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Yon den Eingeborenen ausserordentlich gefürchtet ist der Lippenbär, weil or
öfters den Meiisclien imvernrntlict anfällt: besonders thun dies Weibchen, welche Junge
bei sich haben. Der Bär springt ziiweilen aus dem Buschwerk auf sein Opfer los, wirft
CS zu Boden und l)eisst nun nacli den Augen, uui den Gegner durcli Wegreissen derselben
SÍU Iiienden und so wehrlos zu machen. Ein Beispiel einer solchen Verwundung werden
wir weiter unten abbilden. Bären, Büffel und Elephanten werden am meisten gefürchtet,
viel weniger der Leopard und das Wi Idscli we i n (Sus cri s t a t u s , Wagner), welch'letzteres
überall häufig verbreitet ist.
Nirgends fehlt der Schakal; das weinerliche Kläffen dieser Thiere hört mau,
besonders wo Dörfer mitten im Walde liegen, alle Abende nach Sonnenuntergang. Ueber
Nacht machen sie sich heran und streichen um die Hiltten.
H a s e n (Lepus nigricollis, Cuv.) sieht man häufig; eine reizende, grossäugige
S p r i n g m a u s (Ger))illns Indiens, llardw.) raschelt des Nachts im gefalleiren Laube,
besonders an der Ostküste. Von Eiclihörnchen ist ausser dem kleinen, oben schon erwähnten
, dreigestreiften das ohne deir Schwanz anderthalb Fuss Länge erreichende,
weissgraue (Sciurus m a er u r u s , Pennant), dessen Fleisch recht wohl schmeckt, im Niederland
gemein; oben im Gebirge wird es durch eine viel dunklei'e, fast schwarze Varietät
oder Art (Sciurns tennentii, Layard) vertreten. Das Stachelschwein (Hystrix
l o u c u r a , Syk.), der seltsame Nachtaffe (Loris gracilis, Geoffr.) und das Schuppeut
h i e r (Manis p e n t a d a oty la. L.) wurden uns während unseres Aufenthaltes iir Peradeniya
bei Kandy öfters ins Haus gebracht. Fledermäuse finden sich überall massenhaft und
iir mehreren, theilweise recht merkwürdigen Arten. Die Seekuh (Halicore dugong,
Erxl.), welche irn Golf von Ivalpitiya an der Westküste und bei Jaffna zuweilen sich
zeigen soll, haben wir nicht zu sehen bekomnien.
Die Vogelwelt ist im Niederlande von Ceylon ausnehmend reich. Vom Wassergeflügel
haben wir schon gesprochen, desgleichen von den Tauben; aber auch von anderen
Formen hat Ceylon die Fidle ; docli ist im Ganzen die Gesellschaft nicht so sehr bunt
in den Farben, als man von vornhei'ein vermuthen könnte; in diesem Sinne spricht sich
auch Legge, der erste Kenner der ceylonosischen Avifauna aus (14, pag. Vll). Eine ausserordentliche
Menge von Vögeln, sowohl nach Arten, als nach Individuen fanden wir längs
der Strasse im östlichen Niedeiland zwischen Pallegarna und Erawar. Es würde uns hiev
zu weit führen, auch nur die wichtigsten Fornren einzeln zu bespj'echen; dennoch seien
uns ein paar kurze Worte über die gemeinsten und die auffälligsten Ai'ten gestattet.
Schon in den Palmeidiainen, besojiders an der Ostküste, sehen wir oft einen
Schwärm grüner Papageien unter lautem Gcscln;ei von einer Pahnengnip|)o zur Anderen
fliegen. Ihre Farbe hat einen Stich ins graugrüne, aussei'deni ziert sie ein rosenrothes
Nackeiiband (Palaeornis eupatrius, L., von ca. zwei Fuss Länge imd P. torquatus,
Bodd., etwas kleiner, aber ähidich in der Farbe wie der vorige); seltener komint
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P a l a e o r n i s cyanoceplialus, L., zur Beobachtung, ein niedliches Gcschöpf, dessen
Köpfchen blau-violett gefärbt ist wie eine Pflaume u)id das üln-ige Gefieder grün; ferner
der kleine Loriculus indicus. Gm., eine endemische Art Ceylons, grün, mit scharlachrother
Stirn, Scheitel und Unterrücken. Da alle diese Arten von vorwiegend grüner
Farbe sind und meist in den Wipfeln der Bäume leben, kann man sie jeweileri nur
schwer unterscheiden, und so charakterisieren sie nicht die Landschaft. Sofort liekannt
wird aber der Fremde mit der eigenthümlichen, überall in Culturhainen und im Naturlande
erschallenden Stimme der Megalaeinid en. Besonders gemein ist die grösste
Art, Megalaema zeylanica. Gm. (endemische Art Ceylons), ein Vogel etwa von der
Grösse unserer Amsel, papageigrün, mit braunem Kopf und grossem, kegelförmigem
Schnabel. Die Zehen sind bei den Megalaerniden wie bei den Papageien gestellt, zygodaktyl,
zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet. Wie wenn man eine Flasdie
mit Wasser langsam anfiillt und der anfangs dumpfrollende Ton mit, dem Steigen des
Wassers gegen den Hals der Flasche zu immer heller und heller wird, so etwa hebt unser
Megalaema seinen Gesang an, aber laut und weit tönend. Ist or dann am Ende seiner
Tonleiter angelangt, so wiederholt er mehrmals einen hohen und einen tiefen Ton, abwechselnd,
mit grosser Kraft. Besonders in den Gärten hei Kandy sind diese komischen
Vögel äusserst häufig. Eine schöne kleinere Art mit rother Stirn und ausserdem am
Kopfe orange und himmelblau gefärbt, halben wir ebenfalls häufig angetroffen, besonders
im. Niederlande (Xan t h o la e ina rubricapilla. Gm.), eine, wie die vorige, endemische
Art Ceylons.
Ueberau sitzen auf den Telegraphendräliten längs den Strassen die ebenfalls am
grössten Theile des Körpers grün gefärbten Me ropide n oder Bienenf res ser , unter denen
der grössere Merops viridis, L., und der kleinere, au Kopf und Kehle mit kastanienbrauner
Farbe und mit einem schwarzen Kehlband geschmückte Merops swinhoi i , Hume,
besonders häufig sind. Auf brachliegenden Reisfeldern und in der Nähe von Büffeln,
denen er Insekten abliest, stolziert ein von den Engländern Maina genannter Staar
umher, eine endemische Art Ceylons, Acridothcres melanosternus. Legge, in der
Farbe im grossen Ganzen braunschwarz. Stehen die Pieisfelder unter Wasser, so bilden
prächtige Eisvögel oder Königsfischer einen nie fehlenden Schmuck der Landschaft;
besonders gemein ist der grosse Halcyon smyrnciisis, L., türkisenblau am Pdicken,
kastanienbraun an Kopf und Brust, der lange Schnabel dunkel carminroth; er schillert in
der Sonne wie ein Juwel. Mit einem weichen und blinkeirden Gefieder, wie aus Seide,
weiss und schwarz gefleckt, zeigt sich etwas weniger häufig die fast gleich grosse Ceryle
r u d i s , L. Andere, kleinere Arten sind seltener.
In den Hecken um die Hütten und Felder recht zahlreich ist ein zu den Cuculiden
gehöriger Vogel von der Grösse einer Krähe, Centropus rufipennis, llliger,
schwarz, mit rostrothen Flügeln; seine Stimme ist wunderbar dumpf und weittönend.
(Siehe darüber Legge, pag. 262.)
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