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cla.s SIC "änzlich uubewohnt oder doch spävlicliev bevölkert als benachbarte sind, auf diejenigen
Quadrate desselben Districtes entweder in toto oder zum Theil übertrugen, welche
wir^als reichlicher bevölkert kannten. Auf diese Weise unsere eigenen Erfahrungen und
was wir ausserdem in der Literatur finden konnten, verwerthend, gelaugten wir zu unserer
Karte (Taf. 1), welche, wenn sie auch im Einzelnen noch manche Correctur erleiden wird,
im Allgemeinen als ziemlich correct gelten mag.
Um die Singhalesen und Tamilen zu unterscheiden, wählten wir für die Ersteren
eine rothe für die Letzteren eine schwarze Farbe, und um die Dichtigkeiten zu bezeichnen
benützten .vir verschiedene Abstufungen dieser Töne. Weiss wurde das Gebiet gelassen
in welchem die Bevölkerung höchstens 5 Menschen auf die englische Quadratmelle
zählt-'der hellste rothe und der hellste graue Ton bezeichnen Gebiete mit 6 bis 50 Menschen
per Quadratmeile, der zweite rothe und der zweite graue solche mit öl bis 300
Köpfen, der dritte rothe und der dunkelste schwarze solche mit 301 bis 550 Bewohnern
auf die Quadratmeile und der dunkelste rothe endlich, welcher blos auf die Umgebung
von Colombo Anwendung gefunden hat, eine noch dichter bevölkerte Gegend. Da die
einzelnen Töne ziemlich bedeutende Schwankungsbreiten der Dichtigkeit umschhessen, so
liegt darin eine gewisse Garantie, dass wohl keine sehr groben Fehler auf der Karte sich
finden. Weiter zu analysieren, erlaubten uns unsere Kenntnisse nicht.
Das vor Allem bemerkenswerthe und in dieser Form neue Ergebniss unserer Karte
ist die Anwesenheit eines 30 bis 40 englische Meilen breiten Gürtels von unbewohntem
oder doch spärlich bevölkertem Naturland, welches die Singhalesen von den Tamilen trennt,
eine Grenzmauer, deren Bedeutung man erst ermisst, wenn man nicht auf den bequemen
Hochstrassen, welche englische Ingenieure durch die Waldwüste gelegt, sondern auf einsamen
Pfaden, etwa längs einem der vielen dem Meere zueilenden Flüsse, den Gürtel
durchschreitet. Schrecknisse verschiedener Art, nicht nur Elephanten und Bären, sondern
auch die überall lauernde Malaria, wozu noch die intensive Geisterfurcht aller indischen
Stämme und, wenigstens m früheren Zeiten, die Angst vor den im Osten der Insel weit
häufiger als heutzutage lebenden Weddas hinzukam, machten diese Waldzone, so lange
die Teuen englischen Hochstrassen fehlten, zu einer gerne respectierten Grenze.
Wie strent^e Tamilen und Singhalesen von einander getrennt leben, lässt sich aus
dem Umstände eriLssen, dass z. B. im tamihschen District von Jaffna im Norden der
Insel die Singhalesen nur 0,03 Procente der Bevölkerung bilden (Census, p. 140), dass
sie ferner in der Stadt Trincomali, wie sich aus den Angaben des Census (p. 139) berechnen
lässt, nicht ganz 1 Procent, in Batticaloa nur etwas mehr als 2 Procente ausmachen
Und auch von diesen Wenigen sind eine ganze Anzahl nicht als ansassig zu
betrachten, sondern halten sich nur vorübergehend, z. B. als Fuhrleute von Ochsenwagen,
in tamilischen Landen auf, so dass man füglich sagen kann, der Singhalese fehle an der
nördlichen und östlichen Küste.
Scheinbar anders wird das Resultat, wenn wir nach Tamilen in den singhalesiscl.en
Benrken fragen. Aus dem Census (p. 135) berechnet sich ihre Zahl auf 322000, was
unsere Anschauung von der Trennung der Völker zu widerlegen scheint. Allem es ist zu
berücksichtigen, dass die ül^erwiegende Zalil dieser Tamilen Einwanderer vom nidisclien
Festlande sind, welche nach Ceylon herüberkommen, um für einige Jahre als Arbeiter in
rtnn Plantagen der Europäer oder beim Bau der Strassen und Eisenbahnen oder als Lastträger
in den Hafenstädten, als Pferdeknechte u. s. w. ihren Unterhalt zu suchen und
m dnnn mit ilirem Erwerb nach ihrer indischen Heimath zurückkehren. Es ist klar, dass
I I eine solche fluctuierende Bevölkerung für unsere Betrachtung wegfaUen muss und auf euier
Karte wie die von uns entworfene, keinen Platz finden darf. Der Census (p. XXVI) giebt,
wie wr oben schon erwähnten, die Zahl dieser wandernden Tamilen auf 257 000 an, und
da von Diesen weitaus der grösste Theil, etwa 98 Procente, auf die singhales,sehen Gebiete
entfallen, welche wegen ihres feuchten Klima's sich allem zum Plantagenbau eignen, so
wird die' Zahl der in singhalesischen Gebieten wirklich dauernd angesessenen Tamilen so
unliedeutend, dass, wenn man sich die singhalesische Bevölkerang wegdenkt und diese
Tamilen gleichmässig über die gesammte Area der singhalesischen Gebiete vertheilt, das
Land auf unserer Karte keinen Farljenton mehr erhalten würde.
Wirl)ekommen also wesentlich das gleiche Resultat: Wie an der tamilischen Ostund
Nordküste die singhalesischen Ansiedler an Zahl verschwinden, so sind andererseits
in den singhalesischen Bezirken die • sesshaften tamihschen Elemente selten. Die beiden
grösseren Völkerstämme der Insel leben also räumlich von einander getrennt: Westlich
und südlich vom Waldgürtel Singhalesen mit arischem Wortschatz und buddhistischer
Eehgion, nördlich und östlich davon Tamilen mit dravidischer Sprache und brahmanischem
Cult.
Nur längs der grossen Strassen, welche den Naturlandgürtel durchschneiden, so
an der von Kandy über Dambulla nordwärts nach Jaffna führenden und dei; nicht mmder
wichtigen, welche von Badulla nordostwärts zur Küste läuft, gehen m Folge der längs
des AVeges durch den Verkehr entstandenen Ansiedelungen die lieiden Völker unmerklich
in einander iibcr; doch haben wir dies auf unserer Karte nicht angemerkt. Sonst scheint
die einzige Stelle, wo direct sich die beiden Varietäten in grösserer Zahl berühren, nördlicli
von Chilaw an der Westküste zu sein, wenn unsere Beoimchtungen hier correct sind.
Zwischen den beiden Völkern herrscht eine gewisse, abgesehen von der Verschiedenlieit
der Sprache, der Sitten und der Religion, wohl schon durch die historischen Verhältnisse,
welche wir weiter unten kurz berühren werden, gegebene Antipathie, wenn auch
Ehen' nicht ungewölinlich sind und namentlicli früher im singhalesischen Fürstenhause
sein' häufig waren. Mehrmals fanden wir Schwierigkeiten, singhalesische Diener zu einem
lungeren Aufenthalte im tainilisclien Trincomali zu bewegen, und, sobald uns ein Singhalese
im Tamil-Gebiet krank wurde, verlangte er nach Hause in seine singhalesische Heimath,
um ia nicht etwa in fremder Erde bestattet zu worden.
SARASIN, Ceylon III.