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liIiitii'
sehr häiitig die Form der Adlernase annimmt. Niedere und breite Nasenformen kommen
indessen sowohl bei Taniilen, als anch. wenn gleich seltener, bei Siughalesen vor.
Die L ippen sind beim Tamil und beim Singhalesen durchschnittlich kräftiger
als beim Wedda, oft sogar entschieden wulstig zu nennen.
Wir gehen nun zur Vergieichung der osteologischen Verhältnisse über. Zuniichst
ist die Zartheit und Leichtigkei t der Knochen des Wedda hervorzuheben, während
die Singlialeseii und noch mehr die Tamilen einen weit schwereren Knochenbau besitzen.
Die Zahlen für das Scbädelgewicht sind liei den Wedda-Männern 574 Grnmm,
bei den Singhalesen 657 Gr. und bei den Tamilen 711 Gr.
Dünne und Li-ichtigkeit der Knochen sind nun bekanntlich bezeidniende Merkmale
wilder Thiere, im Vergleich zu domesticierten (siehe Brehm. 1. I, p. 425). wie zum Beispiel
die wilde Stammform der Han.skatze, Felis maniculata. einzig durch ihre dünneren
Knochen von der gezälimten Form sich unterscheiden soll.
Wenn nun auch der Zustand von Völkern, wie Tamilen und Singhalesen, nicht
direct als eine Domestication bezeichnet werden kann, so ist eine Analogie doch nicht zu
verkennen, und wir möchten daher in der Zartheit des Knochensystemes beim Wedda
einen ursprünglichen Znstand sehen und im schwereren Knoclienbau menschlicher Varietäten
abgeleitete, wenn auch keineswegs immer durch Cultur herbeigeführte Verliältnisse.
wie zum Beispiel die Australier lehren.
Mit der Zunahme der Knochenmasse steigert sich auch die Stärke der Miiskelcristen
und Fortsätze bei Singhaies und Tamil.
Die Capacität der Schädelcapsel beträgt bei den Wedda -Männe r n reinen Blutes
höchstens 1250 ccm im Mittel, mit Einschluss aller Mischformen dagegen etwa 1280 ccm.
Bei den Tamilen steigt sie auf 1336, bei den Singhalesen auf 1345 ccm. Die Weddas
sind also deutlich ölige n c e p h a l , die Tamilen und noch mehr die Singhalesen
e n e n c e p h a l .
Der Form nach ist der Schädel aller drei Varietäten dolicliocephal; der der
S i n g h a l e s e n zeigt diese Eigenschaft von den dreien am wenigsten, indem er einen seitlich
etwas mehr ausladenden Bau besitzt. Der mittlere Längenbreiten-Index im männlichen
Geschlechte beträgt bei den Weddas unserer Sammlung 71.6, bei den Tamilen 70.8 und
den Singhalesen 72.5. Den nieder,sten Index fanden wir bei den Weddas des Jniiei'en,
70.5; die Steigerung des Index auf 71.6 erfolgte durch Hinzunahme der Kustenformen,
deren gelegentliche Mesocephalie eine noch unerklärte Sache ist.
Von 79 Wedda-Schädeln beider Geschlechter waren 84.8 Procente dolichocephal,
13.9 mesocephal und 1.3 brachycephal, von 25 Tamil-Schädeln 84 Procente dolicliocephal.'
12 mesocephal und 4 brachycephal und von 30 Singhalesen-Schädeln 86.7 Procente
dolicliocephal 13.3 mesocephal, 0 Procent brachycephal. Es herrschen somit bei allen drei
Stämmen sehr ähnliche Verhältnisse.
Die Sagittalcurve rles Schädels ist am kleinsten beim Wedda, wo sie bei den
Männern blos 360.3 mm im Durchschnitt misst, grüssei- bei den S ingha l e s en, 367.9, und
noch mehr bei den Tami len, 374.5. Die Frontalcurve dagegen ist bei den Singhalesen
mit 310.4 mm am grössten, gegen 305.5 beim Tamil und 297.4 beim Wedda.
V i r c h ow (4. p. 91) glaubte, zwischen den drei ceylonesischen Varietäten einen
Unterschied im Aufbau der Schädelcapsel insofern constatieren zu können, als die drei
Knochen: Stirnbein, Sclieitelbein und FTinterhauptsbein sich in ungleichem Maasse an der
Bildung der Sagittalcurve betheiligen sollten. Er sagt, dass, während ))ei den Tamilen
der frontale Abscluiitt cnbiiiniere, bei den Singhalesen und noch mehr bei den Weddas
der occipitale stark entwickelt sei.
Wenn wir l)ei den männlichen Schädeln unserer Sammlung bereclnien. welchen
Antheil das Ilintei'hauptsbein in Procenten an der Sagittalcurve nhnmt. so erhalten wir
])ei den Weddas die Zahl 29.7, bei den Tamilen 30.2 und bei den Singhalesen 30.5.
Diese Zalilen stimmen so nahe mit einander überein. dass man nicht von einem Unterschiede
in dieser Beziehung reden kann.
Das Stirnbein ist beim Wedda und beim Tamil öfters fliehend, bei den Singh
a l e s e n durdischnittlicli höher und sdiöner gewöllrt; l)ei den Letzteren erreichen aiicli
die Brauenbogen nur selten eine starke Entwicklung, während die Weddas und noch mehr
die Tamilen einen oft recht kräftigen Superciliarschirm aufweisen.
Die Breite des Stirnbeines wächst vom Wedda zum Tamilen und von Diesem
zum Singhalesen an; es beträgt nämlich die kleinste Stirnbeinbreite beim männlichen
Wedda 90.8 mm. beim Tamil 93.5 und beim Singhalesen 94.4 und die grösste Stiriibeinbreite
bei den drei Formen 107.9. 109.7 und 111.7 mm.
Umgekehrt nimmt die Länge der Pars nasalis des Stirnbeins ab, von 8.5 mm
beim Wedda. zu 7.8 beim Tami l und 6.6 mm behn Singhalesen, und damit verringert
sich der Antheil. welchen das Stirnbein am Aufbau der medialen Augenhöhlenwand nimmt.
Die Scheitelbeine sind beim Wedda und beim Tami l leicht dachförmig abgeplattet,
während die Singhalesen durchschnittlich eine vollere Wölbung der Schädelcapsel
besitzen.
Den Processus frontalis der Schläfenschuppe fanden wir bei 10.5 Procenten
unserer Wedda-Schädel, bei 7.4 Procenten der Tamilen nnd bei 18.75 Procenten der
si 11 g h a l e s i s c h e n Schädel. Wenn Untersuchungen grösserer Reihen von Schädeln diese
Zahlen bestätigen, so wird man jedenfalls annehmen müssen, dass die Häufigkeit des
Stirnfortsatzes bei den Singhalesen einen secundären Erwerb darstellt.
liechnet man zu den Stirnfortsätzen auch die epipterischen Schaltknochen
hinzu, so erhalten wir Abweichungen im Bau der Schläfenregion von den normalen Verliältnissen
bei 44.8 Procenten der Wedda-Schädel, 29.6 der Tamilen und 43.75 der
S i n g h a l e s e n .
Persistenz der Sutura transversa des Hinterhauptsbeines haben wir bei Weddas
niemals beobachtet, dagegen mehrmals bei Tamilen und Singhalesen. A priori wäre, wenn