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wci.n w,,' sir auch iiati'.vlich für verscliiodeo entwickelt bei verscliiodenen Individuen 1mltcn:
Avu- sind and, bereit, die Annahme enies eigentlichen Instuictes der Monogamie
I.e. den Natiirweddas ziiziüassen: wir können aber kaum glanben. dass diese beiden Factoren
genügend ge^vesen .väreiK die specielle Form der Monogamie für die Jahrtausende
lestznhalten; wir denken vielmehr die Ursache dieser seltsamen Erscheinung noch in einem
an.leren Umstände suchen zu sollen, nämlich mit Nevill in der ausserordentlich stark
entwickelten Eifersu.dit, und weiter, wie wir vielleicht walirscheinlich machen können
dann, da.ss die Anzahl der Frauen bei den Naturweddas geringer ist als die
der Männer.
^\•as zunächst die sexuelle Eifersucht, wie wir sie nennen möcliten, angelit,
so berichtet van Goens: „Keine Nation ist empfindlicher betreffs ihrer Frauen und Töchter
als die AVcddas. Sic wollen sie von Niemandem angerührt haben, und wenn zufilllig ein
Fremder mit seinem Führer durch ihr Land reist und enie von ihren Frauen oder Töchtern
nur ansieht, oder Miene macht, sie anrühren zu wollen, der ist ein Mann des Todes,
und wäre er der Rad.ja Singha selbst." Nach Railey sind die Männer äusserst eifersüchtig
und halten die Frauen sorgfältig fern von. ihren (Genossen. Ihrer Frauen wesen, berichtet
der Tamil, erlauben sie Fremden nicht, sich ihren Niederlassungen zu\.äliern.
H a r t s h o r n e sagt von einem Wedda: Es schien, dass nur er selbst, nicht einmal sein
I¡rüder, je zn seinem Weib und Kind gehen oder ihnen irgend welche Nahrung geben
durfte. Nach Nevill sind Gatte und Gattin eins aufs andere stark eifersüchtig; unverheirathete
Mädchen werden scharf beobachtet und, wie auch die jüngeren Frauen, streng abgeschlossen
von der Berührung mit Fremden. In dem Satze Virchows (115. pag.°21):
..Ehrgeiz, Eifersucht. Liebe zum Putz kommen gar nicht zur Entwickelung" ist untCT dem
Worte Elfersucht jedenfalls niclit sexuelle, sondern, wie wir es zum Unterschiede nennen
könnten, ambitiöse Eifersucht zu verstehen. Wir selber kannten diese sexuelle Eifersucht
wohl und gebrauchten deshalb immer die Vorsicht, w^enn wir die Frauen zu sehen
bekommen wollten, alle unsere Diener und Kulis, mit alleiniger Ausnahme des Dohnetschers,
rigoros wegzuschicken, weil die Naturweddas ansserordentlich ungern ihre Frauen vor
Singhalesen zur Schau stellen; gegen Europäer aber, welche sie als ihre Vettern ansehen
(siehe unten Abschnitt: Charakter) legen sie mehr Zutrauen an den Tag. (So auch Nevill,
-6. pag. 192.) AVir Hessen auch hin und wieder, besonders wenn es sich darum handelte,'
junge und hübsch gewachsene Frauen zu photographiereii, den jeweiligen Gatten zu ihr
herrufen und bei ihr verweilen, bis die l'rocedur glücklich zu Ende war. Dieses Eingehen
von unserer Seite auf ihre etwaigen Dedenken versetzte zuweilen die kleine Gesellschaft
in heitere Stimmung, und dann lief alles glatt ab. Am meisten Mühe, die Frauen zu
sehen zu bekommen, fanden wir in Wewatte. Der Alte (Figur 20 Tafel NU), an welchen
wir die diesbezügliche Anfrage richteten, weigerte sich entschieden, welche zu bring«.),.
