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worden ist and im Capitel über die CTescJdchte der Weddas noeli weiter ausgefülirt
werden soll.
An Jagor's Skizzen von Kurumbas aus den Nilgiri-Bergen (12, Taf. XV) lassen sicli
der spärliche llartwuclis (Schrun'rbart un<l Bocksbart am Kinn) und die tief einge«attelte
Nase aucli dieses Stammes wohl erkennen. Weitere hier zu verwertheiide Bilder würden
vielleicht in Watson und Kaye's grossem photographischem Werke: The people of India
(3.'3) zu Knden sein; doch haben wir leider kein vollständiges Exemplai' zu (iesicht bekommen
können.
Vou osteologischeu Angaben sei die Bearbeitung eines weiblichen Kurumba-
Skidettes durch Virchow (29. pp. .121 und 122) erwähnt; Virchow hebt die ungewöhnliche
/artlieit und Kleinheit der Knochen hervor, die geringe Grösse des ganzen Skelettes,
die schwache Capacität der Schädelcapsel: 960 ccm. ferner Bolichocephalie. ("hamaepi'osopie,
Hypsophthalmie, lauter J\[erkmale, welche auch den Weddas zukommen: die Abweiclumgen
nu Nasen- und CTaumen-Index von unsereu Weddas sind nicht so bedeutejid, dass die in
deu übrigen Beziehungen so auffallende Ueberein.stimmang dadurch gefälirdet würde.
Zwei Skelette, ein männliches und ein weibliches, von sogenannten Hindoiis uoirs
bearbeitete Broca (2). Auch er betont am mänuUchen Skelett (p. 48) die Zartheit dei'
Knochen uud die Kleinheit des Körpers, weiterhin die geringe Torsion des llumerus (-K)").
die Durchbohrung der Olekranongrube, ferner an beiden Skeletten die hohen Antebrachialuiid
Scapulariudices. Die Schädel nennt er sehr klein, sehr dolichocephal, seitlich stark
abgeplattet, mit sehr prononciertem alveolären Prognathismiis (Prodentie) und sehi' enger
Stirne; es sind dies lauter Charaktere, welche auch unsere Weddas auszeichnen.
Es kann demnach als sicher angenommen werden, dass Stämme, welche den
Weddas von Ceylon entspreclien, an vielen Stellen Vorderindiens sich wiederfinden. Dieselben
sind als die Trümmer einer ahen Bevölkerung anzusehen, wekdie vermuthlich in
sehr früher Zeit über ganz Indien sich erstreckte. Unsere an den Werldas und Tamileu
Ceylons durchgeführte, vergleichende Untersuchung zeigte, dass es unrichtig sei, diese kleinwüchsigen
Stämme, wie es meist geschieht, mit der dravidischen Bevölkerung zusannnen
zu werfen: sie stellen vielmehr die Beste einer vordravidischen Zeit dar, und wir möch-
• ten, um eine klare Rezeichmmg dieser Gruppe zu gewinnen, alle diese Stänime Linter dem
Namen der weddaischen zusammenfassen. Dass wir für diese Entwicklungsstufe der
-Menschheit den genannten Namen vorschlagen, scheint uns durch di(! Tliatsache wohl gerechtfertigt
zu sein, dass die Weddas von Ceylon der berühmteste und in seiner Eigenart
durch das abgesclilossene Inselleben vermuthlich am typischsten erlialtene, zugleich auch
gegenwärtig der weitaus am besten bekannte aller dieser indischen Stämme sind.
