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Viel reichliclier als über die Tamüen fliosson in der Literatur die Mitthcilniigcii
i-.ber dieSiughalesen, welche von je her anf fast alle Reisenden eine besondere Anziehung
ausgeübt liaben. Ueberdies sind im letzten Jahrzehnt mehrmals Truppen von Singhaloscu
in den en,-opäischcn Städten zur Schau gestellt und von verschiedenen Anthropologen untersucht
und beschrieben worden. I.eider scheint aber enie ziemlich bunte Gesellschaft, wie
sie sich in den Strassen der Hafenstädte findet, unter singhalesischer Flagge gesegeh zu
sein; denn ans einer grossen Serie von Photographieen, welche Herr Dr. von Luschaii
von einer dieser Gesellschaften aufgenommen und uns frenndlich überlassen hat, ersehen
wir dass neben einer Reihe zweifellos ächter Singhalesen und Singhalesinnen auch Tamilen
und mannigfache Mischlinge dieser l)eiden Stämme untereinander und, wie uns scheint.
selbst mit Indo-Arabern sich dabei befunden haben.
Was Abbildungen von Singhalesen betrifft, so verzichten wir darauf, alle diejenigen
namhaft zu machen, welche gelegentlich in Reisebesdireil.ungen und Schilderungen von
Ceylon eingestreut und mehr Tracht und Sitten als die anthropologischen Züge wiederzugel.
en bestimmt sind. Von höherem Werthe sind darunter das Farl.enl)ild in Davy's
Ce^don wo ein Kandy'scher Vornehmer mit seinem Gefolge ziemlich gut dargestellt ist,
und ferner die Zeichnmigen in v. Ransonne t's (29) herrlich illustriertem Ceylon-Werke,
obschon nicht zn verkennen, dass der genannte Meister die Landschaften und den Pflanz,-nwuchs
der schönen Insel mit weit grössrn-er Kunst und Trene wiederzngel.en verstaml ak
die Typen der Bewohner.
Die ersten nach Photographieen hergestellten Bilder dürften wohl die von Schmarda
(34) sein doch hat die Reproduction in Holzschnitt dmen vi(d von ihrer Natürlichkeit
oenommen. Dann hat Virchow (41, p. <las bekannte Bild einer singhalesischen
Schönheit reproduciert. welche die bei Frauen so seltene Erscheinung einer A.llernase
aufweist. . 1 rp ,
Von den nach Europa gelangten Singhalesen haben ferner S e rni r i e r und len Kate
(3(5) 111 Heliogravüre 5 kleine Bilder gegeben, und endlich hat Deschamps (10) einen
Singhalesen d"er Ebene mit ungewöhnlich starkem Haarwuchs dargesteUt.
Der Unterschied zwischen den Singhalesen der Küsten-Provinzen und denen der
i;erge wird von mehreren Autoren sehr überscliätzt, ja man begegnet selbst zuweilen der
vollkommen irrigen Ansicht,- dass man es mit zwei Stämmen ganz verscliiedenen Ursprungs
zu thun hal^e. während die meisten Autoren die Meinung aussprechen, dass die Differenzen
des Klnnas an den Abweichungen der beiden (iruppen von einander Schuld tivagen. Unseneigene
Ansicht über diesen Punkt haben wir ol)en (pp. 130, 183-134) veimuthungsweise
wiedergegeben.
In dem Abschnitt über die Körpergrösse liaben wir als liesultat unserer Messungen
hervorgehoben, dass die Männer der Berge durchsclndttlicl, etwas kleiner seien als (Uo
Leute des Flachlandes. In demselben Sinne äussert sich Schmarda (33, p. 462), oluio
bestimmte Maasse anzugeben, während Cordiner (8, L p. 131) keinen Grössenunterscinca
gesehen hat, Davy (9. p. 109), de Butts (6, p. 138) und Sirr (37, II, p. 341) den
Kandiern durchschnitthch eine höhere Statur zuschreiben.
Man sieht aus diesen Widersprüchen, wie nothwendig es ist, grössere Messungsrcihen
anzustellen, um zu einiger Sicherheit zu gelangen, indem man sonst allzu leicht
aus einzelnen dem Gedächtniss sich besonders einprägenden Personen unrichtige Schlüsse
auf die Gesammtheit zieht.
Die meisten Grössenangaben in der Literatur lauten unbestimmt. „Klein" werden
die Singhalesen genannt von l lof fmeister (16, p. 95) und L i n n i n g (5, I, p. 11), „nicht
aross'^ "von Ralph Fitch (12, p. 39), der Ende dos 16. Jahrhunderts Ceylon besuchte,
el.enso von Valentyn (40, p.43), „eher unter Mittelgrösse" von Cordiner (8, I, p. 94),
„von mittlerer Grösse" vonSalmon (30, p. 588), „im Allgemeinen unter der europäischen
Mittelgrösse" von Schmarda (33, p. 461), eiidhch irrthümlich „meist gross" von II ä f f t er
(15, p. 39) und „gross" von Pyrard (28, p. 88).
Die älteste Maassangabe stammt von Percival (2ß, p. 188), der den Singhalesen
eine mittlere Grösse von etwa 1727 mm (5' 8") zuschreibt, was viel zu hoch ist, indem
von den 45 von uns gemessenen Männern nur 4 1700 erreichten. Viel richtiger schätzt
Davy (9, p. 109) die mittlere Höhe auf 1625 oder 1650 mm (5' 4" oder 5''). Letzteres
Maass giebt auch v. Scherzer (32, p. 269) an. Sirr (37, H, p. 38) nennt 1676 (5' 6")
als ungefähres Mittel, was wieileruni erheljlich zu hoch ist.
Aus einer der nach Europa gelangten Singhalesen-Truppen hat Manouvrier (22,
p. 718) einen i\Iann zu 1596 und einen Jüngling zu 1576 gemessen; er sagt (p. 713),
die Männer seien von mittlerer Grösse, nur zwei könnten über 1700 gewc.sen sein.
Virchow (41, p. 49) wählte aus einer zweiten Truppe 4 Männer aus, die ein Mittel von
16-1:4 ergaben. Eine dri t t e Singhalesen-Gesellschaft wurde von Serrurier und Ten Kate
(36. p. 5) untersucht. Das Grössenmittel, welches sie für 11 Männer erhielten, betrug
1599 mm. Indessen zählt nur ein Einziger von diesen 11 Männern mehr als 24 Jahre;
es sind also fast lauter unansgevvachsene Formen in Rechnung gezogen worden, und es ist
daher die erreichte Mittelzahl zu niedrig.
Endllcli hat Deschamps (10, p. 334) in Ceylon selbst 16 Männer gemessen und
ein Mittel von 1605 mm erhalten. Er nennt die Herkunft seiner Leute nicht, doch
möchten wir aus der ziemlich geringen (irösse und aus anderen später zu besprechenden
Angaben schliessen. dass Dcschamps Singhalesen vor sich gehabt hat, in denen ziemhch
viel Wedda-Blut floss.
In unserem Vorberichte 1886 galicu wir als Mittel von 22 Singhalesen-iilännern
verschiedener Provenienz 1624 nmi an (31. p. 293). was mit unserem jetzigen, aus doppelt
so vielen Messungen erhaltenen l!esultatc von 1625 mm so genau übcreinstimint, dass diese
Zahl wohl vom richtigen Dnrchschnittsmaasse der gesammten singhalesischen Varietät (Tiefliinder
und liergbewohnei') nicht weit entfernt sein dürfte.
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