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riehtcrstatter. der persönlich von diesem Umstände sich überzeugt hätte; es würde sich
also für die weitere Forschung empfehlen, der Sache einige Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Vielleicht findet man diesen Gebrauch anch noch von Culuirweddas ausgeübt; denn Bennett
Hess sich von solchen erzählen, dass sie um ihre Hütten Dornbüsche ohne Ordnung- umhcrstreutcn.
Wie in der üeberschrift angedeutet, können wir in diesem Kranz von dürren
Zweigen eine Primitivform der Umzäunung erblicken.
Körperbedeekung.
Völlige Nacktheit. Die Möglichkeit, dass bei Naturweddas noch gegenwärtig
völlige Nacktheit wenigstens tcnipiu-är vorkomme, können wir nicht ganz von der Hand
weisen. Wir selber haben die Weddas nie in diesem Zustand angetroffen; es war uns
aber auch nie die Gelegenheit geboten, eine Weddafamilie unvermittelt zu überraschen.
Eine Bemerkung von Stevens (108, pag. CLXH, Anmerkung) ist jedoch hier heranzuziehen,
welche folgendermaassen lautet: ,.In einer Niederlassung der Felsenweddas wurden
zehn Mämier in absoluter Nacktheit angetroffen." Frauen waren anwe.send, wie aus einem
weiteren, unten noch zu besprechenden Zusätze hervorgeht. Der Tamil (109) berichtet;
Wenn sie an ihren eigenen Orten sind, haben sie keine Art von Bekleidung.
Regel ist völlige Nacktheit gegenwärtig jedenfalls nicht: unsere diesbezüglichen
Kragen in Wewatte wurden negativ beantwortet: auch wenn sie unter sich sind, sagte
man uns. gehen sie nie völlig nackt. Dies beweist natürlich nichts für andere Districte
oder irgend etwas gegen die positive Angabe von Stevens.
Für die Vergangenheit erklärt Virchow (115) hinsichtlich der Naturweddas gewiss
mit Eecht: „Vor nicht langer Zeit war noch völlige Nacktheit Regel«. Wenn er
hinzufügt. ..oder höchstens durch die Bedeckung der Schamtheile gemilderte Nacktheit,-^
so düi-fen wir nicht ausser Acht lassen, dass gerade durch die Bedeckung der Zeugungstheile
der wichtigste Schritt von völliger Nacktheit zur Kleidung hm geschieht, dass damit
zugleich auch der Erwerb einer sexuellen Scliamempfindung verknüpft ist. welche, solange
diese Theile unbedeckt gelassen werden, noch nicht existiert haben kann.
Der Tamil sagt kurz: Früher trugen die Weddas keine Art Kleid; aber dies
ist zu allgemein ausgesprochen: denn die Zeit, da völlige Nacktheit bei den Naturweddas
Regel war. liegt jedenfalls weit zurück, weiter, als wohl auch Virchow es sich denkt,
wie wir unten bei Besprechung der Bekleidung zeigen werden; wenn aber Nevill (78.
pag. 32) den Satz Virchow's mit den Worten zurückweist: „Es existiert kein (iTund
anzunehmen, dass die Weddas jemals absolute Nacktheit adoptierten," so irrt er sic.h.
Das ist gewiss, sie adoptierten nicht von neuem Nacktheit, nachdem sie schon Bekleidung
erworben hatten, aber sie befanden sich sehr wahrscheinlich ursprünglich in vollständig
nacktem Zu.stande. und zwar folgt dies aus der Analogie mit anderen tiefstehenden Foimen,
von denen einige, ob .sie schon anthropologisch höher geschätzt werden müssen als die
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Weddas, doch sowohl Männer als Frauen in absoluter Nacktheit verharren; so lun eines
Beispieles statt vieler zu erwähnen, die von P. Ehrenreich (27) untersuchten und abgebildeten
Botocuden. Dann finden wir in einer Tradition der südindischen Tamilen über
die Urstämme dieses Landes absolute Nacktheit als ursprünglichen Zustand vorausgesetzt
(5); nicht anders in der Genesis für den Urmenschen (siehe darüber auch unten: Geschichte).
Welcher Werth der von Stevens berichteten Beobachtung beizulegen ist,
iriüssen weitere Forschungen lehren.
Dass die Kinder der Weddas ganz nackt gehen, ist selbstverständlich, da dies
ja auch bei den Cultur-lndern der Fall ist.
Die Lendenschnur. Jeder Wedda, sowohl Mann als Weib, trägt, falls er nicht
völlig nackt geht, eine Schnur um die Lenden, welche nach Nevill aus dem Bast der Sanseviera
zejManica Willd., Haemodoraceae, singhalesisch niyanda, gearbeitet ist; doch wei'den
jedenfalls auch noch diejenigen anderen Pflanzen, welche wir unten aufführen werden (siehe
den Abschnitt: Geräthe: Bastseile) dazu verwendet. Die Lendenschnur dient zum Festhalten
der Bekleidungsstoffe und ferner zum Einklemmen von Gegenständen, wie z. B. der Axt (vergleiche
den Holzschnitt unten im Abschnitt; Jagd), oder der nun gleich zu besprechenden
Blätterzweige (Figg. 44 und 45. Taf. XXV) oder von Tuchbeutelchen (Fig. 49 Tafel XXVI).
Auf P'igur 46 (Tafel XXV) ist ein Kind dargestellt, welches nichts als die Lendenschnur
zur Bekleidung an sich hat; daranhängen, wie es scheint, einige Schutzgegenstände gegen
dorn bösen Blick; dies ist eine singhalesische Sitte.
Die Lendenschnur spielt auch eine Rolle bei der einzugehenden Ehe. worüber später.
Die Singhalesen nennen die Lendenschnur nach Bailey cliyalanuwa, Wasserschimr;
sie ist als solche wohl der Veiiäufer des Gürtels, welch' letzteren wir demnach als ein sehr
altes Kleidungsstück aufzufassen hätten.
Blätterl:>ekleidung. Als wir im Jahre 1885 die Weddas von Dewilane nach
ihrer Bekleidung ausfragten, wurde uns mitgetheilt, dass, wenn sie unter sicli seien, sie
als Bekleidung Blätter trUgeji. Wir forderten sie auf, sich gleich so aufzuputzen, und
sofort brachten zwei anwesende Knaben mit grosser Geschwindigkeit Zweige eines lorbeerartigen
Strauches herbei. Die anwesenden erwachsenen Weddamänner schoben nun dieselben,
einen ueben dem andern unter ihre Tjendenschnur und zwar in der Weise, dass die Zweige
mit den Blättern nach abw-ärts gerichtet hingen und dass sie mit einander eine Art Hüftrock
aus |]lättcrn um die Hüften herum darstellten. (Im Französischen würde mau sagen jupe;
das deutsche Wort Unterrock ist wegen seines doppelten Sinnes nicht zu verwenden.) Ali
flas geschah so rascli und ohne langes Besinnen, dass am völligen Vertrautsein unserer
Weddas mit dieser Art Bekleidung nicht gezweifelt werden konnte.
Wir besuchten darauf die in der Nähe befindliche Weddaniederlassung Nadenagaina:
nachdem wir einige Zeit daselbst verweilt hatten, kamen die dortigen Weddafrauen,
in das Blätterkleid gehüllt, heran: doch trugen sie unter dem Blätterbusch noch ihr jetzt
allgemein von ihnen als Kleidung gebrauchtes Hüfttuch.