in solcher Weise initerschiedene, an+liropoide Staminfonneii zurückführen. Wir erwarten iiid,t
dass Jemand zu einer derraaassen kühnen SpecuLation sich bereit finden werde, als deren Cousequenz
dann der unsinnige Satz verfochten worden müsste, dass die breit- und liochgesichtio-cn
Meiischeu unter sich weniger verwandt als mit ihren respectiven anthropoiden Urformen waren
^Vahrseheinlich wird sich vielmehr herausstellen, dass ein Schwanken der Gesiclitsfonn in
die Länge oder Breite und gelegentliches, erliliches Fixieren eines liestimmten Vej-hältnisses
eine Eigenschaft ist, die vielen Säugethier-Schädelu zukommt. Ausgesprochene Leptoprosopie
oder Chanraeprosopie, wobei alle Theile des Gesichtes: die Angenhölüen, die Nase
der Gaumen etc. übcreinstimmeud entweder in <lie Länge oder in die Bi'oite gezogen sind,
halten wir für Endpunkte einer nach zwei Riclitungen auseinander gehenden Variationsreihe
des Schädels, aber es scheint uns durch nichts gerechtfertigt, dieselben als Urtypen
aufzufassen und Schädeln, welche diese „Correlation" der Theile aufweisen, eine besondoro
Bedeutung beizulegen.
AVir wenden uns wieder zur Beschreiliung unserer Schädel. Ueber das Verliältiiiss
von Gesichtshöhe und Jochbreite bei den Weddas findet sich wenig in der Literatur.
Virchow (57, p. 46) giebt für eine Frau einen Index von 83.1 an, ein ziemlich niedriges
ilaass; indessen ist es fraglich, wie Yirchow selbst bemerkt, ob der betrcflende Unterkiefer
zum Scliädel passt. Flower gielit keine Maasse an: nach den Angaben von Davis (13|
berechnen wir für 2 Männer 88.2 und 87.5, beides unserem Mittel sehr nalie stellende
Zahlen, für eine Frau 82.9: seine übrigen .Ataasse beziehen sich auf Jugendformen. Im allgemeinen
stimmen also diese Zahlen mit unseren Befunden ganz wohl überein.
Da an den meisten Sammlungsschäfleln der Unterkiefer fehlt, so ist noch ein
zweiter Gesichtsindex aufgestellt worden, der blos aus der Obergesichtshöhe (Nasenwurzel
bis Alveolarrand) und der Jochbreite lierechiiet wird, indem man letztere — 100 .setzt.
Bei den I\[ännern erhielten wir als mittleren Obergesichtsindex 50.9, und,
da Iwi 50 die Grenze der Ilocli- und Breitgesichter fe.stgesetzt ist (Frankfurter Verständigniig),
so ergiebt sich hier wieder die Mittelstellung der Weddas; auch zeigen im allgemeinen
dieselben Scliädel, welche sich früher von der Mittelzahl abweicliend verhalten hatten, dies
auch wieder hier. Für die Frauen erhiehen wir als Durchschnitt 51.4, und auch hier
reihen sicli wieder, wie oben, sämmtliche Einzelindices nahe um die Mittdzalil herum.
V i r c h ow gie])t für den weiblichen Schädel, dessen ganzer Gesichtshöhen-hide.'i
83.1 betragen hatte, als Obergesichts-lndex 50 an (p. 140), fih' eine zweite (58, |). 308)
57, eine ziemlich stark abweichende- Zahl für einen .Mann wieder 50.4.
Die aus den von Thomson (44) angegebenen Maasseii berechneten liidices verhalten
.'^ich von den unsrigen durchsclniittlich sehr abweicliend, was wohl au dei- Art def
Messung liegen dürfte.