In der Literatur begegnet man öfters der Bezeichnung: „Stämme der sdiwarzen
Haut'- oder „Noirs de ITnde" für die Gruppe, welche wir mit dem Namen der weddaischen
belegen. Wir acceptieren diese Bezeichnungen nicht, weil damit auch die dinikelhäutigen
Dravider und Kolarier mit verstanden werden, welche unserer Ansicht nach abzutrennen
sind. Ferner erweckt das Brädicat „schwarz" eine falsche Vorstellung; denn,
wie wir für die AVeddas von Ceylon gezeigt haben, liandclt es sich nicht um schwarze,
sondern höchstens um dunkel- oder trü))braune Mensclien, und der Satz von Broca (2.
pp. 47 und 48): ..Les noirs de l'Indostan sont tous aussi noirs que les nègres d'Ab-icpie,
plus noirs mêni(> que beaucoup d'entre eux" ist, wenn wir von unseren Erfahrungen bei
<len Weddas aus weiter sdüiessen. sicherlich nicht correct. Ueberdies soll der Name
..Noirs de l'Inde" zweifellos eine gewisse Parallehtät zu den Schwarzen Afi'ikas andeuten
und führt daher leicht zu Missverständnissen; denn, abgesehen von vielen kraniologischen
Diferenzen, trennt die Beschaffenheit des Kopfhaares beide Gruppen scharf von einander.
Alle unsere weddaischen Stämme sind cymotricli, uud es ist bis jetzt nidit gelungen, trotz
inanclien gegentheiligen Angaben, in Vorderindien äclites Wollhaar aufzufinden.
Im Allgemeinen hat man bis jetzt bei der Eintheihing der indischen Menschen-
A'arietäten der Sprach(> eine praedominierende Stellung eingeräumt. So wurden auf dem
indischen Festlande die weddaischen Völkerreste theilweise init den Dravidern. theilweise
mit den Kolariern zusammengeworfen, indem alle diese Stämme, wie es sclieint, ihre frühere
Spradie Iiis höchstens auf kümmerliche Reste einbüssten und im Laufe der Zeit diejenige
ihi'er zufälligen näclisten Nachbarn acceptierten.
Dasselbe finden wir aucli in Ceylon wieder. Wie im nächsten Absclinitte ausführlich
auseinander gesetzt werden wird, haben die Weddas die singhalesische Sprache angpiiomnien
und inüssten darum, wie es sonderbarer Weise auch sclion gesdiehen ist, zu
den Ariern gezählt werden, da der Wortschatz der singhalesischen Spraclie arisch ist.
Die philologische ^Methode liat demnach nah verwandte, weddaisclie Stämme in ganz verschiedene
Gruppen auseinander gesprengt.
Wir werden später zeigen, dass niedere Stämme überhaupt eine grosse Leichtigkeit
haben, sich Sprachen höherer Völker anzueignen, und wir halten daher den von Ilale
( LG) neuerdings so energisch und mit manclien Seitenhieben gegen die physische Anthropologie
vertretenen Satz, dass die Sprache das einzig sicliere Zeugniss für die Verwandtsdiaft
von Bassen sei, für durchaus uniichtig. Das uns vorliegende Beispiel, dass die
Weddas von Ceylon singlialesisch sprechen, ihre Verwandten auf dem Festlande dagegen
ganz andere Spradien luid zwar immer die ihrer Nachbarn, ist ein Beweis für unsere
Behauptung.
Virchow's Ansicht (29, p. 39). dass die Linguistik nur als ein Hilfsmittel der
Untersuchinig verwendet werden dürfe, scheint uns vollkommen zuti'effend zu sein. Die
Spi'ache kann in der That in vielen Fällen ein ungemein wichtiges Beweismittel für Verwandtschaftslieziehungen
sein, welche aus der physischen Anthropologie sich ergeben haben,
uud wir werden gerade auf den nächsten Seiten, bei der Vergleichung der Dravider mit
aiisseriudisdien Formen, ein glänzendes Beispiel hiefür bringen; aber es muss zweifellos
den somatisclien Mcrlvinalen in der Entscheidung solcher Fragen die erste und der Sprache
nur die zweite Stelle eingeräumt werden. Wo beide zusammen stimmen, mag ein Verliii
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