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von Saliiiüii und van Gocli (95) die Auffassung des liolläudischen (louverneurs wiederg(>
gel)cu wird).
Auch Knox berichtet im siebzehuten Jahrhundert von den scharf abgegrenzten
.iagdgriinden der Naturweddas, indem er sagt (55, pag. 63): ,Sie haben gegenseitig ihre
Grenzen in den Wählern, und eine Partei derselben darf nicht über diese hinaus jagen
oder Honig und Früchte sammeln."
Nach Tennent (I.IO, toni. 2, pag. 440) zerfallen die Naturweddas in kleine, durch
Verwandtschaft verbundene Clans oder Familien, welche den Wald unter sich in Jagdgründe
tlieilen; die Grenzen sind markiert durch Flüsse, Berge, Felsen und i'>äume. Dies
wi>rde gegenseitig anerkannt.
l i a i l e y zufolge sind die Weddas besorgt, nicht in das fremde (icbiet überzugreifen,
und Virchow zog aus den von ihm benützten Berichten den Schluss, dass jede Familie
ihr besonderes Jagdgebiet hatte, in welchem ihr Vorrecht anerkannt wurde.
Lns selbst sagte der Küstenwedda Pereman, dass früher jede Familie ihr besonderes
Jagdgebiet gehabt habe.
Die Thatsache also, dass ursprünglicJi jede Familie der Naturweddas ihren Ijesondern
Jagdgrund hatte, welcher von den Andern anerkannt wurde, steht fest. Eine Verletziuig
des Jagdgeljietes kam selten vor und hatte dann meistens ernsthafte Folgen, wie
wir unten sehen werden.
Wie schon eingangs ausgeführt, vermuthen wir, dass zu jedem Jagdgiinid ein
Felshügel, respective ein Theil, ein Stück eines solchen gehörte, und dass die Grenzen der
aneinanderstossenden Jagdgründe strahlenförmig nach dem Felshügel, als ihrem Centrum,
zusanmienliefen. Diese Auffassung findet liauptsächlich iu NevilFs Darstellung von der
Lebensweise der Naturweddas ihre Stütze. Wenn, nach der Schilderung dieses Autors, in
den heissen und regenlosen ilonaten Bäche und Tümpel auftrocknen, so sammelt sich das
AVild um die halbvertrockneten Fkissbette. Dann nimmt der Wedda Weib und Kinder,
bejahrte Eltern und gebrechliche Verwandte mit sich und siedelt sie in einer Hütte nahe
bei einem Wasserplatze an. Von hier aus unternimmt er seine Jagdstreifzüge. Wenn
dann die Piegen einsetzen, sucht auch der Hirsch felsige Höhenzüge auf, und der Wedda
folgt ihm. Der kleine Haushalt wird nun nacli dem Hochgi'und bewegt, und so wird auch
das Sumpffieber vermieden, welches zur feuchten Zeit wie ein Leichentuch über dem
Flachlande liegt. Hier oben wird nun eine Höhle zur Wohnung gewählt, und um diese
herum maclit der W'edda jetzt seine Streifzüge. Soweit Nevill. Da nun aber, wie wir
schon hervorgehoben haben, das Betreteji eines fremden Jagdgebietes zu heftigem Streite
Anlass giel)t, so kann ein solches Hin- und Heroscillieren zwischen Ebene und Felshügel
nur dann Statt haben, wenn der Jagdgrund einer jeden Familie ausser eiuem Stücke Tiefland
zugleich auch einen Felshügel oder einen Tlieil eines solclien in sich begreift.
Der Wedda folgt also seinem Wilde nach wie ein Raubthier oder auch wie ein
Nomade seiner Heerde, aber dieser Nomadismus ist ein in bestimmt abgegrenztem Gebiete
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sich bewegender. Es empfiehlt sich daher, dei; Satz Vi rchow's: „Die; Weddas sind ein nomadisierendes,
halbtroglodytisches Jilgervolk", dahin zu erweitern, dass wir sagen: Die Weddas
sind ein innerhalb abgegrenzter Jagdgebiete nomadisierendes, halbtroglodytisches Jägervolk.
Ueber die Ausdehnung eines solchen Jagdgebietes haben wir leider keine
bestimmte Vorstellung. Es ist selbstverständlich, dass dieselbe je nach der Anzahl der
Familien in einem Districte grösser oder kleiner war; es wäre aber interessant, die Normalgrösse
eines solchen Jagdgrundes zu kennen. Ob mau dies noch heutzutage wird eruieren
können, ist freilicli sehr iu Zweifel zu ziehen, UrsprüngUche Verhältnisse können abei'
ausser auf dem Danigala und Degala noch in dem Gebiete zwisclien dem Maduruoya und
dem Mahaweliganga gefunden worden.
N e v i l l fügt noch bei. dass ausser iin-er Hoch- und Tiefgrundresidenz die Familie
als Austiugpai'tie etwaige Waldzüge besuche, zur Zeit, da plötzlicli die Blüthen der Bäume
aufbrechen, welche dann grosse Bienenschwärme anziehen, oder dann, wenn geniessbare
Früchte reifen. Eine solche Waldpartie dauere eine W^oclie bis eiuen Monat. Wir können
jiach dem Gesagten diese Angabe nicht anders auffassen, als dass es sich um einen Waldzug
innerhalb des Jagdgrmides einer Familie handelt, es sei denn, dass sie sich auf moderne,
gestörte Verliältnisse bezieht, wo bestimnrte Jagdgrenzen nicht mehr eingehalten werden,
wie dies nun allgemein ))ei de)i Culturweddas der Fall ist.
Baker's Angabe, das Wild wandere nach den Bergen, wenn die trockene Zeit
ilnvn Höhepunkt erreicht habe, und der Wedda folge ihm dahin, ist irrthümlich; wie oben
dargesteUt, ist das Verhältniss ein umgekehrtes; in der Trockenzeit sammelt sich das Wild
um die austrocknenden Tümpel und Flüsse des Tieflandes, und in der Regenzeit ziehen
sich die Hirsche nach den Felsbergen. Die fernere Bemerkung desselben Autors, dass der
Wedda hinter sich das Gras verbrenne, w'enn er nach den Höhen wandere, haben wir nirgends
bestätigt gefunden; dagegen verbrennen die Tamilen und Singhalesen hin und wieder
das dürre Gras, um den Boden zu düngen und bei kommendem Regen die frisch aufspriessende)!.
weichen Halme für das Vieh zu gewinnen. So sahen wir einstmals im Centrai-
Gebirge, wo nebenbei erinnert, keine Weddas leben, weite'Grasflächen der Hortonplains in
Brand gesteckt.
Unsere oben ausgesprochene Vermuthung, dass, im Falle mehrere Jagdgründe auf
einen Felsen als iln' Centrum znsannnenlaufen und alsdann die Zahl der vorhandenen
I löhlen geringer ist, als die der heraufgekommenen Familien, eine grössere Höhle von mehreren
derselben zugleich als Wohnung benutzt werde, findet ihre Stütze in den Angaben von
G i l l i n g s und Hailey, welche wir bei Besprechung der Höhle als Wohüung oben (Seite 381)
bereits wiedergegeben haben, worauf wir liiemit verweisen.
Die von uns aufgesteUte Behauptung, dass die verschiedenen W^eddafamilien, welche
während der nassen Jahreszeit auf ein und demselben Felshügel sich concentrieren, zusanunen
eiuen Clan bilden, da sie notliwendig untereinander blutsverwandt sein müssen,
wird durcli folgende Belege gestützt: Nach Tennent zerfallen die Naturweddas iu fünf
SAllASIN, Ceylon III. Oi