De /oysa (122) hat vier Zauberspriiclio dieser Art gegen wilde ïhiere vcröfteiitliclit.
wovon vielleicht nicht einer acht sein mag. Mit dieser Aeusserung wollen wir ja
nicht etwa den hohen Werth seiner Publication singhalesischer Voiksliedchen herabsetzen;
für uns handelt es sich aber hier um specifisch wcddaisches. Folgendes Zaubersprüchlein z. Li.
klingt sehr weddaisch (122, pag. 102):
„Ittschata Avallai
Pattsoliata wallai
Delà dewallai
Situ, appa, sitv:."
Das heisst übersetzt:
„Vorae etwas Hängendes,
Hinten etwas Hängendes,
Zu beiden Seiten etwas Hängendes,
Bleib' stehn, Alter, bleib' stelni!"
Dies gilt dem Elephanten; mit den hängenden Sachen sind der Rüssel, der Schwanz und
die Ohren gemeint. Dieser Zauberspruch ist jedoch ganz nahe verwandt mit einem von
H a i l o y (6, pag. 304, Anmerkung) überlieferten, singhalesischen gegen Zahnweh, in
welchem Sonne, Mond mid Buddha zu Hilfe gerufen werden; er ist also ebenfalls singlialesischen
Ursprungs oder doch eine Nachbildung (siehe auclt unten, Abschnitt: (besang
und Poesie).
Dass von den Weddas Zaubersprüche gegen wdlde Thiere gesungen werden, giebt
schon der Anonymus 1823 an und mehrere der späteren Autoren; die meisten dieser
Sprüche din-ftcn indessen von singhalesischen Jägern stammen. Bailey sagt darüber ((3,
])ag. 299): „Ich habe selbst mehrere Weddazaubersprüchc notiert oder notieren lassen,
wehdie. wie ich informiert wurde, den Singhalesen nicht bekannt sind, obwohl in einigen
d e r s e l b e n eine gewisse Aehnlichkeit mit solchen besteht, die von den Letzt
e r e n gebraucht werden. Es sind Zaubersprüche zum Schutze gegen Elephanten,
Leoparden, Bären und Sauen." ,,Unter den Singhalesen", schreibt ïennent (110,
tom. 1. pag. 139, Anmerkung) „besteht eine Glaube, dass gewisse Zanbersprüche wirksam
sind als Schutz gegen die Wuth der Bären; und diejejügen, deren Beruf sie lîegegnungcn
solcher Art aussetzt, pflegen einen Talisman zu tragen, den sie entweder an ihrem Halse
befestigen oder in die Falten ihres üppigen Haares einwickeln."
Einen solchen Talisman tragen auch zuweilen Weddas, wenigstens Weddafranen.
So enthält das Röllchen, welches die in Figur 33 (Tafel XIX) und Figur 37 (Tafel XXi)
abgebildeten Frauen am Halse tragen. sicherlich einen solchen. Letztere Frau hat auch
etwas dergleichen im Haare angebracht (siehe Seiteid)ild und auch oben Seite 398). Wir
haben es hier mit der Nachahmung einer singhalesischen Sitte zu thun, welche noch weuig
in die Naturweddas eingedrungen ist. Das Röllchen enthält wahrscheinlich einen singhale.
sisch geschriebenen Zauberspruch.
Auch gegen Krankhei ten kommen Zaubersprüche zur Verwendung, wie wir dies
von manchen Autoren erwähnt finden; es hat diese Handlung die Bedeutung, den Dämon,
von welchem der Kranke besessen ist, auszutreiben, und sie stellt singhalesischen Dämonencultus
dai'. Es findet sich diese Sitte bei den Cul tnrweddas, die auch oft den singhalesischen
oder tamilischen Dämonenpriester in Krankheitsfällen als Hausarzt kommen lassen.
Die von höheren Cultureinflüssen noch unberührten Naturweddas wissen niclits davon.
Zauberschnüre. Auch die Sitte, eine geweihte oder verzauberte Schnur um
ein krankes Glied zu binden, ist, wo sie sich unter Weddas findet, singhalesischen Ursjirungs.
Am besten wird dies illustriert durch die Aussage des Lamprey'schcn Naturweddas
in Kandy. Es heisst daselbst nach dem Berichte der singhalcsischen Zeitung
Laidva Nidhana (siehe bei Lamprey): „Einer der Weddas hatte einen Faden um seinen
Arm gebunden und sagte, er sei ihm von einem Singhalesen des Niederlandes umgebunden
worden, weil er an seinen Fingern gelähmt sei. Aber der alte Wedda bemerkte, dass es
mn- ein Betrug sei, da die Finger so lahm geblieben seien, wie zuvor."
Solche um den Arm und den Hals gebundene Zauberschnüre hallen wir mehrmals
bemerkt. Wir haben schon oben (Seite 398) auf dieselben aufmerksam gemacht. Solche
Ilaisschnüre, wie die ni Figur 6 (Tafel V), 14 (Tafel IX) und 15 (Tafel X) dargestellten
'Weddas tragen, sind jedenfalls nicht als Schmuck aufzufassen, sondern hängen mit singhidesischem
Aberglauben zusammen. Nebenbei bemerkt muss die singhalesische Sitte,
Zanberschnüre nm den Arm zu binden, sehr alt sein; denn wir finden sie im Mahawansa
schon bei der Erzählung von der Ankunft des Widjaya auf Ceylon im siebenten Capitel
erwähnt. Es heisst daselbst (119, pag. 32): „Mit Widjaya an ihrer Spitze nahte sich die
ganze Gesellschaft dem Heiligen und fragte ihn: ....Bitte, Heiliger, welches Land ist dieses?""
Er antwortete: „„Das Land Lanka."" Nachdem er so gesprochen, segnete er sie,
indem er aus seinem Kruge Wasser auf sie sprengte, und nachdem er (verzauberte) Fäden
nm ihre Arme gebunden hatte, verschwand er durch di(> Luft."
Huniyamzanber. Der sehr allgemein verbreitete Glaube, dass Menschen und
Thiere durch Zauberei getödtet werden könnten, drang auch zu manclieji Weddas.
Dei- wegen Mordes in Kandy verhörte Wedda hatte einen singhalesischen Vagabunden erschlagen,
weil der Ei'mordete ihm zwei Hnnde durch Zauberei getödtet habe und nun
<laurit umgegangen sei, ihn ebenfalls auf dieselbe Art umzubringen; denn es habe jener
Singhalese zu diesem Zwecke ein Teufelsopfer gemacht und dieses ihm in das Jagdgebiet
gelegt. Damit war offenbar ein sogenanntes Huniyam gemeint (cf. De Silva, 105,
pag. ()8: Neil. 70, pag. 116; und De Zoysa, Ihmiyamzaubergesang, 122. pag. 103).
Um es nun noch einmal kurz zusaunnenzufassen, so beschränken sich die transcendentalen
Anschauungen der völlig unbeeinfiussten Naturweddas auf eine unbestimmte
Viirstellung vom Weiterleben der Seele nacli dem Tode am Orte des Todesfalles und auf
eine uid\lare Verehrung des Pfeiles. Alle anderen für die Weddas behaupteten religiösen