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Schürzen vier Fuss lang und drei Fuss breit; aber eine jede bestehe aus vielen mittelst
der Fasern einer Schlingpflanze zusammengenähten Stücken. Nach Bailey (6) benutzten
die Nilgalawoddas früher die Rinde des Ritibaumes statt Tuches. Nach Nevill thun dies
die sehr armen Weddas (siehe auch oben Seite 389). Deschamps hat an den Orten, wo er
die Weddas untersuchte, nämlich in Wewatte und Nilgala, die Rindenschürze nicht bemerkt.
Endlich müssen wir Stevens (108, pag. CLXI) in gewissem Sinne gegen sich selbst
in Schutz nehmen. Wir lesen in seiner Abhandlung folgenden Satz: „Der Bericht meiner
Reise, welcher im Ceylon Observer erschien, ist in allen Punkten correct mit Ausnahme
der Behauptung betreffend den Gebrauch von Häuten; diese habe ich nie im Gebrauch
gesehen." Die Stelle, worauf es ankommt, lautet nämlich (siehe die Anmerkung daselbst):
„In einer Niederlassung der Felsenweddas wurden zehn Männer in absoluter Nacktheit angetroffen
(siehe über diesen Punkt unsere Bemerkungen oben Seite 386), während die
Frauen der Gesellschaft, wie es schien (apparently), ein kleines Stück Haut von irgend
einem Thier trugen." Bei der oben von uns hervorgehobenen grossen Aehnlichkeit des
Ritibastes mit roh bearbeiteter Thierhaut zweifeln wir nicht, dass die von Stevens getroffenen
Weddafrauen mit solchen Bastschürzen bekleidet waren.
Die Bearbeitung von Baumrinde zu Gewandstoffen findet sich über die alte und
neue Welt verbreitet, nicht jedoch überall in so roher Art, wie in der beschriebenen.
(Siehe auch unten den Abschnitt: Geräthe: Bastsäcke, woselbst die Zubereitung der Rinde
zu Baststoff ausführlich beschrieben wird.)
Verwendung von Thierhäuten. Felle oder Thierhäute werden, wie Stevens
richtig bemerkt, nie zur Bekleidung gebraucht; die Weddas- verstehen sie blos an der
Sonne zu trocknen und vertauschen sie so an die Händler. So beruht Ribeyro's (92)
Angabe, sie gebrauchten die Häute der Jagdthiere als Kleidung, zweifellos auf einem Missverständnis.
So lange die Weddas ihre getrockneten Häute noch nicht an die Händler
vertauscht haben, verwenden sie dieselben etwa auch, um den Eingang ihrer Höhle oder
Hütte zu verhängen, wie Nevill beobachtete. Lediglich zum Zweck des Tauschhandels
fingen die Weddas an, die Felle zu trocknen; ursprünglich diente ihnen auch die Haut
des Jagdthieres, speciell des Hirsches, zm- Nahrung. Die einzige technische Verwendung
von Plirschhaut fanden wir nachträglich an einem, von uns in Europa käuflich erworljenen,
Weddabogen, dessen Sehne aus kleinen Streifen jenes Stoffes zusammengedreht war; wir
werden unten (Abschnitt: Jagd: Bogen) darauf zurücldsommen; wir bemerken schon
hier, dass wir glauben, es stamme dieser Bogen von Gulturweddas oder singhalesischen
Wanniyas her und nicht von Naturweddas.
