, dass Ceylon jeden Ankömmling mit freudiger
Bewunderung erfüllt, oli nun seine letzte Station die Felsenwüste von Aden gewesen war,
oder ob er das im Vergleich mit Ceylon an Farben viel bescheidenere Indien auf der
staubigen Eisenbahn durchquert l^atte; man darf wohl sagen, dass Ceylon den Fremden
festlich empfängt.
Reisende, w^elche von Java her konmren, halten lieim Betreten des ceylonesischen-
Bodens mit ihrer Bewunderung der Vegetation gerne zurück und meinen, dass durch die
Praclit jener Insel Ceylon noch bei weitem ül)ertroffen werde. Dies hat für das Naturland
zweifellos seine Richtigkeit, niclrt aber für den Culturgürtel <ler südwestlichen Küste; denn
der beri'ihmte Verfasser des bedeutendsten Werkes iilier Java, der ebenso geistreiche, als
gemüthvolle F. Junghuhn, ruft bei der Betrachtung der ceylonesischen Kokoshaine aus
(1.1, p. 61): „W'eiche dichte Zusammengruppierung von schlanken, säulenförmigen Stämmen,
welche dunkle Scliatten zwischen den siebzig bis hundert Fuss hohen Säulchen, tief unter
den rauscliendeii Wedeln, welche an Urwald gleichende Wildniss von Palmen, welche Verwirrung
von in allen Riclitungen durch einander geworfenen, senkrecliten, überhängenden
und ganz niedergestreckten Stämmen! Ich musste gestehen, dass ein solcher Kokoswald,
eine solche ununterbrochene, Tagereisen weit reichende Ausdelniung von dicht gedrängten
Bahnen auf Sumatra und Java nicht anzutreffen ist."
S A R A S I N , Ceylon III. ^
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