Ein pfilclitigcs Beispiel eines gewaltigen Gneissdomes im Centralgehirge stellt die
höchste Spitze der Insel dar, der Pednrntalagal a (Höhe 8300'). Von Nawai'aeliya aus
präsentiert er sich etwa wie ein ungeheurer, mit Wald üherkleideter MaulwurfshLigel. Ein
guter Weg führt von dort hinauf zur Spitze, von welcher der Wald entfernt ist, um die
Aussicht über die Insel zu ermöglichen. Gegen Norden senkt sich der Berg in vier bis fünf
Stufen gegen das Mahaweligangathal hinab; der ferne Duni1)arastock präseiitiert sicli in
Form vieler Bcrgkegel, von denen die näheren lilaugriin, die ferneren blau gefärlit sind.
Stidwestlicli erblickt mau drei einander gleichlaufende Gebirgskämmo, von denen der vorderste
die geringste Höhe hat: sie umsäumen das nähere Dikoya- und das fernere Maskeliyathal.
Der hinterste trägt neben mehreren kleineren Gipfeln einen gewaltigen Kegel, den
Adamspik. Dieser nimmt sich aus wie ein Zuckerhut und scheint hölier zu sein als unser
eigener Standort, oljwohl er thatsächlich um tausend Fuss hinter dem Pedaru zurückbleibt.
Die fast ültramarinblaue Farbe erhöht die Schönheit dieses prächtig geformten Berges.
Viele Thäler sind mit weissen Cumuliwolken eigenthümlich ausgefüllt, wie mit Baumwolle.
Ein gutes Beispiel eiues Gebirgskammes repräsentiert der 6700' hohe Namunak
u l i k a n d a ; wir haben ihn nicht liestiegen. Als riesige Mauer erhebt er sich gegen
Süden zu aus dem Niederlande.
Als die schönste Bergform Ceylons tritt uns zweifellos der Adamspik entgegen.
Wir bestiegen denselben im Feliruar 1886 bei reinem Wetter vom Maskeliyathal aus;
er erhebt sich als mächtige Pyramide aus demsell^en. Am Fusse des Kegels nahnien
wir in einer singhalesischen Flütte, welche den von dieser Seite den Berg ersteigenden
Pilgern zur Rast dient, Quartier. Des Nachts um zwei Uhr brachen wir auf. Der Sternenhimmel
strahlte in festlicher Pracht; gegen Norden glänzte das Siebengestirn, südlich
stand das Kreuz feierlich da. Wir verglichen die beiden berühmten Sternbilder und
entschieden uns für die grössere Schönheit des Kreuzes. Der Stern an seiner Basis
und zwei andere östlich in seiner Nähe lilitzten wie Diamanten. Grerade im Zenith
strahlten zwei Planeten ihr mildes Licht, von denen der eine, seiner rothen Farl:)e nach
zu schliessen, als Mars sich kundgab; so moclrte denn das andere Ilinnnelsauge die Venus
sein. Ihre Stellung kreuzte sich mit den Sternbildern des Nordens und Südens.
