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wciuleii, wolchc, wie es sclicint, iu der Hegel das Haar migestürt wachsen lassen und
einfach lünten in einen Knoten zusainnienhindcn (Taff. XXVll, XKVllI, XXIX und XXXll).
liier zeigt sicli nun, dass das Haar der Tamilen von dem der Weddas nicht verschieden
ist; es ist gleichfalls als wellig zu bezeichnen und cljensoweit vom straffen der Mongolen
als vom AVollliaar der Neger entfernt. Uurciischnittlich durfte es etwas weniger grol) und
etwas melir als das Wedda-Haar zum Kräuseln geneigt sein; namentlich ist die Stirne
öfters von einem stark krausen Kranze umgeben (Taff. XXVllI, Fig. 53, XXIX, XXXll):
doch ]ial)cn wir auch bei Weddas mehrmals eine ähnliche Beschaffenheit des Haares gefunden.
Yielleiclit ist aus dieser widerspenstigen Kräuselung der kürzeren Stirnhaare die Sitte
entstanden, den Vorderkopf kurz zu scheeren, wie wir dies soeben von Leuten der WeUala-
Kaste geschildert haben, während die Haare des Hinterkopfes sich leichter in Ordnung
halten lassen.
Wo das Haar ungeschnitten bleibt, scheint es eine l)cträchtliche Länge erreichen
zu küinien, aber doch nicht der Ueppigkeit vieler Weddas oder gar der später zu besprechenden
Singhalesen gleich zu kommen.
Die Tamil-Frauen lassen das Haar lang wachsen und schlingen es hinten in einen
Knoten; die Beschaffenheit ist dieselbe wellige und manchmal gekräuselte. Durch sorgfältige
Pflege wird öfters ein fast glatt erscheinendes Haar erzielt.
Der Bartwuchs. Auch für die Benrtheilung des Bartwuchses ist der bei den
Tamilen übliche Eingriff' von Messer und Scheere hinderlich; doch wird man im Allgemeinen
sagen können, dass der Bart der Tamilen etwas reichlicher ist als der der Weddas,
indem zu Kinn- und Schnurrbart noch ein Kranz von Haaren um das Gesicht hinzutritt
(Taff. XXVII, Fig. 50, XXVHl, XXIX, Fig. 55, XXX, Fig. 57, XXXll). Immerhin ist der
auf diese Weise gebildete Vollbart weit davon entfernt, üppig zu sein; er ist im Gegentheil
ziemlich dünn gesäet, und namentlich sind die Wangen meist fast frei von Haaren,
indem der Bart hauptsächlich in der Halsregion gedeiht. Viele Tamilen rasieren sich
entweder vollständig oder lassen nur den Schnurrbart stehen (Beispiele auf den Wellala-
Tafeln).
Die Augenbrauen-Haare scheinen durchschnittlich nicht besonders stark entwickelt
zu sein.
Die Behaarung des Körpers, namentlich der Brust, ist häufig bei Männern eine
reichliche, jedenfalls reichlicher als bei den Weihlas (vergl. Tatt'. XXVll, Fig. 51, XXVHl,
XXIX, Flg. 55, XXXI).
Der Kopf erscheint von länglicher Gestalt wie bei den AVeddas, aber niclit ganz
so schmal, die Stirne bei den Männern meist leicht fliehend und die ganze Form der
Schädelkapsel im Profil kraftvoll und elegant, was mit dem ausserordentlich starken Knochenbau,
von dem wir später reden werden, zusammenhängen mag. Die Superci I i a r b o g e u
sind beim männlichen Gcschlechte oft kräftig entwickelt, so dass sie einen stai'ken Wulst
über den Augen bilden (vergl. z. B. Taft'. XXVll und XXXll).
Das Gesicht erscheint in der Regel von ovaler Form und relativ etwas höher
und schmäler als bei den Weddas. Als wir beim Wedda-Mann die Jochbreito- 100 setzten,
erhielten wir für die Gesichtshöhe (Distanz von der Nasenwurzel zum Kinn) im Mittel die
Ziffer 80.7, beim mäinilichen Tamil dagegen Das Gesicht ist also im Verhähniss
zur Breite etwas höher. Eine genauere Analyse folgt später im osteologischen Theil.
Die Gesichtszüge der Tamilen haben im Allgemeinen, obschon sie grob geschnitten
sind, etwas sympathisches; doch ist zuweilen, namentlich bei niederen Kasten,
eine gewisse Australier-Aehnlichkeit niclit zu verkennen (vergl. die Tafeln). Die Augen
sind schön aasgclnldet und ohne Epikauthus; die Nase zeichnet sich vor der Wedda-Nase
durch eine stärkere Erhebung ihres Rückens aus; sie ist in der Regel gerade (Taft'. XXVll,
Fig. 50, XXVHl, XXIX, XXX, Fig. 57, XXXI, XXXll), viel seltener gebogen (Taft'. XXVH,
Fig. 51, XXX, Fig. 56). Die Nasenwurzel liegt nicht so tief wie behn Wedda, auch ist
die Breite der Nase an den Flügeln durchschnittlich geringer als bei Diesem (37 mm gegen
40). Bei manchen Leuten niederer Kaste ist die Erliebung des Naseinlickens geringer,
die Nase daher flacher und auch breiter als bei höheren Formen (vergl. z. 1!. Tafel XXVH,
Fig. 50, Taf. XXXll, Fig. 61, Tai. XXXlll, Fig. 62).
Die Lippen sind entschieden stark entwickelt, manclnnal sogar eigentlich wulstig
zu nemien; jedenfalls sind sie durchschnittlich kräftiger als beim Wedda. Ferner zeichnen
sich die meisten Tamilen durch ein wunderbar seilönes und mächtiges Gebiss aus; zuweilen,
uiid zwar nicht einmal sehr selten, erreicht es eine solche Entfaltung, dass die Lippen es
nicht mehr zu dcckon vermögen. Wir habsn ein Beispiel davon — durchaus niclit das
einzige unserer Samndung — in Figur 54 auf Tafel XXIX wiedergegeben.
Der ganze Kiefer tritt etwas stärker vor als beim Wedda; ja es wird uns später
die Untersuchung der Schädel lehren, dass der Tamil weniger ortliognath ist als sein
tieferer Nachbar.
Die Ohren werden stets zum Tragen von Ringen durchbohrt; zuweilen wird die
Oeft'nung sehr stark erweitert und dient dann zum Festhalten einer ganzen Anzalil von
Schmuckgegenständen. Ein durchaus nicht extremes Beispiel findet sich auf Tafel XXVH
Flg. 51.
Bei Frauen sieht man oft auch den olieren Theil des Ohres durchbohrt (Taf. XXXV),
sowie auch die Flügel der Nase (ibid.).
Während über die physischen Eigenschaften der Weddas zahlreiche Notizen iu
der Literatur sich fanden, schweigt sie fast ganz über die Tamilen Ceylon's, und von den
gelegentlich gemachten Bemerkungen ).)ezieht sich nocli überdies ein grosser Theil auf
die fluctuierende Bevölkerung der Hafenorte und Plantagen. Dass von den meisten Autoren
statt des Ausdrucks ,,Tamilen" der einseitige Name ,,Malabaren" gebraucht wird, ist
schon oben bemerkt worden.
Bilder von Ceylon-Tamilen sind unseres Wissens ausser gelegentlichen Skizzen in
Keisebeschreibungen noch keine veröft'entliclit worden.