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Ein pi-ächtig in orange nnd sammetschwarz strahlender Pirol (Oriolus melanocephalus,
L.) schmückt die dunkeln Kronen der Brotfrucht- nnd Mangobilume um die
Hütten und die Reisfelder.
An die Blüthen der Zierbäume und -Sträucher in den Gärten kommen häuiig
reizende Honigsanger angeschwirrt (Cinnyris asiaticus, Lath., und zeylonicns, L.);
man trifft sie auch im Waldland, wo Bäume in Blüthe stehen; auch machen sich diese
fliegenden Edelsteine bis zum rauhen Nuwaraeliya hinauf. Der Eine ist fast um und um
metallisch purpur mit einem schwefelgell^en Fleckchen auf jeder Seite der Brust, der
Andere metallgrün, mit bramirother Brust nnd hellgelbem Bauch. Nur die Männchen
haben die bunten Farben. Im trockenen Niedei'lande fanden wir das Ncstclien eines
Honigsaugers; es hing an einem zarten, schwanken Zweige eines Strauches, ganz im
Blattwerke verstockt, und war sorgfältig mit einem kleinen Schutzdache gegen den Regen
versehen; das Innere war ausgepolstert mit den seidenweichen Haaren der Samen vou
Calotropis gigantea, Brown; im Neste lag ein kleines, nacktes Vögelchen. Welch ein
Gegensatz in der Brutpflege zwischen diesem Honigsauger oder einem Webervögel eineiseits
und andererseits der Art, wie die Nachtschwalbe (Caprimulgns atripennis,
Jerd.) ihre Eier bel)rütet. Wir wurden auf unseren Streifereien zweimal dadurch überrascht,
dass am heiter-hellen Tage eine solche plötzlich vor unseren Füssen von der hartgetrockneten
Erde aufflog. An der Stehe lagen einige braungewölkte Eier blank auf dem
Boden, welche das Thierchen, ganz voll der grellen Sonne ausgesetzt, bel)rütet hatte.
Webervogelnester haben wir öfters von Bäumen oder Sträuchern herabhängen sehen,
besonders in der Nähe von Teichen.
In den graugrünen Wipfeln der Bäume des trockenen Niederlandes leuchtet oft
plötzlich ein feuerrother Vogel auf, zum Entzücken des nach brennenden Farben gierigen
Auges; es ist der Par ier oco tus f lammeus. Forster, sammtschwarz, mit feuerfarbener Unterseite.
Eine kleinere Form, Pericrocotus peregrinus, L., schmückt zusammen mit
einigen kleinen Weberfinken (Munia) die sonst so öden Grashügellandschaften von
Ober-Üwa; das Vögelchen hat feuerfarbene Brust und aschgrauen Kopf. Beide Arten sind
übrigens in der ganzen Insel verbreitet.
Als eines besonderen Schmuckes des Naturlandes sei des Dissemurus paradiseus,
L., erwähnt, eines schwarz gefärbten, gegen zwei Fuss laugen Vogels mit kammartiger
Stirnhaube; einige Federn des Schwanzes sind elegant verlängert und gewunden.
Ebenfalls verlängerte Schwanzfedern zeigt Terpsiphone paradisi, L., von welcher Art
das Männchen in einer gewissen Jahreszeit den grössten Tlieil seines Gefieders von rostroth
in weiss umwandelt. Die langschwänzige Cittocincla macrura, Gm., erfreut im
Walde durch ihre melodische Stimme und heisst deshalb die Djungelnaclitigall; sie ist
schwarz mit rostrother Unterbrust und Bauch.
Als ein recht merkwürdiger Vogel tritt uns Den droc hel idon coronatus. Tickeil,
entgegen. Auf den ersten Blick sieht das Thierchen aus wie eine Schwalbe von grauer
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Farlie mit düster metallgrünen Flügeln; im Fluge aber vuid e1)enso in der Stimme gleicht
es den kleinejr Halsbandpapageien; aucli vermag es wie ein Kakadu seine Haube aufzurichten.
Wir sahen diesen Vogel vor Sonnemmtergang am lebhaftesten umherfiiegen und
zwar auf den Grasflächen des Naturparkes von Nilgala im östlichen. Niederland, wo diese
Vögel schreiend von Baum zu Baum segelten.
Häufig erschallt im Walde wie ein trockenes, teuflisches Gelächter die Stimme
des weissgrauen Tockus gingalensis, Shaw, enies endemisclien Nashornvogels von
Ceylon, dem das Horn fehlt; sein Gefieder sielit aus wie unfertig, nnd so stellt diese
Art vielleiclit ein phylogenetisches Durcligaugsstadium des ächten Nashornvogels dar.
Prächtige, oben in Carininroth prangende, unten weiss und schwarz gesprenkelte
S p e c h t e ( C h r y s o c o l a p t e s s t r i c k l a n d i , Layard, nnd B r a chyp t e r n u s ceylonus. Forster),
gehen im Inneren der Wälder bis zum Peduru hinauf ilirern Futter nach; ein braun und
schwarz gesprenkelter (Micropternus gularis, Jerdon) nährt sich mit Vorliebe von
Ameisen; ein Exemplar, welches wir gescliossen hatten, war über nnd über mit Individuen
einer kleinen Ameisenart bedeckt, welche wüthend in seine Haut und Federn sich vej--
bissen hatten und seilest dann nicht abliessen, als wir mit Cigarrenrauch sie ))is zum
Ersticken bracliten. Riss man eine mit Gewalt los, so stürzte sie sich gleicli von neuem
auf die Haut des intensiv gehassten Feindes.
Der stolze Wi ldhahn (Gallus lafayettii, Lesson) kommt nach Sonnenaufgang
oft auf die durch den Wald ziehenden Strassen und kann )jei sorgfältigem Anschleichen
erlegt werden; er ist aber vorsichtig und deshalb schwer zu schiessen. Seine Stimme
hört man allentlialben im Buschwerk; sie tönt etwa wie die eines jungen Haushalines,
welcher der letzte, breit ausgerufene Ton des erwachsenen Thieres fehlt, also nicht wie
Kikeriki, sondern stellt nur ein oft wiederholtes Kikeri, Kikeri dar.
Das Geschrei der Pfauen tönt alhnorgendlich in der Parkgegend um die Teiche
und Flüsse von den Wipfeln hoher Bäume heralj. Dies ist das scheueste Wild in ganz
Ceylon; wir haben mehrmals welche gesehen, aber nie einen erlegen können. Im Naturparke
hört man gerne die kräftige Stimme dieses Vogels. Sie tönt hier stolz und wild
und gellt uns nicht widerlich entgegen, wie Ijei dem in Gärten zwischen Häusern gefangen
gehaltenen Prachtvogel.
Im Hochlande erfreuen Meisen (Parus atriceps, Horsf.), Amseln (Tnrdus
k i n n i s i , Kelaart), Bachs telzen (Motacilla melanope, PalL), Lerchen und Schwalben
(Hirundo javanica, Sparrin.) wie alte Bekannte. Auch unser gemeiner Sperling fehlt
nirgends in den Städten und Dörfern der Insel, vom heissen Niedeiiand hinauf bis zum
nasskalten Nuwaraeliya. Dann stellt das grüne, mit weissem Kreis um das Auge geschmückte
Brillenvögelchen (Zosterops coylonensis, Holdsw.) eine besonders häufige
Erscheinung im Hochlande dar; es erinnert an unseren Girlitz oder den Zeisig. Kleine
F i n k e n (Munia) und andere bescheiden gefärbte Vögelchen, wie die fleissig singende,