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weuii man den Wodda-Fuss der Fig. 185, Taf. LXXXIV, mit deueu von Gorill und Schimpanse
vei'gliuclit.
Eio-eutliümlicli vcrlialten sich die Knochen des Mittelfusses. Einmal ist der erste
Metatarsus m der Regel erheblich mehr von den andern abgelenkt, die Lücke zwischen
der ersten /ehe und der zweiten daher klaffender als beim Europäer. Eine Vergieichung
der Figg. 183 und 186 mit den europäischen Füssen (Figg. 18-1 n. 188) lehrt dies sofoit.
Es ist aut diese Lücke zwischen der ersten Zelie und der nächsten schon bei der Beschreibung
der äusseren Erscheinung der Weddas aufmerksam gemacht worden (siehe pp.
!)1 mid 105).
laicae (37, p. 296) bemerkte dasselbe auch am Negerfusse, indem er sagt: „Der
Ifetatarsus primus ist medianwärts weiter von seinem Nachbarn abgelenkt."
Ferner glauben wir, am Mittelfuss (iie überraschende Thatsache wahrzunehmen,
dass der ei'ste Metatarsus einerseits und die vier letzten andererseits einander mehr y.ngedreht
sind als bei uns. Schon auf unseren Bildern scheint uns erkennbar zu sein, dass
die Gelenkfläche des ersten Metatarsus für die erste Phalanx beim Wedda etwas weniger
streng nach unten schaut als beim Europäer und dafür etwas mehr den vier anderen
Metatarsen zugekehrt ist. Die Einwärtsdrehung dieser letzteren glauben wir ebenfalls an
ihren Köpfchen erkennen zu können, indem uns diese etwas mehr medialwärts, gegen die
grosse Zehe hinzuneigen scheinen als bei den europäischen Füssen. Noch mehr ist dies
natürlich, wie unsere Bilder zeigen, bei den Anthropoiden der Fall.
Es wäre ausserordentlich erwünscht, wenn zur endgiltigen Feststelhnig dieser Verhältnisse
am Fussskelette specielle Arbeiten unternommen würden.
In welcher Weise sich diese Eigenthümlichkeit des Baues physiologisch äussert,
ist niclit leicht zu sagen; doch wird immerhin ein Ergreifen und Festhalten von Gegenständen
erleichtert sein. Wie in der Beschreibung der äusseren Körperform erwähnt worden
ist, haben wir selber auf den Fuss am Lebenden nicht viel geachtet; von mehreren Beobachtern
wird aber (p. 105) eine starke Prehensionsfähigkeit angegeben. Es wäre sehr
wichtig, wenn die Art und Weise, wie dies geschieht, und der Umfang, in welchem es
möglich ist, genau untersucht und, wie schon oben betont, festgestellt würde, ob die Weddas
die anderen Lider, welche Alle den Fuss zu mancherlei Zwecken, zu denen uns die Hand
dient, gebrauchen (vergleiche ßegnaul t , 43), in der Leistmigsfähigkeit dieses Organs
übertreffen. Interessant wäre ferner, die Stellung des W^edda-Fusses beim Stehen und Gehen
einer Analyse zu unterwerfen.
Endlich würde es jedenfalls von grosser Tragweite sein, wenn es Jemandem gelänge,
auch die Musculatur von Füssen niederer Stämme zu erforschen, da sich sehr wahrscheinlich
beträchtliche Abweichungen von der europäischen Norm ergeben werden; vei'muthlich
sind manche Verhältnisse, welche Piuge am Fusse europäischer Jugendstadien nachgewiesen
hat, an Füssen niederer Varietäten auch im ausgewachsenen Zustande vorlianden.
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Wie dein nun auch sei, so möchten wir in dem Umstände, dass beim Wedda und
wohl auch bei manchen anderen, niederen Varietäten der erste Metatarsus einerseits und
die viel' letzten andererseits, etwas mehr einander zugewandt stehen als beim Europäei-,
wo sie flacher neben einander liegen, eine Annäherung an die Vei'hältnisse bei den Anthropoiden
sehen, bei welchen bekanntlich die grosse Zehe den anderen viel stärker gegenüber
o-estellt ist und eigene Musculatur besitzt. Auch dieser Unterschied i O O st indessen nur
quantitativer Art, indem auch am Affenfuss keine Opposition in dem Sinne stattfindet,
dass die erste Zehe den anderen etwa so, wie die beiden Theile einer Zange, diametral
gegenülier stände, sondern es ist auch hier vorwiegend der laterale Band der grossen Zelie,
welcher zum Festhalten von Gegenständen benützt wird.
Ueber die Phalangen unserer Wedda-Fassskelette wollen wir blos liemerken, dass
diejenigen der grossen Zehe nicht genau in der Verlängerung der Axe des ersten Metatarsus
liegen, sondern, wie unsere Bilder zeigen, einen leichten Bogen bilden. Es ist dies
darum erwähnenswerth, weil die Weddas niemals auch nur die mindeste Fussbekleidung
tragen und somit aus dieser Beobachtung hervorgeht, dass eine leichte Krümmung der
grossen Zehe als durchaus normal anzusehen ist. Sie findet sich übrigens, wie unsere
Tafeln lehren, schon bei den Anthropoiden. An den europäischen Füssen ist diese Krümmung
in der Regel erheblich stärker ausgeprägt als beim Wedda, und diese Vermehrung
der von Natur aus nur leisen Biegung ist jedenfalls als eine künstliche, durch die Fussbekleidung
hervorgerufene, zu betrachten.
Wir schliessen die Bemerkungen über das Fussskelett der Weddas mit der
Hoffnung ab, dass Andere sich intensiver den darin verborgenen Problemen zuwenden
möchten. Zugleich sind wir damit am Ende der osteologischen Schilderung der Weddas
angelangt. Bevor wir indessen zu den Tamilen übergehen, wollen wir, wie wir dies
jeweilen am Schlüsse der Capitel über die äussere Erscheinung der ceylonesischen Varietäten
gethan haben, noch einmal in aller Kürze die wichtigsten Eigenthümlichkeiten zu einer
Diagnose zusammenfassen.
Wir beschränken uns dabei im wesentlichen auf diejenigen Eigenschaften, welche
wir als charakteristisch für den ächten Wedda ansehen. Die in der Literatur gefundenen
Angaben sind mit lierücksichtigt worden:
Sämmtliche Knochen des Wedda-Skelettes zeichnen sich durch Zartheit, Eleganz
und geringe Entwicklung der Knochenmasse aus; das Gewicht des Schädels ist dem entsprechend
klein, bei den Männern durdischnittlich 574 Gr., bei den Fi'auen 521 Gr. betragend.
Die verschiedenen Muskelcristen und die Hinterhauptsprotuberanz sind schwach
entwickelt, und die Schläfenlinieii greifen nicht weit in die Höhe. Stärkere Ausbildung
dei' genannten Theile und derberer Knochenbau sind den Küstenformen und im Innern
den Mischlingen mit Singhalesen-Blut eigen.
Der Schädel ist lang und schmal, seine Seitenwände sind steil aufgebaut, sein
Dach scliwach gewölbt, die Schläfengegend wenig ausgefüllt, das Hinterhauptsloch weniger