Bei so glänzend geschmücktem Nachthimmel schickten wir uns zur Besteigung
der vor uns aufstrebenden schwarzen Pyramide an. Jeder unserer Begleiter (es hatten sich
noch einige Pilger unseren Dienern angeschlossen) bekam eine Fackel in die Hand, welche
eine etwa drei Fuss lange, an einem Stocke befestigte und mit Harz gefüllte Düte aus
dürren Palmblättern darstellte. Das Harz wird von der Doona zeylanica, Thw., gewomien,
einem endemischen Baume Ceylons. Der Weg hinauf war übermaassen schloclit:
es handelt sich um eine unablässige Kletterei über grosse Steine, ja üljer Felsblöcke. Au
manchen Stellen Hess die Dunkelheit Abgründe vermutlien, wo, wie wir licrnacli beim
Aljstiege sahen, doch keine Gefalir gewesen war. So bewegte sich der Zug langsam nach
oben, und da der Weg äusserst steil aufwärts führte, sah man luiter sich eine langsam
herauf sich bewegende Schlangenlinie In-enneuder Fackeln, von denen der Wind i'othe
Funkenwellen wegblies. Nach etwa vier Meilen Steigens kamen wir an eine kleine Hütte,
und von hier gieng es zunächst mittelst eingehauoner Stufen über eine Felswand. Du.,
letzten zwei Meilen waren die schwierigsten; sie stellten eine vielfach wiederholte Stufenkletterei
dar: an manchen Stellen waren aus länglichen Gliedern zusammengesetzte Ketten
angebracht, lun das Vorwärtskommen zu erleichtern. Wir langten auf der Spitze an, als
eben der östliche Horizont leicht roth gefärbt war, und irun genossen wir eines Sonnenaufganges
von allergrösster Schönheit. Der rothe Streifen wurde zunäclist dunkelscharlach,
dann färbte er sich orange, und zugleich strahlte helleres, gelbes Licht aus, welches nordlichtartig
in einzelnen mit ihren Spitzen nach aussen gerichteten, kegelförmigen Stralileiibündeln
vertheilt war. Unterdessen hatte der Himmel im Zenith sich blau gefärbt, und
die gelben Strahlenkegel umkleideten sicli da, wo sie allmälig in's Blau des Himmels sich
verloren, mit rosenrother Farbe. Solcher Strahlenkegel waren etwa vier zu unterscheiden,
zwischen denen nun ein helles Flimmelblau hervorschimmerte. Unterdessen wurde das Orange
am östhchen Horizonte, nach welchem zu die gelben Sti'alilenkegel sich vereinigten, immer
glühender; stets heller und blendender ergoss sich das Licht; die Farben aber lilieben dieselben,
und das Rosaroth wurde äusserst licblich.
Während so die Morgenröthe über den Himmel sich ausbreitete, hatten die zahlreichen
Pilger, welche nach der Spitze gekommen waren, sicli vor Buddhas Fussmarke versammelt
und knieten nieder; ein Priester murmelte Gebete, und als eben der oberste Rand der
blendenden Sonne am Hoiizonte hervorblitzte, ertönte von der obersten Spitze lierab ein
Chorgesang der Pilger und des Priesters, und nach Beendigung desselben, als die Sonne
nun voll über dem Horizonte stand, erscholl ein feierliches, dreimal wiederholtes sadu,
sadu, sadu! welches soviel bedeutet wie amen; uns aber klang es in der Stimmung, in
welcher wir waren, wie heilig, heilig, heilig!
Als wir nach Aufgang der Sonne unseren Blick nach Westen wandten, bot sich uns
eine wunderbare Erscheinung. Auf dem weisslichen Dufte, welcher die Ebene bedeckte,
zeichnete sich der Schatten des Adamspik ab wie ein über der Ebene schwebendes, ungeheures
Gespenst; ganz zu Anfang noch in unsicheren Umrissen; nachdem aber die Sonne
etwas mehr über den Horizont sich erhoben hatte, bedeckte er als scharf umschriebener
schwarzer Kegel die nun klar hervortretende Ebene. An der Spitze desselben zeichnete
sich eine hellere Stelle aus, die Gloriole des Schattens, w-elche die Pilger Buddhas Strahlen
nennen. Der ungeheure Schatten nahm sich aus wie ein letztes nur zögernd entweichendes
Stück der von der aufgehenden Sonne sonst allerwärts vertriebenen Nacht.
Wir ergriffen gleich die Gelegenheit, das seltsame Phänomen zu fixieren, und wir
geben umstehend das photographische Aliliild desselben wieder. Die Gloriole ist wold
erkennbar, besonders wenn man das Bild von einer gewissen Entfernung betrachtet.
Wie von einem umgeheuren Thurme sah man auf die unten liegenden Thäler
hinab. Gegen Westen, welche Richtung unser Bild darstellt, blickt mau zunächst nn