.Dringt eure Frauen, dann bringe ich auch die unsrigen," rief er uns entgegen. Es "gelang
uns aber docl., allmälig sein Zutrauen zu gewinnen, und nachdem wir unsere Diener
H.
weggeschickt hatten, führte er uns einige Frauen vor, und wir kamen so zu unserem
Zwecke. Ueber das Benehmen der Frauen selbst werden wir initen in dem Abschnitte,
welcher ü])cr den Charakter handelt, kurz zu sprechen kommen.
Glauben wir nun bewiesen zu haben, dass die sexuelle Eifersuclit bei den Naturwedda.
s recht stark entwickelt ist, so -wollen wir nun die Frage in's Auge fassen, wie es
sich bei ihnen mit der Zahl der Männer und Frauen verhält. Wir selbst haben uns
genauere Angaben über die bei Dewilane am IT'iarshoodstocke in sielien Niederlassungen
lelienden Weddas vom dortigen singhalesischen Aufseher machen lassen und kamen zum
liesultate, dass von den dort lebenden 53 erwachsenen Weddas 30 Männer und 23 Weiber
sind. Nicht anders im Nilgaladistrict. In den Höhlen des Danigalastockes hausten 1885 nach
Angabe des Aufsehers 4 Männer und 2 Weiber, in der NiederlassungHenebedda 3 Männer
und 3AVeiber, in Kolonggala 10 Männer und 8 Weiber, zusammen von 30 erwachsenen
Individuen 17 Männer und 13 Weiber; wir finden also im Nilgaladistrict das gleiche Verhältniss
wie in dem von Dewilane.
Im Census 1881 (60) finden sich ebenfalls mehr männliche als weibliclie Weddas
angegeben, nämlich im Ganzen 1177 Männer und 1051 Weiber (Tabelle pag. 135). Das
\'erhältniss der Geschlechter in verschiedenen Lebensaltern scheint sehr zu ändern, und
auf Seite 149 des Census findet sich eine diesbezügliche Tabelle; derselben glauben
aber keinen Werth beilegen zu sollen, da kein Naturwedda und nur wenige Culturweddas
ihr Alter auch nur annähernd kennen: denn von Zahlen haben sie keine Vorstellung
(sielie unten Abschnitt: Intelligenz und Kenntnisse); darum ist in dieser Tabelle folgende
\vunderliche Angabe zu lesen: Von Individuen unter 10 Jahren sind 495 männlich, 409
weiblich, zwischen 10 und 20 Jahren 191 männlich und 252 weiblich, zwischen 20 und
30 Jahren wiederum 187 männlicli und 181 weiblich. Das sind ganz unwahrscheinliche Zahlen.
D e s c l i a m p s erfuhr in Wewatte, es gebe dort mehr weibliche Kinder als männliche:
sollte diese Angabe allgemeinere Iliditigkeit haben, so könnte vielleicht angenommen
werden, dass die Sterblichkeit im frühsten Kindesalter unter den weiblichen Kindern grössi^r
sei als unter den männlichen. Jeilenfalls aber halten wTr, bis wir eines besseren belehrt
werden sollten, daran fest, dass bei den erwachsenen Naturweddas die Zahl der Frauen
geringer ist als die der ]\ränner; die etwaige Ursache lassen wir dahingestellt sein, wenn
Mir auch iinmerlün der .Alöglichkeit, dass viele Frauen bei oder in Folge der ersten G(>-
l)urt wegsterben könnten, Ausdruck geben wollen. In den beiden genannten Factoren
nun, der geringeren Zahl von l<'rauen und der äussert heftig entwickelten sexuellen Eifersucht
können wir vielleicht die Ursache des constant Bleibens der bei den Naturweddas
lierrschendcn IMonogamie und Ehetreue erldicken.
Die Ernior<lung des Ncbenl)uhlers muss als allgemeine Sitte der Naturweddas
betrachtet werden, und zwar geschieht dieselbe in der Form dos Meuchelmordes, nicht
«twa in der des Zweikampfes, Stevens sagt: Der beleidigte Gatte hat mit Zustinimunc^