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Auch für die Singhalcsen gilt das oben über die Taiiulcu gesagte, dass in Zukunft beim
Sammeln der Schädel auf Geschlecht und Kaste sorgfältiger wird zu achten sein, als wif
dies zu thun vermocht hal)cn.
Weder von Singhalesen, noch von Tamden besitzen wir ganze Skelette.
Von Rodiyas haben wir in der Nähe von Badulla zwei männliche Schädel und
einen weibhchen ausgegraben (siehe p. 154).
Indo-Araber-Schädel besitzen wir, wie schon oben (p. 161) erwähnt, keine.
Ordnung des Materials.
Das Erste, worauf wir beim Beginn der Bearbeitung der Schädel und Skelette
unsere Aufmerksamkeit richteten, war die Aus scheidung der Jugendformen. Als solclie
betrachteten wir, wie dies auch Flower (6, p. XI) that, alle diejenigen, bei welchen am
Schädel der Keilbeinkorper mit dem des Occipitale noch nicht völlig knöchern verbünden
war. Diese Vereinigung beginnt nach Gegeiibaur (10, p. 175) im zwölften bis dreizehnten
Lebensjahre und ist nach beendetem Wachsthum vollzogen.
Persistenz der Synchondrosis spheno-basilaris kommt freilich zuweilen auch noch
in höheren Lebensaltern vor; indessen sind dies Ausnahmefälle, welche dann an anderen
Merkmalen, wie z. B. an der Beschaffenheit der Zähne, leicht erkannt werden können.
Auf diese W^eise vorgehend, mussten wir drei Wedda-Schädel, drei Tamil-Schädel
und den eines Singhalesen-Kindes als Jugendformen ausscheiden.
Das Zw-eite, was wir uns angelegen sein Hessen, war die sorgfältige Trennung
der Geschlechter. Bei den W'eddas hatten wir diese Arbeit, wie erwähnt, schon beim
Sammeln der Schädel ausgeführt, leider nicht auch bei den Tamilen und Singhalesen, liei
denen nur die Schädel, welche wir aus den Spitälern erhielten, dem Geschlecht nach sicliei'
bestimmt waren.
Hier giengen wir nun, um das Geschlecht cUeser Schädel zu ermitteln, nach den
bekannten Merkmalen von Grösse, Gewicht, Stärke der Superciliarbogen und Muskelcristen,
Wölbung der Stirne u. s. w. vor; wir benützten ferner die sicher dem Geschlecht nacli
bestimmten Schädel zur Ermittlung desjenigen der anderen und kamen so bei den meisten
zur Sicherheit. Eine Anzahl von Schädeln Uieben aber übrig, über deren Geschlecht keine
Gewissheit zu erlangen war, da sie so zu sagen in der Mitte zwisclren beiden standen.
Wir möchten solche Schädel allophys (andersgeschlechtig) nennen, weil es entweder
Schädel von Männern sind, welche eine ßeilie weiblicher Eigenschaften aufweisen,
oder solche von Frauen, welche männliche Merkmale an sich tragen. Die Allophysie kann
natürlich in sehr verschiedenen Graden auftreten, sie kann partiell oder total sein, in
welch' letzterem Falle bei einem Schädel nur die genaue Kenntniss seiner Herkunft die
Einreihung in das falsche Geschlecht verhindern könnte.
In der Zoologie kennt man z. B. diesen Zustand bei Hirschen, wo gelegentlich
das weibliche Thier ein Geweih aufsetzt oder das männliche eines solchen entbehrt (siehe
IGil
Brandt 1, pp. 1'32 und 163); ferner kommt es bei vielen Vögeln vor, dass ein mänjiliclies
Thier weibliches und umgekehrt ein weibliches märmlichcs Gefieder tragen kann.
Üel)er einen solclien Fall von sogenannter „Hahnenfedrigkeit" vergleiche E. K o r s c h e i t (12).
Brandt (1, p. 102) hat für die besprocliene Erscheinung die ]jeiden Bezeichiuiiigen
Arrhenoidie und Tlielyidie, Männchenähnlichkeit und Weibclienähnlichkeit, aufgestellt,
hidessen können wir für unsere Schädel diese Ausdrücke nicht anwenden, da uns ja ilir
eigentliches Geschlecht unbekannt ist, und wir schlagen eben aus diesem Grunde den ganz
allgemeinen Namen ,,Allophysie" für das Vorkommen von Eigenschaften des einen Geschlechtes
lieim anderen vor.
Die dem Geschlecht nach unbestimmbaren Schädel sind unserer Ansiclit nach, wie
die Jngendformen, auszuschliessen, da ihre Zurechnung zu einer der beiden Reilien einen
Felder mit sich bringen könnte.
Bei den Weddas hatten wir wegen der genauen Bestimmung der gesammelten
Schädel nur einen einzigen erwachsenen als unsicheren Geschlechts auszuscheiden; bei
ihnen haben wir auch in unserer osteologischen Arlseit auf beide Geschledrter fast gleiche
Muhe verwandt. Bei den lieiden anderen Varietäten dagegen, den Tamilen und Singhalesen,
haben wir üljerhaupt nur den männlichen Schädel genauer studiert, weil uns dies vorderhand
für eine Vergleichung mit den Weddas — und auf eine solche kam es uns hauptsächlich
an — zu genügen schien. Doch haben wir auch bei diesen Stämmen an den
Fraiienschädeln und den unbestimmbaren allophysen, deren Anzahl l:)ci den Tamilen auf vier
erwachsene, bei den Singhalesen auf zwei sich beläuft, eine Reihe der wichtigsten Maasse
geuornmen und in einer besonderen Tabelle verernigt, um nicht etwa dem Verdacht anheimzufallen,
vorzugsweise solche Schädel, welche nicht zu unseren übrigen Resultaten
liassteii, ehminiert zu haben.
Ausscheidung der Jngendformen und strenge Trennung der Geschlechter
Schemen uns bei jeder anthi-opologisclien Arbeit unbedingt nothwendig zu sein. So wenig
CS emem Zoologen jemals einfaUen würde, wenn er ein Säugethier oder einen Vogel zu l)eschreiben
hat, Jugendstadien, Weibchen und Männchen zusammen zu werfen und ein Mittelduig
zwisclien den Dreien als Typus hinzustellen, sollte es auch ui der Anthropologie
geschehen. Allein hier findet man selbst in den Schriften von Meistern öfters Mittelzahden
aus Messungsreihien angeführt, welche an Vertretern beider Geschlechiter promiscue gewonnen
wurden.
Dass durch ein solches Vorgehen die ohnehin nicht sehr eclatanten Unterschiede
zwischen den einzelnen Menschen-Varietäten ganz oder fast ganz verwischt werden können,
ln'gt auf dei- Hand. Man setze z. B. den Fall, dass eine Mittelzahl der Schädelcapacität
liei eniem tiefstehenden Volke aus einer Messungsreihe von überwiegend mämüichen und
boi enier liöherstehenden Varietät von hauptsächlich weiblichen Schädeln berechnet wird,
so kann die resultierende Ziffer in beiden Fällen völlig dieselbe seui und zu dem gänzlich
falschen Schlüsse führen, dass überhaupt in diesem Merkmal kein Unterschied zwischen
SAHASIN, Coylonin. ^^
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