Wichtiger als die Form des Gesichtes, scheint uiis das Verhältniss des Gesiclifsschädels
zur Hirncapsel zu sein, das heisst das melir oder minder starke Vortreten di'f
ICiefor nach vorne. Wir haben, wie oben (p. 175) auseinandergesetzt, zur Miissung dieses
Charakters die von F lower vorgeschlagene Metliode angewandt und erhielten als mittleren
lücfer-hidex von 16 männlichen Schädeln 95.2.
Unter diesen Schädeln befinden sich eine Anzahl, welche wegen delecten Alveolarrandas
nur annähernd exact gemessen werden konnten; lässt man diese weg, so bleibt für
10 iütacte Scliädel fast dasselbe Eesultat, 95.5, bestehen.
F l o w e r ' s Gruppe der Or thogna the n uinfasst alle Schädel mit einem Index unter
98. nnd so ergiebt sich das höchst überraschende Resultat, dass die Weddas eine streng
orthognathe Varietät sind, ja selbst, wie es scheint, orthognather als die Durchschnitts-
Eiiropäer, bei denen Flower (16) für 184 Schädel beider Geschlechter 96.2 als Mittel-
Index feststellte. Ja es ist die Orthognathie so sehr für den Wedda charakteristiscli, dass
von den 16 männlichen Schädeln ülierhaupt nur 2 in die Mesognathie Iiineinreichten, und
diese beiden (XV und XVI) sind ohne allen Zweifel Mischformen.
Ganz dasselbe gilt für die AVedda-Frauen, bei welchen wir als Mrttel von 8 Schädeln
94.5 erhielten, also ein noch orthognatheres Maass als bei den Männern; nur ein einziger
von diesen 8 Scliädeln erreichte mit dem Iudex 98.1 die untere Grenze der Mesognathie.
Trotz der Orthognathie des Kiefers in toto, stehen doch die Schneide- und Eckzähne
fast immer stark schräg nach vorne geneigt in den Alveolen, und zwar bei den
Frauen hi der Regel noch ausgesprochener als bei den Männern. Alveoläre Prognathie oder,
wie wir es kürzer nennen möchten, Prodentie, begleitet also hier einen als ganzes unter
die Hirncapsel zurückgescholienen Kiefer. Man vergleiche von den männlichen Schädeln
zum Beispiel Taft'. L, LI, LH und LIII. Fig. 103, von den weiblichen besonders Taf. LIV.
Selbst der emnient prodente Mädchenschädel der Figur 104 hat noch einen orthognathen
(97.5) lüeferindex. Wir haben schon bei der Beschreibung der lebenden Weddas (p. 100)
erwähnt, dass die Prodentie zuweilen Prognathie vortäusche.
Die Orthognathie der Weddas findet sich auch in der Literatur bestätigt. Der
Erste, welcher dieselbe betonte, dürfte wohl Busk (11, p. 167) gewesen sein; die Messungsmethode,
welche er anwandte, war sehr ähnlich wie die später von F lower aufgebrachte,
mil' hess er seine Radien vom Ohrpunkt, statt vom Basion ausgehen.
Aus Flower' s (16) Daten erhalten wir für 4 Wedda-Mänuer ein Mittel von 97.1
und für 2 Frauen von !)4.7; nur einer von den sechs Schädeln war mesognath. Aus den
Angaben von Thomson (44) berechnen wir für 5 männliche Schädel der Oxford-Sammlung
und 4 solche aus dem College of surgeons, welche von F lower noch nicht gemessen
waren, 94.4, für 3 Frauen 92.9. Sämmtliche 12 Schädel waren orthognath.
Virchow erhieh für 1 Frau einen Index von 93.4 (57, p. 57) und sagt, es sei
jedcnlalls die Prognathie an sich eine sehr geringe; von den Schädeln der späteren Sen-
"nng (58) bericlitet er, die Kieferbihhing sei beide Mal leicht prognath, ohne Maasse anj^
ngchen. Es dürfte sich jedoch hier blos um Prodentie handeln; denn in der Detail-
X'sclireibung der beiden Schädel erfahren wir, der Alveolarfortsatz sei prognath
SAKASIN, Coylon Ilt.