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4. Aeussere Erscheinung der Rodiyas.
Iliezu TaiV. XI^ imd XLV imd Auliaagstabellen 7 imd 8. l^iir die llaiitfarbeu siehe die smghalesisclien Scalen, Figg. 5—S, Taf. II,
Literttturverzeichuiss am Ende des Abschnittes.
Anschliessend an die Singlialesen wollen wir mit einigen Worten der Rodiyas
gedenken, welche von den Ersteren als niederste Kaste so sehr verachtet worden, dass
schon ihre Nähe als befleckend gilt. Knox (8, p. 70 ff.), üavy (4, p. .129 ft'.), S. Casie
C h i t t y (3), Tennent (12. 11, p. 187 ff.) und Sevill (9) haben ausführliche Schilderungen
ihrer Lebensweise gegeben und die vielen und grausamen Unznträglichkoiteii
nandiat't gemacht, welche ihnen ans ihrer verachteten Stellung erwachsen. Wir bi'anclicii
diese so oft wieder abgedruckten Dinge hier nicht zu wiedei'lioien.
Die Rodiyas leben, wie es scheint, iiirgends an den Küsten, sondern im Iiinei-ii zerstreut.
namentlich in den Bergen. In der Nähe von Kandy bei Kailugannawa und liei Badulla
am Ostrand des (Tebirges finden si(di mehrere ihre)' kleinen Dörfer. Andere leben in den
sieben Korales, in Sal)aragamuwa und nach Nevill (9. p. 81) auch in der Wanny.
Die Zahl dei' Rodiyas wird von Casie Chitty (3, p. 172) auf nicht über 1000
geschätzt, (lenaue Anga))en lassen sich auch jetzt nicht machen, da der Census sie nicht
von den Singhalesen gesondei't lieliandelt; doch dürfte die Zahl 1000 für das ganze Land
zu niedrig sein, indem nns ein liodiya-Häuptling bei Badulla sagte, allein in Uwa seien
etwa 500 zerstrent. Deschamps (5, p. 132) wurde iln'e Zahl dort auf etwa (500 angegeben.
Derselbe Autor schätzte ihre (iesammtzahl in dei' Insel auf 2000 bis 3000 oder
vielleicht mehr. AVemi man, wie wir dies oben thaten (p. 69), als Zalil der Rodiyas etwa
2000 annimmt, dürfte dies dei- Wahrheit nahe kommen.
De]' Nanie „Rodiya" soll Iseine Stammesbezcichnung, sondern ein ihnen von den
Singhalesen gegebenes Schimpfwort sehr. Rodda (Tennent, 12, 11, ]>. 188) oder richtiger
rcidu (Nevill, 9, p. 87) bedeutet einfach Schinutz. Sie selber nennen sich nach Nevill
(ibid.) (iadi, und die Tanulen sollen sie nach demselben Autor als Luddi bezeicliiieii.
Auf Tafel XL haben wir zwei Rodiya-Männei' aus einem kleinem Dorfe in der
Nälie von Badulla abgebildet: der Eine dersellien (Fig. 77) ist der Schulze (Ilulawalija)
der dortigen Ansiedehnrgen. Tafel XLV zeigt zwei Rodiya-Frauen ans demselben Oi'te.
Als ein Zeichen ihrer niederen Stellung dürfen die Rodiya-Kranen Ivcine Jacke ti'agen. wie
sie sonst bei den Singhaiesinnen allgemein Mode ist (vergl. z. ]]. Taff. Xldl und XblH)'
sondern müssen den Oberkörper unbedeckt la.SKen; höchstens ist ihnen gestattet, ein Tuch
n
nin den Hals zu Iniiden, welches dann vorne ülier die Brust niederfällt; dei' Rücken bleibt
stets frei. Ein Beispiel hiefür giebt Figur 86 der Taf. XLV.
Ueber die Ursachen der tiefen Degradation, in welcher die Rodiyas, diese Objecte
des Absclieus für den Singhalesen, leben, circnlieren verschiedene Märchen, welche auch
liiii und wieder von europäischen Autoren aufgenommen worden sind. Nach dem einen
sollen ihre Vorväter dem König von Kandy zur Tafel Menschenfleisch statt Wild geliefert
lialien und dafür mit tiefster Erniedrigung bestraft worden sein; nach einem anderen
wurden sie wegen verljotenen Essens von Ochsenfleiscli ausgestossen u. s. w. In Wirkliclrkeit
sind aber die Rodiyas gar keuie Singhalesen, sondern eine Varietät noch unbekannter
Herkunft; nur sind sie stark durchsetzt mit singhalesischen Elementen, welche wegen irgend
welcher Vergehen von den Königen ans ihren ursprünglichen Kasten ausge.stossen und zu
Rodiyas gemaclrt worden sind. Solche Bestrafungen mögen auch den Anlass zu den eben erwähnten
Erzählungen gegeben haben, die sich vielleicht auf bestimmte Fälle beziehen und
dann nachträglich zur Erklärung der Herkunft des ganzen Stammes verallgemeinert
worden sind.
Aus diesen aufgenommenen singhalesischen Elementen einerseits, und aus der
liäutigen Pi'ostitutioir der Rodiya-Frauen andererseits, erklärt sich auch die Aehnlichkeit
vieler Rodiyas mit Singhalesen, wie sie von mehreren Beobachtern betont worden ist, wie
z. B. von S chma rda (11, pp. 258 und 259). Die Rodiyas besitzen neben der singhalesischen
eine eigene Sprache, wenigstens eine grosse Menge eigener Worte. Vocaljularion sind von
i'asic Chitty (3) und. neuerdings von Nevill (9) anfgenonnnen worden, und es stellt zu
hoffen, dass die Sprachforschung ein Licht auf die so dunkle Herkunft dieses Volkes einst
wird werfen können. Ihre Einwandei'ung hi Ceylon muss in sehr frühe Zeit zurückdatieren;
denn nach Tennent (12, 11, p. 187) sollen Rodiyas schon im Rajavali im Jahre 204 vor
miserer Zeitreclinung erwähnt sein.
Wir selber haben uns mit den Rodiyas nur wenig beschäftigt; was wir zu sagen
haben, wird flaher kurz ausfallen und bezieht sich auf Diejenigen der Umgebung von
Badulla.
Die Körpei'grösse von 4 Männern ergab dort ein Mittel von 1689, diejenige von
0 Frauen 1558 mm. Für die Singhalesen hatten wii' 1625 und 1494 gefunden; darnach
stellen sich die Rodiyas als eine erheblich grössere Varietät heraus. Ferner ist ihr Körper
entsrliieden kraftvoller und musculöser als beim Durchschnitts-Singhalesen gebaut.
Auf den singhalesischen llantfarbenscalen (Taf. II, F'igg. 5—8) sind, wie schon
ei'wälint, die Rodiyas mit eingeschlossen und mit RR. (Rodiya von Badulla) bezeichnet.
I'ie (iesichtsfarbe der Männer erwies sich in 5 von 6 Fällen hellbraun, in 1 rothbraun;
bei den Bnistfai'ben fanden wir genau das umgekehrte Verhältniss, 5 rothbraune und
1 liellbiaunen, so dass also die Bi'ustfarben auch bei den Rodiya-Männern durchschnittlich
'Innkler snid als die Töne des Gesichtes. Bei den Frauen haben wir hellbraune, in's
S 4 R A S I N , Coylon III.