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sich (larnit ähiiHcli vcrlialten. Virchow hat einen seiner Schädel, den eines jungen Mannes,
auf Tai'. III. seines Wedda-Werkes (8) abgebildet.
Eeicher fliessen die Mittheilungen über die continental-indisclien Verwandten der
Ceylon-Tamilen. AUein hier begegnen wir dem überaus grossen üebelstande, dass die Herkunft
der Schädel sehr oft recht wenig genau bestinmrt ist. Zuweilen findet man sogar
alle aus Indien stammenden Schädel unter der Collectivbezeichnung „Hindu" zusammengefasst,
während es doch vielleicht kein Land der Erde giebt, wo eine sorgfältige Analyse
nüthiger wäre als gerade in Vorder-Indien, weil, wie wir schon früher bemerkten, Stämme
sein; Yerschiedener, anatomischer Höhe enge nebeneinander wohnen.
So lange nicht die einzelnen Stämme monographisch bearbeitet sind, wird es kaum
niüglicli sein, Vergleiche zu ziehen, welche mehr als heuristischen Werth beanspruchen
dürfen. Erst wenn einmal die Völkerschaften Indiens, nach ihrem Aeusseren und ihrem
Skelettbau, in einer gewaltigen Serie von Bänden werden dargestellt sein, wie wir für diejenigen
Ceylon's einen zu schaffen versucht haben, wird ein klarer Einblick gewonnen
werden können.
Das prachtvolle Werk von Dalton (2), welcher auf 38 Tafeln die Volkstypen von
Bengalen wicdergiebt, hat einen Anfang hiezu gemacht. Leider aber ist dieser Weg wieder
verlassen worden, und man scheint sich gegenwärtig mit blosen Körpermessmigen begnügen
zu wollen, während man docli eingedenk sein sollte, dass Messungen einer Anzahl von
Kopf- und Kürperproportionen, so werthvoll sie auch sind, für sich allein niemals ein Bild
ersetzen können. Wir werden daher aus den erwähnten Gründen nur einiges wenige aus
der indischen, kraniologischen Literatur gelegentlich berühren.
Curven mit dem Rieger'sehen Apparate haben wir von Tamil-Schädeln keine gemacht,
und wir wenden uns daher direct zur Beschreibung der Schädel selb.st.
Der Form nach ist auch der Tamil-Schädel lang und schmal, mit ziemlich steil
aufstrebenden Seitenwänden und leicht dachförmig abgeplattetem Scheitel (siehe z. B.
Taf. LVI); aber, während der Schädel des Wedda durch Zartheit und geringe Entwicklung
der Knochenmasse sich ausgezeichnet hatte, ist der tamilische in der Regel ungemein
kräftig und scliwer.
Das Gewicht unserer 13 männlichen Schädel beträgt im Mittel 711 Gramm. Nur
ein einziger, und zwar der, wie schon erwähnt, der directen Mischung mit Wedda-Blut
stark verdächtige, Nr. XIII. blieb mit seinem Gewicht (c. 495) hinter dem VVedda-Mittel,
574 Gr., zuriick, und ein zweiter (IV) entsprach demselben. Auch an diesem letzteren
Schädel, welcher einem sehr alten Manne angehört hatte (Taf. I.VII, Fig. I I I ) deuten manche
^lerkmale auf Wedda-Verwandtschaft hin. Dies kann entweder die Folge von direc-ter Vermischung
mit den. Weddas der ceylonischen O.stkiiste sein, oder davon herrühren, dass
imter den tiefen Kasten der Tamilen thatsächlich Wedda-artige Stämme sich finden, wie
wir schon früher (p. 115) bemerkt haben.
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Alle anderen Schädel sind dagegen beträchtlich schwere)-, imd das höchste von
uns constatierte Gewicht (914 Gramm beim Scliädel Ni'. 1) liedeutet sogar eine ganz excessive
Knochenentwickhuig.
Auch die weiblichen Tamil-Schädel erscheinen durchschnittlich schwerei- als die
weddaischen (566 gegen 521 Gramm).
Mit diesem schweren Knochenliau verbindet sich eine starke Ausliildung aller
Muskelcristen und Fortsätze. Die Sclüäfenlinien greifen in der Regel weit in die Höhe
(siehe z. B. Fig. 109, Taf. LVI, Profilliild), so dass sie zuweilen bei der Ansicht des Schädels
von oben in ausgedehntem Maasse sichtbar werden. Die Maskelzeichiumgen des llijitei--
hauptsbeines sind in der Regel ausserordentlich kräftig; zuweilen wölbt sich die Region
der Protuberanz als ein dicker AVulst vor, und sie selbst ist hin und wieder hakenförmig
gekrümmt (Taf. LVI, Fig. 109). Mastoid- und Styloidfortsätze sind meist mäclitig entwickelt,
und die laterale Pterygoidlamelle stellt in der Regel eine breite Platte dar; audi
der Hamulus pterygoideus ist stark entfaltet. Dazu kommen in der Regel am Stirn1)ein
kräftige Brauenbogen, welche durch eine stark erhöhte Glabella unter einander verljunden
werden (siehe Taff. LVI, LVII und LIX, Fig. 115). Eine ganze Reihe dieser Merkmale
erwähnt auch Virchow (8, p. 86) an einem senilen männlichen Tainil-Schädel (Nr. 2)
seiner Sammlung.
Alle diese Ijesprochenen Eigenschaften wirken zusammen, um dem Schädel der
Ceylon-Tamilen einen überaus kräftigen Ausdruck zu verleihen, während der des Wedda
sich gerade umgekehrt durch Zartheit ausgezeichnet hatte.
Die Ca]iacität der Schädelcapsel ist auch beim Tamilen keine grosse. Unsere
13 inännliclien Schädel ergaben ein Mittel A'on 1336 ccm, immerhin deutlich mehr als
beim Wedda. Das gefundene Maximum war 1498, das Minimum 1236. Zwischen 1200
und 1250 maassen 2. zwischen 1251 und 1300 4,-zwischen 1301 und 1350 2. zwischen
1351 und 1400 2, zwischen 1401 und 1450 2 und darülier 1 Schädel.
Die 7 weiblichen Schädel lieferten ein Mittel von 1171; auch dieses übertrifft das
der Wedda-Frauen.
Die Diü'erenz zwischen beiden Geschlechtern beträgt 165 ccm. Würden wir über
grössere Reihen gebieten, so wäre wohl der Al.istand etwas Ivleiner geworden.
N a c h unserer oben (pp. 172 und 173) gegebenen Eintlieilung reihen
sich die Ceylon-Tamilen beider Geschlechter, ilirer Capacität nach, in die
Gruppe der Eucncephalen ein.
Wegen der von Davis angewandten, abweichenden Capacitätsinessungs-Methode
(s. oben p. 217) lassen wir den von ihm bestimmten Schädel aus der Vergleichung weg.
Die drei TamiliMi-Schiidel (1—3), welche Virchow (8, p. 85 ff.) maass, lieferten Capacitäten
von 1155, 1260 und 1200. Virchow bezeichnet die beiden letzteren als männlich,
den ersten als scheinliar männlich. Eigentlich kommt für uns hier nur ein einziger dieser
Schädel (Nr. 2) in Betracht, weil die beiden anderen von Virchow als noch jugendlich
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