376
Wiilcrspriiclie niiil Hervoiliebnng des iiocli zu Erforschenden. Auch kam es uus vor Allem
darauf au, die äclit weddaischeii, ergologischen Elemente rein aus den schon so tief eingedrungenen
holieren, cnlturindischen Einflüssen herauszuschälen, eine Arbeit, welche durch
unsere Vorgänger mis ausnehmend erschwert wurde, da sich merkwürdiger Weise die grosse
MeJu'zahl derselben der Existenz solcher Einwn'kungen bei ihren Nachforschimgen nicht
hewusst geworden ist.
Eintheilung der Weddas.
Schon Knox (55, pag. 63) unterschied eine wildere und eine zahmere Sorte von
Weddas; die Ersteren, sagt er, zeigen sich nie und werden Eambaweddas genannt. Davy (24)
theilt die Weddas ein in Wald- und Dorfweddas. Ihm folgen darin die meisten anderen
Autoren mit dem einzigen Unterschiede, dass sie statt Waldweddas den Ausdruck Felseiiweddas
anwenden. Tennent (110) unterscheidet noch ausserdem Küstenweddas; Hartsh
o r n e (41) berichtet, dass bei den Singhalesen die Waldweddas Keleweddo, die Dorfweddas
Gangweddo heissen. Letztere Bezeichnung fanden wir im Bintennedistrict, aus
welchem auch die von Hartshorne und wahrscheinlich auch die von Davy gesehenen
Weddas herstammten. Die an der Küste Lebenden tragen nach Hartshorne tamilische
Benennungen; Tscholaikadu heissen die noch ünangesiedelten, Manalkadu die Angesiedelten.
Wie wir oben schon (auf Seite 81 dieses Bandes) ausgeführt haben, bezeichnen
wu- selbst Diejenigen, welche, ohne irgend welche Form von Ackerbau zu betreiben, ausschhesslich
von der Jagd und den vegetabilischen Producten des Waldes leben, als Naturweddas,
im Gegensatze zu den Culturweddas, welche der sogenannten Tschenacultur,
einer rohen Form der Bodenbebauung (siehe Seite 17 dieses Bandes) zugethan und in kleinen
Gemeinwesen angesiedelt sind.
Den Ausdruck Rambaweddas von Knox leitet Bailey (6) von dem Worte romha
ab, welches so viel bedeutet wie faules Holz, ein, wie wir unten sehen werden, von den
Naturweddas zuweilen als Nahrung verwendeter Stoff. Bailey fand die Bezeichnung Rambawedda
nicht mehr vor; wir selbst haben sie ebenfalls nicht angetroffen.
Zwei Kulturweddas der Küste, welche uns daselbst als Manelweddas bezeichnet
wurden, haben wir auf der Tafel XVII dargestellt; es sind offenbare Tamilmischlinge (siehe
Seite 98 dieses Bandes).
Einige physische Eigenthümliehkeiten.
In diesem Abschnitte wollen wir alles Dasjenige zusammenfassen, was in dem
früheren Capitel über die äussere Erscheinung der Weddas nicht zur Sprache kam (siehe
Seite 85 dieses Bandes), und was in der hernach folgenden Darstellung nicht untergebracht
werden konnte.
377
Die Haltung des Naturwedda ist gerade, ohne militärisch steif zu sein; seine
gewöhnliche Gangart ist die eines rüstigen, im Schritte ausgreifenden Fussgängers. Die
A.xt, welclie er immer mit sich führt, schultert er (siehe z. B. Taf. XXV und XXVl). Im
Gehen ist er ausdauernd; „Zehn oder fünfzehn Meilen (englisch) gelten ihm als nahe,
er ist eine Greatur der Bewegung" (Stevens, 108): „Sie sind schnell im Laufen, sorlass
es einer Hirschheerde, der sie auf der Spur sind, unmöglich ist, zu entkommen" (van
Goens. 33; über ihr Verhalten auf der Jagd siehe unten im betreffenden Abs(duiittc).
Die im Jahre 1817 gegen die Engländer, gemeinsam mit den Singhalesen, kämpfenden
Weddas „ermüdeten die englischen Truppen durch ihre ausserordentliche Activität
in einem ernsthaften Grade" (Sirr, 106. pag. 218).
Steht der Wedda längere Zeit an einer Stelle, so kommt es vor, dass er nur auf
das eine Bein sich stellt, wobei er das andere in der Weise gegen das stehende anstämmt,
dass er mit der Fusssohle des einen das Knie des anderen berührt. Mit der einen Hand
stützt er sich dann auf seine Axt, deren Stielende auf den Boden gestellt wird. Seine
Haltung ist dann ebendieselbe, wie sie beispielweise Schweinfurth (100, pag. 238) von
einem Niamniam-Häuptling abbildet, nur dass dieser nicht auf eine Axt, sondern auf einen
Speer .sich stützt.
Hat der Wedda einen Bogen in der Hand, so stellt er ihn immer mit dem einen
Ende auf die Erde. (Siehe z. B. Taf. XXV, Fig. 44 und XXVI. Fig. 49.)
„Wenn die Männer dastehen, pflanzen sie zuweilen einen Stab, den sie gelegentlich
mit sich führen (dies ist der Grabstock, siehe unten Abschnitt: Vegetabilische
Nahrung) vor sich hin, mit beiden Händen ein wenig über der Höhe der Stirn ihn
umgreifend und beugen sich vor in einer höchst sinnlosen und ungraziösen Stellung"
(Anonymus 1823).
Heim Sitzen ricJiten sie die Kniee der an den Leib gezogenen Heine meistens
senkrecht empor und kauern so wie unsere Kinder; dabei legen sie gerne die Arme auf
die Kniee und lassen sie nach vorne hinabhängen. Wir haben auch, aber seltener, beobachtet,
dass sie die Beine beim Sitzen unterschlagen, wie wir es von so vielen Orientalen
wolil kennen. Deschamps (25) bemerkte dasselbe; es mag angelernt sein.
Beim Liegen streckt der Wedda sich gerne voll auf den Rücken hin; doch schläft
er auch auf der Seite. Wenn keine weiche Unterlage zur Hand ist, legen sich Männer,
wie Frauen auf den nackten Boden hin; an der Küste sahen wir ein junge Frau auf dem
Steiiiplattenljoden des Rasthauses schlafend daliegen; ihr Kindchen lag neben ihr nackt
auf dem Steinboden und sog an ihrer Hrust. Ueber Nacht legen sie sich auch gerne auf
die Asche. Ks ist nichts darüber bekannt, ob sie sich auch aus Blättern eine weiche
Unterlage bereiten.
Deschamps beobaiditete, wie sie klettern. Der Baumstamm wird, soweit er
ohne Aeste ist. umarmt; die Arme ziehen, flie Füsse stossen, sie klettern somit wie
unsere Knaben und zwar mit ziemlicher Leichtigkeit. Sobald der beobachtete Wedda zu
S A E A S I N , Csj-lon III. 48