Tuchbekleidung. Die grosse Mehrzahl der Weddas bekleidet sich heutzutage
mit Tuch, welches sie sich durch Tausch zu verschaffen wissen, und nach welchem sie
sehr begierig sind. Die Männer bedürfen als Bekleidung nur eines kurzen und schmalen
Streifens, welchen sie in der Regel mit dem einen Ende hinten unter die Lendenschnur
schieben, dann zwischen den Beinen din'chführen, hierauf vorn unter der Lendenschnur
wegziehn, worauf sie das zurückbleibende Ende vorne als eine kleine Schürze herunterfallen
lassen; diese kann entweder nur von Handgrösse sein, (siehe Fig. 49 Tafel XXVI)
oder fast bis zu den Knieen reichen (siehe den unten im Abschnitt: Jagd, folgenden
Holzschnitt eines Wedda-Mannes). Hat der Tuchstreifen genügende Ausdelinung, so wird
er hinten auter die Lendenschnur bis zur Mitte seiner Länge gezogen, dann werden die
beiden gleich langen Enden zwischen den Beinen durchgeführt und. wie vorhin, wieder
vorne unter der Lendenschnur weggezogen und dann als Schürze lierübergeschlagen. So
bekommt das Schamtuch, wie wir es nennen können, alsdann eine sehr solide Befestigung.
Der Naturwedda geht über diese Art der Bekleidung selten hinaus. obschon ei'
es keineswegs verschmäht, ein grösseres Tuchstück um seine Lenden zu schlagen, wo:m
er desselben habhaft werden kann (siehe Fig. 48. Tafel XXVI) ; docli übcrlässt er
meist den kostbaren Stofi', soweit er ihm (entbehrlich ist. den weiblicheji Mitgliedern
seiner Familie.
Das Schamtuch stellt ein Entwicklungsstadium der indischen Kleidung dai;, indem
es auch die Cultur-Inder unter den übrigen Stoffen tragen. Bei harter Arbeit werfen sie
die letzteren weg und sind dann, wie unsere Weddas, allein vom Schamtuche, dem diyakatschiya
(Deschamps, 25, pag. 303) der Singhalesen. bekleidet. Die Lendenschnur,
woran es befestigt wird, nennen die Singhalesen, wie oben (Seite 387) bemerkt, diyalanuwa.
Die F r a u e n der Weddas wickeln heutzutage ein viel grösseres Stück Tuch um
ihren Unterkörper als die Männer und schieben den oberen Rand desselben unter die
Lendenschnur. Das Tuch reicht meist bis unter die Kniee und ist oft gross genug, um
eventuell auch über den Oberkörper geschlagen zu werden (siehe die Figuren 46 und 47
der Tafel XXV). Letzteres thun sie in der Regel nicht; Avenn sie unter ihren Angehörigen
sind, lassen sie den Oberkörper unbedeckt; wir haben sie selbst so angetroffen; doch, verhüllen
sie gerne vor Fremden, sowohl Singhalesen, als Europäern, die Brust; es mag ja
seitens der Culturnachbarn, der Tamilen, Singhalesen und Indo-x\raber bei ihrem Zusammentreffen
mit den naiv entblössten Weddafrauen manche freche Bemerkung gefallen
sein. Auf der Figur 49 (Tafel XXVI) lässt sich bei den drei Frauen das Bestreben, vor
ünsern Blicken die Brust zu verhüllen, deutlich erkennen; die Erste verdeckte sie mit
ihrem Kinde, die Zweite mit dem linken Arme und die Alte rechts im Bilde mit ihrem
Schürzenende.
Ob die Frauen unter ihrer Tuchhülle noch ein eigentliches Schamtuch tragen,
wissen wir nicht; indessen ist dies nicht unmöglich und wäre wichtig zu erfahren, da bekanntlich
die Andamanesinnen ihr Schamblatt unter allen Umständen beibehalten, selbst
dann, wenn man sie in reichliche Kleidung hüllt (Virchow, 114, pag. 107, nach einer
Mitthiulung von Jagor), und so ist vielleicht eine Bemerkung von Deschamps (_25, pag.
313) in dem Sinne aufzufassen, dass die verheiratheten Frauen ein Schamtuch, wie es die
Männer tragen, unter ihrer Tuchhülle anhaben; er äussert sich folgendermaassen: Die Weiber
SARASIN, Ceylon UI. 51